Carl Loewen: Riesling Alte Reben 2024

Carl Loewen: Riesling Alte Reben 2024

Zum Winzer

94+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2036
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 94+/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Alte Reben 2024

94+
/100

Lobenberg: Auf dem Papier ist der Jahrgang 2024 sehr ähnlich zu 2021, hohe Extrakte, hohe Säuren, kleine Erntemenge. Geschmacklich ist es durch die höheren pH-Werte aber viel harmonischer und deutlich weniger grün als in 2021. Die Säuren sind total seidig und reif, die Texturen fast cremig, sehr dicht, dazu aber die kräuterig-steinige Aromatik eines kühlen Jahres. Wirklich ein faszinierender Jahrgang, wie eine moderne Version von 2008 mit mehr Eleganz. Der Wein stammt aus verschiedenen Top-Lagen in Leiwen, Detzem und Longuich von 50 bis zu 70-jährigen Reben. Alles wächst auf blauem Devonschiefer, alles wird spontan vergoren. Da er aus mehreren Orten cuvetiert wird, kann der Alte Reben kein Ortswein sein, aber es ist qualitativ quasi der Ortswein des Hauses. Die alten Reben tendieren deutlich mehr zum Terroir als zur Süße, aber dennoch hat es eine wunderbare, vollreife Rieslingaromatik. Eine sehr feine Agrumenfrucht verbindet sich mit salzigen Terroirnoten, die an eine Meeresbrise erinnert, auch zerstoßene Muschelschalen und etwas Graphit. Der Mund ist deutlich weniger zitrisch als erwartet aus einem kühlen Jahr, nein, es ist satt reif, hat eine wunderbare gelbe Steinobstfrucht. Hedonistisch und trotzdem richtig ernsthaft. Kaum ein Betrieb schafft den Spagat zwischen seriöser Mineralität und leckerem Trinkfluss. Tolle Komplexität in der Textur, so viel Schub und Druck, man kneift die Augen zusammen mit diesem salzigen Kick. Schon auf den Ausdruck des Bodens und die Eleganz getrimmt, ohne aber die Frucht zurückzulassen. Die Alten Reben zeigen in diesem Jahr wieder ihre ganze Stärke und Brillanz. 2024 ist großartig, gefällt mir ebenso gut wie das große 2023.

Jahrgangsbericht

»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!

Mein Winzer

Carl Loewen

Stuart Pigott, der wohl neben Stephan Reinhardt (Parker) bekannteste Weinjournalist mit dem Schwerpunkt "Deutsche Weine", erklärte das Weingut Carl Loewen in der FAZ im November 2017 zum Liebling des Jahres.

Riesling Alte Reben 2024