Riesling Wehlener Sonnenuhr Kabinett 2022

Dr. Hermann: Riesling Wehlener Sonnenuhr Kabinett 2022

Zum Winzer

95–96
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süß
7,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2042
Verpackt in: 6er
3
Lobenberg: 95–96/100
Mosel Fine Wines: 94/100
Parker: 94/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Wehlener Sonnenuhr Kabinett 2022

95–96
/100

Lobenberg: Über einen Zufall kam Christian Hermann zu einer Parzelle in der berühmten Sonnenuhr. Erst 2020 gab es hier die ersten Weine unter seinem Label. 2020 war es ein Kabi, 2021 eine Spätlese und 2022 ist es wieder ein Kabinett. Die Parzelle liegt in der vierten Etage, recht weit oben. Von vorne drauf geschaut ist es links oberhalb der Sonnenuhr, die oben in der Lage prangt. Es war schon während der Ausbildung sein Traum hier mal arbeiten zu können und seit 2020 ist es nun soweit. Klassische Sonnenuhr-Nase aber Hermann-typisch nicht super scheu, sondern etwas expressiver und gelber in der Frucht. Tolle Nase mit viel Pikanz, frischem Ingwer und einer genialen Frische. Der Wein ist filigran und leichtfüßig, liegt etwas über 40 Gramm Restzucker und ist so fein und tänzelnd in seiner süßen Limetten-Pfirsich-Kombination mit Feuerstein darunter. Salz und Spannung hinten, schicke Frucht vorne, das passt schon alles ziemlich gut zusammen in 2022 und schmeckt einfach gut, ein zugänglicher, schöner Jahrgang. 95-96/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

Verkostungsnotiz
94
/100

Mosel Fine Wines über: Riesling Wehlener Sonnenuhr Kabinett

-- Mosel Fine Wines: The 2022er Wehlener Sonnenuhr Riesling Kabinett was made from fruit picked at 80° Oechsle in a part high up the hill, and was fermented in stainless steel down to fruity-styled levels of residual sugar (42 g/l). It offers a gorgeous nose made of white flowers, grapefruit puree, elderflower, bergamot, and smoke. The wine is stunningly well balanced, intense, precise, and playful on the palate and leaves the intense and subtly creamy feel of a Spätlese with the raciness and lightness of true Kabinett in the glorious finish. What a success! 2032-2042 94/100

94
/100

Parker über: Riesling Wehlener Sonnenuhr Kabinett

-- Parker: Exclusively from 40-year-old vines on slate and quartzite soils in the upper part left of the sun dial and vinified in a stainless steel tank, the 2022 Wehlener Sonnenuhr Riesling Kabinett offers a clear, bright and intense nose with lovely lemon and herbal aromas. Crystalline and saline on the densely textured palate, this has a pretty intense and sustainable finish carried by the stunning acidity (8.6 grams per liter) and the mineral intensity and deepness of this stunning Kabinett. 7.5% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine in May 2023. 94/100

Mein Winzer

Dr. Hermann

Das Weingut Dr. Hermann in Erden entstand 1967 aus der Erbteilung des Erzeugers Joh. Jos. Christoffel Erben in Ürzig. Der Großvater, der Mediziner Dr. Christian Hermann, gründete damals sein eigenes Weingut. Heute leiten Rudi Hermann und Sohn Christian Hermann zusammen den Betrieb. Es ist aber...