Lobenberg: Die Rebsortenzusammensetzung des Jahrgangs 2014: 65% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot, 4% Cabernet Franc, 1% Petit Verdot. Die Ernte des Chateau Pontet-Canet fand zwischen dem 29. September und 10. Oktober statt. Der Wein hat 13,5% natürlichen Alkohol, ist also nicht chaptalisiert. Die Biodynamiker haben den Riesenvorteil, aufgrund gesünderer Reben und geringer Erträge deutlich früher reif zu sein. Ein neben der Naturschonung und Weinqualität gewichtiger Grund zur Umstellung. Das gleiche Phänomen kennen wir von Palmer, Clos Puy Arnaud und Fonroque. Auch bekannt aus dem Burgund und Piemont. Die Biodynamiker gewinnen in der Regel eine bis eineinhalb Wochen, das heißt wir haben hier auf Pontet-Canet einen weitaus höheren Reifegrad als auf vielen anderen Weingütern. Und doch versucht man hier, möglichst früh zu lesen, um die Frische zu bewahren. Kann man ja wegen der inneren Reife auch! Die Nase ist unglaublich und genauso verblüffend herausragend wie in den Jahren zuvor. Für mich hat Pontet-Canet seit 2009, mehr aber noch seit 2010, einen überragenden Status erreicht. Kaum ein Premier Cru erreichte bisher jemals diese Qualität. Aber 2014 haben Mouton, Latour und Haut Brion, angestachelt durch dieses Vorbild, wohl dazugelernt, deren Aufwand im Weinberg hat zugenommen, auch Bio kommt stark auf. Wir haben im 14er Pontet Canet eine dichte Wolke schwarzer Kirschen in der Nase, dazu Mon Chérie, aber auch Minze, Eukalyptus und ein toller After Eight Touch, eben Minze mit Schoko. Dann kommt konzentrierte rote Kirsche, feine salzige provenzialische Krautwürzigkeit, Majoran, Estragon, aber auch Koriander. Darunter liegend schwarze Olive, Assam-Tee. Der Wein zeigt immer wieder feine dichte Fruchtsüße. Etwas, was in diesem Jahr so ungeheuer selten ist. Im Mund ein Ansturm von Salz, Gesteinsmehl, provenzalischen Kräutern, Pfeffern, Wacholder, Wacholderbeeren, auch viel Lorbeer. Unglaubliche Würze, auch Unterholz. Das Ganze mit viel Röstaromatik, und doch - man glaubt es nicht, wenn man das liest - unglaublich fein und verspielt und unendlich lang. Selbst nach fast drei Minuten ist der Eindruck im Mund nicht verschwunden. Die salzig-steinige Mineralität des Weines hallt nach. Die Kirsche holt ihn wieder ein, dann kommt auch Cassis, rollt Brombeere hoch, kommt feine rote Kirsche. Was dem Wein nur minimal fehlt um zu 2009 oder gar zum Primus 2010 aufzuschließen, ist die unglaubliche Power dieser Jahrgänge. 2014 ist da deutlich feiner, ist mehr auf dem erhöhten Level eines 2012. Vielleicht noch etwas feiner, nicht unbedingt massiver, 2012++. Der Wein ist definitiv zusammen mit Mouton Rothschild, und ganz vielleicht noch vor Pichon Lalande, der Sieger des Jahrgangs im Medoc, und muss sich dann auf dieser Uferseite mit La Mission und den zwei anderen Pauillacs um die Krone des besten Weines des linken Ufers streiten. Warum ich die 100 im ganzen Jahrgang 2014 nicht ziehe? Weil es 2014 neben diesen Highlights soviel banale Weine gibt, Massenhaftung. Irgendwie will ich bei allen Weinen dafür die Flaschenform abwarten. 98-99/100