Bruno Giacosa: Nebbiolo d'Alba Valmaggiore 2022

Bruno Giacosa: Nebbiolo d'Alba Valmaggiore 2022

Nebbiolo 100%
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2041
seidig & aromatisch
saftig
pikant & würzig
Lobenberg: 94/100
Suckling: 95/100
Decanter: 95/100
Italien, Piemont
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Nebbiolo d'Alba Valmaggiore 2022

94
/100

Lobenberg: Dieser Valmaggiore liegt in Roero, in unmittelbarer Umgebung stehen auch die Reben von Sandrone. Giacosa war einer der Ersten, der diesen Cru unter seinem Namen abgefüllt hat. Die Trauben werden zugekauft, aber wie immer behält das Weingut die komplette Kontrolle über die Weinberge. Gärung im Stahl und dann 14 monatiger Ausbau im großen Holzfass. Der Wein kommt im Januar des 2. Jahres heraus. Es werden 11.000 Flaschen gemacht. Zartes, leuchtendes Rubinrot. Intensive, dunkle Frucht, Brombeere, Pflaumen, sogar ein Hauch Cassis, duftige, dichte, rote Blüten und Orangenschale steigen aus dem Glas. Die Nase scheint schon wohlig, samtig und dicht, dabei aber immer auch filigran bleibend. Erst puristisch und mit einem Moment im Glas kommt das klassische, zarte Teer und Potpourri Nebbiolo Aroma hinzu. Im Mund schiebt der Wein mit krasser Dichte über die Zunge. Hier ist alles rotfruchtig. Saftige Kirsche, Himbeere und rote Äpfel. Die Tanninstruktur ist fein und dennoch massiv kreidig. Alles geht in ein aromatisches Finale mit saftigen Veilchen und Kirschen über. Ein Balance Wein, der dennoch schon bald zugänglich sein wird. 94/100

Jahrgangsbericht

2022 war in ganz Europa ein von Hitze und Trockenheit geprägter Jahrgang. Im Piemont fiel bereits im Winter 2021 kaum Schnee, und es regnete lediglich im Mai und dann wieder im August in sehr kleinen Mengen, was ein wenig zur Erleichterung der Reben beitrug. Vom Austrieb bis zur Lese verlief die Wachstumsperiode ungefähr zwei bis drei Wochen früher als im Durchschnitt. Dieses Jahr war also von extremem Wetter gezeichnet, aber glücklicherweise war es sehr regelmäßig und konstant heiß und trocken – vom Austrieb bis zur Weinlese während des »Indian Summer« – und es gab keine Hitzespitzen. Da die Trockenheit nicht plötzlich eintrat, bildeten die Reben dementsprechend kleinere Blätter und weniger Trauben aus. Vielleicht kamen sie deshalb so erstaunlich gut mit diesen erschwerten Bedingungen klar, weil sie sich seit dem Frühling langsam an diese Situation »gewöhnen« konnten.2022 kann unmöglich generalisiert werden, und jeder Wein verdient es, einzeln betrachtet zu werden. Die etwas kühleren Höhenlagen im Piemont sind häufig auch von durchlässigeren Böden geprägt und dieses Jahr aufgrund der Trockenheit deshalb nicht automatisch besser. So sind 2022 ton- und lehmhaltige Böden mit besserem Wasserhaltevermögen deutlich vorteilhafter als sandigere. Die sonst »besten« Cru-Lagen zeichnen sich durch ihre besonders »perfekte« Ausrichtung zur Sonne und somit noch wärmeren Temperaturen aus. Auch das Alter der Reben und die Herangehensweise jedes Weinguts in den Weinbergen konnte einen entscheidenden Unterschied machen. Wurde durch sanftes Entblättern der Sonnenschutz gewährleistet und die Böden nicht unnötig durch Pflügen geöffnet, was zum stärkeren Verdunsten von Wasser führt, hatten es die Reben bedeutend leichter. Aufgrund der Trockenheit bestand kein Krankheitsdruck, es gab weder Pilzkrankheiten noch Fäulnis, was die Arbeit während der Wachstumsperiode auch erleichterte. In Summe brachten die berühmtesten Lagen 2022 nicht automatisch die besten Weine hervor, wohl aber die kühleren und lehmigeren Böden mit gutem Wasserspeicher der »alten« Terroirs aus Castiglione, Serralunga und Monforte d’Alba, teilweise auch Verduno. 2022 ist laut Aussage von Luca Currado-Vietti vom qualitativen Potenzial her riesig, im Ergebnis aber wegen zweier fehlender Regenschauer im August und September und zwei Grad zu hoher Spitzentemperatur haarscharf unterhalb eines Jahrhundertjahrgangs hängen geblieben. Die Winzer, die viel Zeit in die Weinberge investierten und zudem bereits vor oder bei der Lese gnadenlos aussortiert haben, brachten die beeindruckendsten Weine hervor. Was nicht perfekt oder gar vertrocknet war, gelangte gar nicht erst in den Gärtank. Im Durchschnitt bedeutet das 15 bis 40 Prozent kleine Erträge gesunder und konzentrierter Trauben. Im Keller musste aufgrund des höheren Verhältnisses von Traubenschalen zum Saft sanft extrahiert werden; der Ausbau erfolgte oft ein paar Monate kürzer als sonst und somit etwas reduktiver, um die Frische der Weine zu bewahren.Der Jahrgang 2022 hat einen wunderbaren »Überraschungseffekt«, denn wer überreife Weine erwartet hat, wird das Gegenteil im Glas finden! Die Trockenheit bremste. Aber seit im Jahrgang 2003 ebenfalls Hitze auf Trockenheit traf, haben die Winzer viel dazu gelernt. Was bereits bei den Bordeaux Primeur Proben des Jahrgangs 2022 deutlich wurde, stimmt auch im Piemont: In der Spitze kann 2022 enorm was! Die Weine sind so konzentriert wie 2017, aber mit deutlich mehr Frische ausgestattet. Aromatisch sind sie herrlich intensiv und bereit, eine unwiderstehliche Performance abzuliefern. Die Struktur der Tannine hängt dabei von den oben genannten Faktoren ab. Es gibt strukturiertere Weine, die aber durch ihre Fruchtbalance dennoch meist durchaus harmonisch sind. Ich versichere, dass mit Offenheit ausgestattete Nebbiolo-Liebhaber dieses Jahr mit der ein oder anderen Neuentdeckung belohnt werden, denn 2022 gibt es durchaus viele hervorragende und gar überragende Weine im Piemont, auch wenn 2021 sicher über alle Regionen gesehen harmonischer und gleichmäßiger in seiner Weltklasse rüberkam.

