J. J. Prüm: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese 2023

J. J. Prüm: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese 2023

VDP

Limitiert

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, süß
8,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2068
mineralisch
leicht süss
exotisch & aromatisch
Lobenberg: 96–97/100
Suckling: 96/100
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese 2023

96–97
/100

Lobenberg: Die Zeltinger Sonnenuhr geht bei Prüm immer ein bisschen unter, weil der Betrieb meist eher mit dem Graacher Himmelreich und der Sonnenuhr in Wehlen in Verbindung gebracht wird. Zu unrecht, denn die Prüm’schen Weine von hier sind in allen Prädikaten herausragend, haben in den letzten Jahren auch nochmal an Schliff und Finesse gewonnen. Von der Auslese gibt es wie immer sehr wenig leider. Die herbere Dramatik der Zeltinger Lagen kommt hier ganz grandios raus, pur und mit leicht maritimem Einschlag in der Nase. Zerstoßene Muschelschalen, süßer Schwarztee, frische Grapefruit. Wahnsinnig dicht, nicht ganz die Finesse und Zartheit von Graach oder Wehlen erreichend, etwas druckvoller, kerniger im Ausdruck. Dennoch wie alle 2023er bei Prüm wahnsinnig kühl und geschliffen, köstlich saftig und einfach im besten Sinne süffig bis zum Gehtnichtmehr. Was für ein Jahr!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

96
/100

Suckling über: Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese

-- Suckling: This fabulous Auslese lays out a whole basket of exotic fruit before you. The almost supernatural freshness is no less exciting. Terrific tension between the two, the acidity giving this great brilliance on the extremely precise, medium-bodied palate. The finish almost perfectly balances the restrained richness and intense wet-stone minerality. Limited production. Still very youthful, but how can you resist the beauty? Drink or hold.

Mein Winzer

J. J. Prüm

Das Weingut J. J. Prüm entstand 1911 nach der Erbteilung des Stammgutes auf die sieben Kinder des letzten Inhabers, Mathias Prüm. Heute werden die legendären Weine von Dr. Manfred Prüm und seiner Familie erzeugt.