Lobenberg: Die Prälat Auslese gibt es überhaupt nur als Goldkapsel. Das hat aber keinerlei Aussagekraft in Bezug auf die Botrytis. Auch hier über 100 Jahre alte, wurzelecht Reben in Einzelpfahlerziehung. Das Ganze in reiner Handarbeit als Ganztraube eingemaischt, abgepresst und dann spontan im Holz vergoren. Das ist schon spannend, wenn man an einem Tag, jeweils als Beginn bzw. als Abschluss, die vielleicht besten Auslesen der Mosel probieren darf. Beide aus dem Prälat. Einmal Mönchhof und einmal Ernst Loosen. Nachbarn mit einem ähnlichen Anspruch an sich und an das Ausgangsmaterial. Und wie der Tag begann, so darf er auch enden. Das ist eine Auslese so spielerisch, so leichtfüßig, so tänzelnd wie ein Kabinett. Und das war er bei Mönchhof auch. Der Loosen hat vielleicht ein klein bisschen mehr Dichte. Mönchhof war noch etwas tänzelnder, feiner, noch etwas mehr Kabinett. Damit will ich ihn weder höher stellen noch tiefer setzen. Aber die Intensität im Prälat von Loosen ist schon immens, ohne das man sie erklären kann, denn dieser Wein ist überhaupt nicht wuchtig. Im Gegenteil. Das ist ein süffiger, sofort trinkbarer, perfekter Wein mit dieser feinen Süße. Das ist so köstlich und so präsent von der ersten Sekunde an. Keinerlei Fehltöne. Keinerlei Botrytis. Einfach nur wunderschöner, präziser Geradeauslauf in berauschender, köstlicher Süße. Raffiniert, immer wieder neue Sinne berührend. Ich wäre ein viel intensiverer Süßwein-Trinker, wenn es viel mehr solcher Weine gäbe. Feinherb, Kabinett und dann so eine Auslese. Das wäre mein süßes Spektrum. Aber das nur aus solchen Jahren, wo der Spannungsbogen so immens ist, wo die Pikanz so dramatisch ist, und die Weine trotzdem fein und leichtfüßig sind. Super Stoff. 100/100