J. J. Prüm: Riesling Graacher Himmelreich Auslese 2023

J. J. Prüm: Riesling Graacher Himmelreich Auslese 2023 0,375 l

VDP

Limitiert

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, süß
8,0% Vol.
Trinkreife: 2029–2073
mineralisch
exotisch & aromatisch
leicht süss
Lobenberg: 98–100/100
Suckling: 97/100
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Graacher Himmelreich Auslese 2023

98–100
/100

Lobenberg: Die Rieslinge aus dem Graacher Himmelreich sind besonders in den ersten Jahren sehr aufregend in ihrer Textur. Im Vergleich zur harmonischeren, tieferen Wehlener Sonnenuhr fallen die Weine bereits in der Jugend als sehr expressiv auf, haben oft eine rasselndere Säure. Mit der Reife wird diese dann gezügelter und der Wein singt auch ähnlich leise Töne, wie die etwas schüchterner wirkende Sonnenuhr. Beide Top-Lagen sind exzellente Langstreckenläufer. Graach ist so wahnsinnig offen in diesem Jahr, so verführerisch, aber keineswegs weil es so laut oder fett ist, sondern es ist fein und geschliffen wie immer. Die Auslese ist noch steiniger und rassiger als die expressive Spätlese, Wahnsinn. Was für ein Gesteinshammer. Im Mund hochfein, seidig, aber so aufregend und rassig. Eine ganze Geröllhalde kommt durchgerauscht, kühl und brillant, präzise wie ein Uhrwerk, keine Botrytis, nichts was von der Puristik ablenkt. Ein Trinkfluss für die Götter, wenn man auf kühle Gesteinsweine steht. Prüm wiederholt das ganz große Süßwein-Kino aus allen Prüm’schen Lagen von Zeltingen über Graach bis Wehlen! Die Graacher Auslese ist mein Liebling dieses Jahr, noch vor der Sonnenuhr.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

97
/100

Suckling über: Riesling Graacher Himmelreich Auslese

-- Suckling: This youthful Mosel riesling Auslese has a vibrancy and precision that is often missing in these wines, blanketed by thick botrytis richness. I love the mint and chamomile freshness that pulls you into this juicy and concentrated wine and also make it very filigreed on the medium-bodied palate. Incredible precision and subtlety in the super-long finish. Try to be patient, because this is a marathon runner. Drinkable now, but best from 2026.

Mein Winzer

J. J. Prüm

Das Weingut J. J. Prüm entstand 1911 nach der Erbteilung des Stammgutes auf die sieben Kinder des letzten Inhabers, Mathias Prüm. Heute werden die legendären Weine von Dr. Manfred Prüm und seiner Familie erzeugt.