
Ferraton Pere et Fils: Cornas Lieu-dit Patou 2024
100
- 2
- Serine 100%
- 5
- rot, trocken
- 14,0% Vol.
- Trinkreife: 2030–2054
- Verpackt in: 6er
- 9
- frische Säure
- tanninreich
- fruchtbetont
- 3
- Lobenberg: 96–98/100
- 6
- Frankreich, Rhone, Nordrhone
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüller / Importeur:
Ferraton Pere e Fils, 13, rue de la Sizeranne, 26600 Tain L'Hermitage, FRANKREICHZutaten:
Trauben Konservierungsstoffe / Antioxidantien: Sulfite (E220–E224)100ml enthalten durchschnittlich Brennwert 78 kcal / 328 kJ Kohlenhydrate 1,0 g Enthält geringfügige Mengen von Fett, Fettsäuren, Zucker, Eiweiß, Salz

Heiner Lobenberg über:
Cornas Lieu-dit Patou 2024
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Lobenberg: Der Lieu-dit Patou ist Teil des Cornas-Bergs – von vielen wird die Appellation als der wahre Gegenspieler des Hermitage gesehen. Wir haben hier Granitböden und ein bisschen Sedimentgestein in der Mitte des Hangs, reine Südexposition. Steillagen auf den unteren Hängen, an der Grenze zu Saint-Péray gelegen. Im Gegensatz zu Saint-Joseph hat man in Cornas noch länger Sonne am Tag. Cornas geht daher immer deutlich mehr in die schwarze Frucht als die zur roten Frucht tendierenden Saint-Josephs. Ferraton hat diese Lage nicht im Eigenbesitz, es ist ein langjähriger Pachtvertrag. 8.000 Reben pro Hektar. Der Weinberg ist 70 Jahre alt. Im Gegensatz zum hoch gelegenen darüberliegenden, mehr südlich exponierten Les Eygats ist dieser Patou einfach der Mineralhammer schlechthin unter den Weinen aus Cornas. Nur ein halber Hektar Rebfläche, sehr alte Petite Syrah. Die Nase des Patou ist unheimlich konzentriert! Doch sie ist nicht konzentriert in üppiger Frucht, wie so oft in Cornas, sondern in purem Mineral. Das ist quasi Granitsaft, verflüssigter Stein – hat Winemaker Damien Brisset auf seinem Block für sich notiert. Darunter etwas zerdrückte Himbeere und Walderdbeere, viel Graphit, Bleistiftabrieb, feiner Rauch. Das ist ein atemberaubender Cornas, weil er die Energie und Saftigkeit eines Crozes hat, aber viel mehr Druck und Schub. Ein krachender Mineralausdruck, der seinesgleichen sucht. Wenn man diesen Wein im Mund hat, weiß man, warum viele Cornas als wahren Gegenspieler zum Hermitage sehen. Das steht in Sachen Bodenausdruck in nichts nach. Unglaublich geschliffen und poliert in 2024. Cornas hat natürlich immer etwas mehr Ecken und Kanten, ein bisscchen mehr Grip als etwa der feinere Côte Rôtie. Aber so perfekt austariert wie 2024 ist Cornas selten. Ich liebe diese wilde Steinwürze des Patou, diesen raumgreifenden, erdig-steinigen Charakter. Wer etwas mehr provencalische und rundere Feinheit sucht, der sollte lieber zum Eygats greifen. 2024 Patou ist kein Wein für den Hedonismus, sondern für Mineralfreaks, die Delikatesse wird sich erst mit ein paar Jahren der Reife ausprägen, wenn die Süße der Frucht mehr das Ruder übernimmt. Das ist klassischer herb-mineralischer Cornas, ein bisschen oldschool, aber ich persönlich mag das sehr gerne. *** Die Methode Ferraton folgt im Grunde immer einem ähnlichen Schema: Biodynamie in den Weinbergen mit sehr viel Handarbeit aufgrund des hohen Anteils an Steillagen. Für die Signature-Linie werden gekonnte Assemblages von den besten Parzellen zusammengeführt. Meist werden gewisse Anteile an Ganztrauben mitvergoren, wenn es die Lagen und der Jahrgang zulassen, so wie es passt. Die Signature-Linie steht für das Savoire-Faire des Hauses. Bei der Parcellaire-Linie hingegen werden nur Einzellagen abgefüllt, sowie alles vor der Gärung komplett entrappt, weil Winemaker Damien Brisset keinerlei Einfluss nehmen möchte, nur das Terroir soll sich unverändert ausdrücken. Vergoren wird spontan im Beton. Danach wird ganz sanft abgepresst, überwiegend nur der Free Run Juice verwendet. Die Vinifkation erfolgt seit 2022 vollständig ohne Schwefelzugabe. Der Ausbau geschieht in Barriques und Demi-muids, sowie Stückfässern. Die Neuholzanteile sind stets gering, meist um 10 bis 20 Prozent.
