Lobenberg: Für die restsüßen Weine wendet Ernie seit geraumer Zeit ein Verfahren an, dass er Teabag-System nennt. Also eine Infusion von ganzen Beeren wie bei einem Teebeutel. Dazu werden ungefähr 10 Prozent ganze Trauben in die Tanks gegeben, dann kommt der frische Traubenmost drauf und die Spontangärung beginnt. Anschließend wird der Wein von den Trauben abgestochen und ins Holz gegeben zur Lagerung. Ernie geht immer mehr zurück auf Holz, für die GGs sowieso, aber nun auch für die Prädikate. Die Prälat-Auslese gibt es überhaupt nur als Goldkapsel. Das hat aber keinerlei Aussagekraft in Bezug auf den Botrytisanteil, den es 2022 quasi gar nicht gab. Über 100 Jahre alte, wurzelechte Reben in Einzelpfahlerziehung. Das Ganze wird an einem Tag selektiv geerntet mit dem gesamten zur Verfügung stehenden Lese-Team. Das GG und diese Auslese werden stets gleichzeitig geerntet. Die Botrytis und überreife Trauben für die Auslese GK und die perfekte Reife für das GG werden in getrennten Behältern gesammelt. Ein irrer Aufwand und eine verrückte Kletterpartie an einem der steilsten Hänge der Mosel. Der Prälat ist in 2022 ausgesprochen fein, zwar konzentriert und reich wie immer, aber fast zart in seinem Ausdruck. Helle gelbe Frucht, gar keine Opulenz oder Wucht, Pfirsich, frischer Lehm und Erde, Babybanane, Ananas, vielschichtig und mit enormer Komplexität aus dem Glas steigend, immer wieder changierend zwischen dunkel-erdigen und hell-fruchtigen Elementen. Fast dramatisch in der Intensität und dem Bodenausdruck. Ein hochverdichtetes Konzentrat aus Gestein und hochreifen Trauben. Lang und länger, weicht nicht mehr von der Zunge. Die Süßeweine aus dem Prälat sind immer faszinierende Weine. Weine für die Ewigkeit und in 2022 gar nicht mal so unnahbar in der Jugend wie sonst. 98-100/100Die Prälat-Auslese gibt es überhaupt nur als Goldkapsel. Das hat aber keinerlei Aussagekraft in Bezug auf den Botrytisanteil. Über 100 Jahre alte, wurzelechte Reben in Einzelpfahlerziehung. Das Ganze wird an einem Tag selektiv geerntet mit dem gesamten zur Verfügung stehenden Lese-Team. Das GG und diese Auslese werden stets gleichzeitig geerntet. Die Botrytis und überreife Trauben für die Auslese GK und die perfekte Reife für das GG werden in getrennten Behältern gesammelt. Ein irrer Aufwand und eine verrückte Kletterpartie an einem der steilsten Hänge der Mosel. In reiner Handarbeit als Ganztraube eingemaischt, mechanisch abgepresst und dann spontan im Holz vergoren. Eine ungeheuerliche Nase. Üppig, dicht, hochkonzentriert, ein verdichtetes Gesteins-Elixier. Dazu diese spannende, einzigartige Mineralität des Prälat, erdig, dunkel, süßer Tabak, Bienenwachs, Schwarztee, Lehm, total faszinierender Terroirabdruck wie ihn nur der Prälat hat. Dazu helle, kristallklare Frucht, Limette, Aprikose, Grapefruit, Blütenhonig, Melone, Babybanane, Ananas, vielschichtig und mit enormer Komplexität aus dem Glas steigend, immer wieder changierend zwischen dunkel-erdigen und hell-fruchtigen Elementen. Fast dramatisch in der Intensität und dem Bodenausdruck. Ein hochverdichtetes Konzentrat aus Gestein und botrytisierten Trauben. Aber die Botrytis ist absolut sauber und strahlend, auch wenn sie von der Ausprägung hier fast schon an manche BA oder TBA heranreicht. Kandierte Limettenzeste, überreife Grapefruit, Bratapfel, tonig-erdig-schieferige Gesteinsnoten, elektrisierende Säurefrische, Ingwerschärfe, weiße und rote Johannisbeere, so pikant, brutal intensiv. Lang und länger, weicht nicht mehr von der Zunge. Die Süßeweine aus dem Prälat sind immer faszinierende Weine. Weine für die Ewigkeit, aber dennoch nicht unnahbar in der Jugend. 100/100
Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!