Les Héritiers Saint-Genys - Beaujolais: Morgon Aux Charmes 2019

Lobenberg: Die Domaine sitzt mitten im historischen Herzen von Chassagne Montrachet. Um genau zu sein, sogar inmitten eines der besten Crus der Gemeinde, dem Clos Saint-Jean. Seit geraumer Zeit ist die Domaine allerdings auch im Beaujolais unterwegs. Als Côte d'Or-Domaine werden die Gamays hier allerdings wie feinste Pinot Noirs behandelt. Das heißt die Weine stammen aus Einzellagen, nur den besten Parzellen. Dann findet eine normale Vergärung im Holzcuve statt, keinerlei Maceration Carbonique – und zwar direkt nach der Ernte in Morgon. Für den Ausbau in burgundischen Fässern wird der Wein dann nach Chassagne-Montrachet gebracht und reift dort in der Domaine. Aux Charmes liegt etwas tiefer am Hang als die andere Lage der Domaine En Ruyere. Ruyere ist vulkanisch und Charmes ist sandiger, ergibt daher die etwas charmanteren und feineren Weine. Aux Charmes hat immer mehr Charme, Rundheit und Druck, der Name kommt nicht von ungefähr. 2019 ist so reich und zugleich unglaublich elegant im Beaujolais, das läuft tatsächlich schon in Richtung Pinot Noir mit dieser saftigen, kühlen Kirschfrucht. Dazu ein bisschen süßherber Kakao und Holunderbeere, im Nachhall schießt Cassis nach oben. Der Wein ist wirklich eine Wonne! So viel Frucht, köstlich cremig und dicht, zieht samtig über den Gaumen. Wir haben mehr Spannung und Energie als in 2018, das schokoladiger war. Durch den speziellen Ausbau wie Burgunder ohne Maceration Carbonique haben die Gamays von Saint Genys gewaltig viel Struktur. Dichte, samtige Tanninmassen schieben die süßsaftige Cassis-Kirsch-Kombo über die Zunge, immer neue Wellen rollen an. Der Wein lässt einen mineralischen Graphitabdruck auf der Zunge. Das ist schon sehr beeindruckend für einen Wein in dieser Preisklasse, der sicher 20 Jahre reifen kann und noch weiter zulegen wird. 2019 ist etwas mehr Fokus, mehr Präzision, mehr burgundischer Mineralausdruck. Dennoch haben wir die Süße aus der hohen Reife des Jahrgangs. Es ist der finessenreichere und raffiniertere Jahrgang, eher was für Insider der Region und nicht nur superlecker, sonder eben auch mit mehr Terroiranspruch. Herausragend sind beide, aber 2019 ist der Jahrgang für Burgundfans schlechthin, weil er zwar reich ist, aber dabei total klassisch bleibt. Wie eine Plusversion der genialen 2015er. Für mich ist 2019 einen Hauch größer als der leckere 2018er aufgrund seiner höheren Eleganz bei gleichem Hedonismus-Faktor. Ganz köstlich sind sie beide!