Lobenberg: Die Reben von Bretaudeaus Ornaté, dem Merlot, sind Anfang der 2000er Jahre von ihm selbst gepflanzt, weil er mit dem kühlen atlantischen Terroir einen tollen Stil mit dieser Rebsorte fahren kann. Das Muscadet ist für frische Weißweine berühmt, in Rot ist es meistens Gamay, die angebaut wird. Allerdings ist das Bordelais nicht weit und hat ein ähnliches atlantisches Klima, nur etwas wärmer. Wenn man also Merlot im Muscadet pflanzt, kann soetwas wie eine schlanke-mineral-Version dieser Rebsorte entstehen. Allerdings muss der Winzer einiges können, dass es kein unreifer, grüner Saft wird. Nun ist Bretaudeau wahrscheinlich der beste Winzer des Muscadet, wenn es also jemand schafft mit dieser Rebsorte zu begeistern, dann er. Aber der Boden ist kein Kalkstein, sondern Granit mit weißem und pinkem Quartz. Der Ornaté hat eine salzig-frische Rotfruchtigkeit, ein bisschen roter Pfeffer, Lavendel, schlanke rote und schwarze Kirsche, Rosmarinzweig und zerstoßener Stein. Der Wein lebt, anders als in Saint-Emilion, nicht von wollüstiger Fruchtreife, sondern von mineralgetriebener Steinigkeit und würziger Frische. Wer weiß, ob Bretaudeau da nicht einer Vision für die Zukunft auf der Spur ist. Wenn es so weitergeht, mag Merlot möglicherweise in die nördlicheren Gefilde der Loire abwandern in den nächsten Jahrzehnten.