Lobenberg: Giscours besteht 2021 aus 65 Prozent Cabernet Sauvignon, 32 Prozent Merlot und drei Prozent Petit Verdot. Toller duftiger Auftakt mit Veilchen, heller Lakritze, etwas Gesteinsmehl und Brombeergelee. Wirklich äußerst charmant, offen und mit einer überaus fein akzentuierten Graphitnote. Dunkel und fleischig in der Nase, aber dabei fast schwebend. Ein ganz klassischer, dabei aber ultrafeiner Jahrgang auch hier bei Giscours. Riecht einfach schon super saftig und lecker. Genial geht es auch am Gaumen weiter, mit ganz fein verwobener Tanninstruktur und ordentlich Druck aus dieser herrlich saftigen Kirschfrucht. Wirklich total geschliffenes, weiches, samtiges Tannin, super saftige Kirsche, extrem elegant. Regt den Speichelfluss an und tänzelt beinah schon schwerelos über den Gaumen. Diese extrem fein ausgereifte Cabernet ist typisch für den Jahrgang 2021 und gibt auch Giscours diese schicke Eleganz. Das ist kein großer, breitschultriger Blockbuster, dafür aber ein super trinkiger und wunderbar klassischer Margaux. Extrem stimmig. Sehr schick! 95-97+/100 *** Giscours ist ein 90 Hektar großes Weingut direkt in Margaux. Eine spektakuläre Lage direkt am südlichen Anfang der Appellation. Typische Garonne-Kiesböden mit tiefer Drainage, auch Lehm. Im Keller spontane Gärung, der Ausbau geschieht zu 50 Prozent in neuen Barriques, zu 50 Prozent im gebrauchten Holz. Der Direktor ist wie bei Château Du Tertre Alexander Von Beek, der Besitzer ist der holländische Investor Eric Albada Jelgersma. Seit der Übernahme des Weinguts wurde fast unanständig viel Geld investiert. Die Weinberge stehen in Dichtpflanzung. Auch dadurch werden die Erträge stark reduziert. Pro Stock sind das dann nur etwa ein halbes Kilo Trauben. Giscours steht seit einiger Zeit sicherlich zusammen oder vor Malescot St. Exupery nur noch ganz knapp hinter Rauzan-Ségla, manchmal sogar davor. Nur noch Margaux und Palmer liegen ganz oben. *** Wie in den meisten Regionen Europas lautet der Tenor auch in Bordeaux »2021 - zurück zur Klassik!«. Nach mehreren warmen Jahren in Folge kommt 2021 hier mit genialer kühler Eleganz und niedrigen Alkoholwerten um die Ecke. Sehr schick, fein, dabei aber auch so spannungsgeladen – ein absolutes Traumjahr für Finesse-Trinker. Die Weine zeigen viel aromatischen Fruchtdruck bei wirklich reifer Tanninstruktur durch die längere Vegetationsperiode. Ein großes Aufatmen unter allen Winzern, denn das Ergebnis ist quasi die Entschädigung für die harte Arbeit im Weinberg, die die Natur von Anfang bis Ende des Jahres von allen Beteiligten abverlangt hat. Hohe Niederschläge zu Beginn des Jahres, was gleichzeitig aber auch ein Segen für die trockenen Böden war. Dann nochmal ein Temperaturtief im April, schon nach dem Austrieb. Das Bordelais hat es aber nicht ganz so hart getroffen, die Frostschäden waren hier im Mittel nicht so verheerend wie in anderen Teilen Frankreichs, deshalb sind die Erträge insgesamt doch noch zufriedenstellend. Der Merlot ist außerordentlich edel, mit bemerkenswert konzentrierter Frucht, während der Cabernet unglaublich intensiv und frisch ist, was dem Jahrgang große Eleganz verleiht. Vielleicht in einer Reihe mit 2008, 2012 und 2014 mit seinen jung schon so verführerisch zugänglichen Weinen, die aber auch noch eine lange Zukunft vor sich haben.