Kissinger-Bähr: 0 Ohm Weiss 2024

Kissinger-Bähr: 0 Ohm Weiss 2024

BIO

Zum Winzer

Chardonnay, Weißburgunder
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2039
frische Säure
mineralisch
voll & rund
Lobenberg: 93–94/100
Deutschland, Rheinhessen
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
0 Ohm Weiss 2024

93–94
/100

Lobenberg: Die 0 Ohm-Reihe steht bei Rheinhessens jungem Rising-Star Kissinger für die Trinkfreude. Der weiße 0 Ohm wird aus Chardonnay und Weißburgunder assembliert. Aber wer Moritz Weine kennt, der weiß, dass hier schon in der Basis ordentlich die Post abgeht. Und das wird beim Hineinriechen auch direkt klar. Der 0 Ohm Weiß ist eine Cuvée aus Weißburgunder und Chardonnay, die auf allen Böden des Weingutes wachsen, das heißt Lösslehm, Kalkstein und Rotliegendes. Geniale Kalkstein-Würze in der Nase, die von reduktiver Spannung durchzogen ist. Irgendwo zwischen Chablis und dem Jura zu verorten. Der Wein hat dieses animierende Spiel zwischen etwas Oxidation vom sehr geringen Schwefeleinsatz und der reduktiven Spannung vom langen Hefekontakt im Fass. Das führt zu dieser faszinierenden Würze, wie sie ein Hanspeter Ziereisen oder Carsten Saalwächter auch beherrschen. Herbsaftiger Sommerapfel, Limettensaft und ganz hauchfeine Untertöne von getrockneter Ananas werden von Dill, etwas Schießpulver und zerstoßenem Feuerstein begleitet. Total abgefahrene Mischung. Aber zu einem engmaschigen, konzentrierten und kalkigen Bouquet verwoben passt das ganz hervorragend. Der Mund kracht dann richtig. Straff, präzise und mit feinem Salz unterlegt, dass der Speichel fließt. Aber auch ordentlich Textur darunter. Limettenzeste, grüne Birne, weiße Blüten, etwas Fenchelgrün und ein Hauch Chinakracher. Saftig, verspielt und elegant, schlank, aber mit schickem Säurezug und mit hoher Spannkraft, die bis in den energetischen Nachhall stehen bleibt. Durchaus etwas eigen in diesem etwas ans Jura erinnernden Stil, aber zugleich mit einem entwaffnenden Trinkfluss ausgestattet, dem man nicht widerstehen kann. Aber warum sollte man das auch wollen?! Schmeckt ja superb! Sehr geringe Produktionsmenge, schnell sein lohnt sich.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Mein Winzer

Kissinger-Bähr

Moritz Kissinger ist neben Carsten Saalwächter DER Rising Star in Rheinhessen und keltert markante Herkunftsweine voller Spannung und kühler Saftigkeit aus einem weniger bekannten Teil der Rheinebene unweit des Roten Hangs. Moritz Kissinger ist, ganz ähnlich wie Carsten Saalwächter, daher auch die...

0 Ohm Weiss 2024