Lobenberg: 2010 gilt auf Montrose als einer der größten Jahrgänge, die auf diesem Chateau jemals erzeugt wurden. Die Cuvée setzt sich aus 53% Cabernet Sauvignon, 37% Merlot, 9% Cabernet Franc und 1% Petit Verdot zusammen. Auf Montrose wird auch nochmal nach der Lese sehr penibel selektiert, nur die besten Fässer – und damit nur rund 60% der Produktion – wurden in diesem Jahrgang überhaupt als Erstwein gefüllt. Wow – schon allein nur ins Glas hineinzuschauen ist hier ein Ereignis! Tiefschwarz mit rubinrotem Schimmer, leicht durchscheinend und hochglänzend. Sehr dicht verwobene, aromatische Nase. Von hochintensiver, süßer roter und schwarzer Kirsche geprägt, fast etwas Kirschlikör oder Mon Chéri. Darüber immer dieser feine Graphitschleier. Dann kommt langsam ein wenig Cassis und Brombeere dazu. Alles auf der süßen, konzentrierten, aber gleichzeitig so unglaublich charmanten Seite bleibend. Ein Hauch Marzipan und dunkle Schokolade. Mit etwas Luft wird das hier alles eine Nuance würziger mit Lakritz, Tabakblatt und Zedernholz. Aber es bleibt immer charmant und aromatisch wuchtig. Im Mund setzt sich der anfängliche Kirscheindruck fort: Wieder süße rote, sowie schwarze Kirsche und Schattenmorelle. Zuerst ist das so verführerisch lecker, dass man sich hineinlegen möchte, aber dann geht hier richtig die Post ab. Viel Grip und Biss, Rasse, hohe Säure. Rote Johannisbeere changiert mit süßer, dunkler Beerenfrucht. Enorm vibrierend, das Wasser läuft im Mund zusammen. Das ist irgendwo fordernd, aber so verführerisch lecker zugleich – irre! Dabei noch so unfassbar jung und kompakt. Traumhafte Länge, steht gefühlt für Minuten am Gaumen mit seiner feinen Süße und steiniger Mineralität. Fängt jetzt gerade an richtig Spaß zu machen, aber etwas Luft und große Gläser tun ihm aktuell noch sehr gut. Ähnlich wie der legendäre 1990er, ist das ein Wein für die Ewigkeit und einer der größten Montrose, die ich je probieren durfte. 100/100