J. J. Prüm: Riesling Wehlener Sonnenuhr Auslese 2023

J. J. Prüm: Riesling Wehlener Sonnenuhr Auslese 2023

VDP

Limitiert

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, süß
8,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2073
exotisch & aromatisch
leicht süss
mineralisch
Lobenberg: 98–100/100
Suckling: 97/100
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Wehlener Sonnenuhr Auslese 2023

98–100
/100

Lobenberg: Die Rieslinge aus der Wehlener Sonnenuhr sind in der Jugend immer etwas schüchterner als jene vom Graacher Himmelreich. Sie gehen immer mehr in Richtung Eleganz. Eine steile Süd-Südwesthanglage mit Schieferverwitterungsboden. Sie erweist sich als exzellenter Langstreckenläufer und zählt mit Sicherheit zu den Top 5 der legendärsten Weinlagen Deutschlands. 2023 – dieses Weltklasse-Jahr für die süße Mosel, expressiv, feinfruchtig ohne Ende und doch so verspielt, tänzelnd und elegant. Das Ganze mit einer aromatischen Power, die mich an 2015 erinnert, aber noch feiner und filigraner wirkt. Total botrytisfrei gelesen, glockenklar und puristisch. Der Duft ist trotz seiner kühl-steinigen Verschlossenheit bereits in Ansätzen eine Orgie der Feinheit. Warme Zitrusfrucht mit Grapefruit und Reneclauden, auch etwas Lavendel und Orangenblüte, Kumquat. Ich habe keine Ahnung wie Prüm diese berauschende Kühle in einen so heißen Jahrgang gebracht hat, früh gelesen ist es nicht. Der Mund ist hochfein, berauschend schön in seiner dichten, engmaschigen Aromatik, die sich wie Samt über den Gaumen legt. Alle Aromen aus der Nase rollen nochmal durch, feiner Salzteppich darunter, sooo zart und verspielt. Keine Wucht, sondern schwerelose Power ohne Ende. Ein Komplex von einer Auslese. So facettenreich und vielschichtig, dass man im aktuellen Stadium ihre Größe nur erahnen kann. Das ist Süßwein deep end, da kann man sich drin verlieren, aber der Wein braucht 15 Jahre oder länger, um langsam in seine Hochform zu kommen, dabei schmeckt er schon direkt nach der Abfüllung so köstlich gut. Prüm hat Granaten!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

97
/100

Suckling über: Riesling Wehlener Sonnenuhr Auslese

-- Suckling: This great Wehlener Sonnenuhr Auslese shows exactly the combination of white flower and white peach aromas with silky succulence and extraordinary freshness that made these wines legendary. There’s a healthy amount of unfermented grape sweetness, but the interplay of this with the myriad other components is so complex and fascinating. Super-graceful finish that feels like stroking satin. Drinkable now, but best from 2026.

Mein Winzer

J. J. Prüm

Das Weingut J. J. Prüm entstand 1911 nach der Erbteilung des Stammgutes auf die sieben Kinder des letzten Inhabers, Mathias Prüm. Heute werden die legendären Weine von Dr. Manfred Prüm und seiner Familie erzeugt.