Jahrgangsbericht
Wir springen in den letzten Jahren zwischen Jahrgängen der Moderne, wie 2020 und 2022, die heiß und extrem trocken sind, und solchen Jahren wie 2019, 2021 und 2024, die eher klassisch anmuten und vergleichbar kühl sind, wie es in den 1990er Jahren war. Der ganz große Unterschied ist, dass die besten Winzer heute ein Klima, vergleichbar mit vergangenen Jahrzehnten mit kühlen, regenreichen Sommern, später Lese und moderater Traubenreife, durch ihren genialen Weinbau viel besser ausbalancieren können. Aber das ist eben nur bei den Besten der Fall – da trennt sich die Spreu vom Weizen immer mehr. Viel Manpower, Laubarbeit, gestaffelte Lese, Schnelligkeit und rigoroses Sortieren machen dann den Unterschied zwischen Weltklasse und mittlerer Katastrophe – das gilt vor allem für die Südrhône. Für uns als Händler heißt das noch kompromissloser Einkaufen und sich weiterhin nur auf die handwerklich besten Winzer und großen Lagen zu fokussieren… Gerade die späte Lese und die daraus resultierende lange Hangzeit am Stock brachten aus diesem etwas kühleren, feuchteren Sommer bestenfalls ein so gigantisches Aromenfeuerwerk hervor, dass ich manchmal aus dem Staunen nicht herauskam. So eine aromatische Wucht! Solch einen dramatischen Druck und einen Reichtum an feinsten Facetten habe ich absolut nicht erwartet. Aber die ersten Primeurs 2024 bei den Großmeistern der Rhône wie Tardieu, Chapoutier, Ferraton, Clos des Papes und Co haben mich vielfach umgehauen! *** Südrhône – durchwachsen, aber spannend: 2024 war an der Südrhône geprägt von extrem hoher Feuchtigkeit im Winter wie im Frühling und auch der Sommer war eher durchwachsen. Extrem viel Mehltau-Befall bei Grenache und noch mehr bei Mourvèdre war die Folge. Dementsprechend gab es extrem kleine Ernten, weniger als 50 Prozent eines Normaljahres. Nur die sehr alten Reben bei gleichzeitig sehr späten Lesezeitpunkten brachten hervorragende Ergebnisse. Das setzte perfektes Terroir voraus. Trennte sich schon 2023 die Spreu vom Weizen, so gibt es 2024 im Süden vielleicht weniger als 10 Prozent echte Top-Erzeuger; 90 Prozent scheinen qualitativ eher mittelmäßig geraten zu sein. Die Rotweine der Region um Châteauneuf fallen eher hellfarbig aus, deutlich von der Grenache geprägt: beschwingt, duftig und fein. Weniger Power, sondern aromatisch-tänzelnde und alkoholärmere Weine mit zum Teil grandioser Aromatik. Die Allerbesten können eine Reminiszenz an große Weine aus dem Jahr 1978 sein. Wirklich grandios, satt in der Farbe, dennoch alkoholarm, fein, blumig verspielt und aromenstark sind aber eher die besten Weine aus Gigondas vor Rasteau und Vacqueyras mit grandios ausfallenden Syrah-Anteilen, die das kühlere 2024 mehr mochte. Auch die Villages Séguret und Vinsobres sind stark im Kommen! *** Nordrhône 2024 – Syrah-Weltklasse wie 2010: Maxime Chapoutier, Sohn der Rhône-Legende Michel Chapoutier, vergleicht den Jahrgang 2024 an der Nordrhône am ehesten mit 2010 – diesem kühlen, hochmineralischen, brachial fokussiert geradeaus laufenden und in der Jugend etwas unnahbar-steinigen Charakter. Und wer heute das Glück hat, die bestbewerteten 2010er Rhône-Weine im Glas zu haben, bekommt einen Vorgeschmack, wie überragend sich die 2024er in bester Trinkreife dann präsentieren können. Einige der besten 2024er brauchen sicher etwas mehr Zeit, sind in der Jugend nicht so opulent-charmant wie 2023 oder 2022, sondern von vornherein feiner, seidiger, rassiger und energetischer ausgelegt. Sie sind unglaublich fein und elegant, dennoch wahnsinnig dicht verwoben, mit engmaschigen, seidig-üppigen Tanninen. 2024 ist wirklich ein so schickes Jahr wie eine reifere Turbovariante des kühlen 2021 mit einem Touch der großen 2019er drin. Die Weine zeigen eine überraschend hohe Farbdichte, mit viel Violett. Schon daran sieht man, dass es trotz Kühle und moderatem Alkohol alles andere als ein dünner Jahrgang ist. Viele pfeffrige Noten, samtig-dichte und wollüstige Tannine. Üppige, beeindruckende Rotweine ohne viel Fett, aber dennoch tief, reif und fein, dabei bei sehr moderatem Alkohol eine gewaltige innere Dichte. Moderner Weinbau trifft das Klima der 1990er Jahre – großes Kino. *** Für die Weißen deutet sich gar ein durch die Bank grandioses Jahr an – deutlich feiner und rassiger als das mediterrane 2022, eher wie 2021 mit 2019, also ziemlich Best of the Best. 2024 kann im Weißwein-Bereich sicher unter den größten Jahren rangieren, da sind sich die meisten Winzer jetzt schon einig.
Ferraton Père et Fils
Samuel Ferraton, Vertreter der vierten Generation im Weingut, gab 1998 dem Haus einen neuen Impuls durch eine finanzielle Partnerschaft mit dem Haus Chapoutier bei gleichzeitiger Wahrung der qualitativen Unabhängigkeit.
