Lobenberg: Mit dem Armagh gelingt dem Weingut Jim Barry immer wieder ein phänomenales Meisterstück! Der Wein kommt aus dem etwas höher gelegenen Clare Valley in Südaustralien und ist jedes Jahr einer der herausragendsten Weine des Landes. Überschaubare 3,3 Hektar Reben, die 1968 gepflanzt wurden, stehen auf sandigen Ton-Kiesböden in über 360 Höhenmetern. Hier entstehen mit einem Mini-Ertrag von circa 30 HL pro Hektar kleine, konzentrierte Trauben mit einem relativ hohen Schalenanteil im Verhältnis zum Saft. Die Trauben werden in einer alten, traditionellen Korbpresse gepresst. Für den Ausbau verwendet Tom Barry, die dritte Winzer-Generation der Familie, größere 300 und 500 Liter fassende Holzfässer aus französischer Eiche, ungefähr 50 Prozent davon sind neu. Das Weingut arbeitet hauptsächlich mit der Bordelaiser Tonnellerie Taransaud. Während des gesamten Ausbaus wird der Armagh nie abgezogen, sondern bleibt von Anfang bis Ende im selben Fass. Tom stellt während dieser Zeit penibel sicher, dass die Fässer immer voll aufgefüllt sind. Nach 16-18 Monaten wird der Wein ungeschönt und unfiltriert abgefüllt. Mittleres Rubinrot mit Violett im Glas, mit farbigen Tränen am Glasrand. Ich nehme die erste Nase, und der junge Wein gibt absolut keinen Grund für Zweifel daran, dass wir hiermit in Australien sind! Druckvoll schiebende, reife, dunkle, süße Frucht. Saftige und süße rote und schwarze Kirschen mit Cassis und intensiv duftender Eukalyptus tragen neben Vanille, braunen Gewürzen und schwebender Kräuteraromen zur ätherischen Tiefe des Weins bei. Geschmolzenes Kerzenwachs, zart rauchige mineralische Aromen und viel salziger Kalkstein. Die wahre Tiefe und Komplexität des Armagh kommt in ihrer vollen Pracht aus Erfahrung immer erst nach mindestens fünf bis zehn weiteren Jahren im Keller voll zur Geltung. Dieses komplexe, feine Kraftpaket spart dennoch auch im jungen Stadium bei meiner Probe im Juli 2025, noch vor dem offiziellen Release des Weins, nicht an unglaublicher Vielschichtigkeit. Im Mund überrascht die spannungsgeladene Frische und küsst die Geschmacksknospen wach. Mit so viel Frische hätte ich nach der opulenten und süßen Nase gar nicht gerechnet! Harmonische Balance ohne jegliche Schwere und ein Wein, der für ein langes Leben im Keller gemacht ist. Saftige Herzkirschen und Schattenmorellen, Maulbeeren, Brombeeren und Cassis wandeln sich in Sauerkirschen und sogar Cranberries tauchen auf der Zunge auf. Lakritz, Schokolade, ein Hauch blonder Tabak und Zedernholz repräsentieren das französische Holz. Die Tannine sind fein, samtig und »aufgepumpt« reif. Ein wirklich phänomenal spannender Wein, der mit Größe, genialer Intensität und zugleich schwebender Leichtigkeit über die Zunge gleitet – der starke Boxer im Ballerina Tütü.