95
/100

Suckling über: Nebbiolo d'Alba Valmaggiore

-- Suckling: This is very serious for the appellation, with pure cherry, bark and walnut character as well as a hint of dark chocolate. Medium-bodied, firm and focused, with integrated tannins and a long and flavorful finish. More like a Barolo. Great site. Give it a year or two, but it’s already impressive.

95
/100

Decanter über: Nebbiolo d'Alba Valmaggiore

-- Decanter: A must-buy, the 2022 is gorgeous, defying the heat and drought of the vintage with its incredible freshness. Essence of rose, raspberry and peach soar from the glass. That purity and intensity persists on the fine-boned, elegantly weighted palate. Candied citrus and watermelon play off the succulent, salivating acidity, and powdery tannins caress. Extremely sandy and vertiginously steep, Valmaggiore is one Roero’s great sites. Bruno Giacosa started buying grapes there in 1971 and since 2014, the estate rents 2ha on the highest reaches of the slope.

Parker über: Nebbiolo d'Alba Valmaggiore

-- Parker: The Bruno Giacosa 2022 Nebbiolo d'Alba Vigna Valmaggiore opens to bright cherry flavors and a pretty ruby color. The wine shows great fruit intensity, and there is a note of candied cherry that really pops in this vintage. It is especially fruity and bright. This is considered a hot vintage, but Bruna Giacosa tells me that it did not spark the same stress levels that vintners suffered in the more challenging 2023 vintage. Harvest occurred on the 4th and 5th of October, before the rain started. The fruit is generous and primary, and the wine ends with mildly chalky tannins.

Jeb Dunnuck über: Nebbiolo d'Alba Valmaggiore

-- Jeb Dunnuck: Coming from the sandy soils of Roero, the 2022 Nebbiolo D'Alba Vigna Valmaggiore is a translucent red color and opens to refreshing notes of bright redcurrants, lifted spice, an elegant floral perfume, and tangerine. A medium-bodied, elegant, and refined wine on the palate, with delicate fruity ripeness, it’s fresh and retains a lovely structure. It’s a fruity vintage for this wine, but it has a lovely refreshing acidity. Drink it over the coming 7-8 years, although it’s simply delicious now.

Mein Winzer

Bruno Giacosa

Bruno Giacosa war als Traditionalist das Gegenteil der jungen wilden Barriquefreunde Altare, Scavino, Sandrone, Clerico, Gaja und Co. Seine extrem eleganten Weine sind trotz ihrer von kaum einem anderen Erzeuger erreichten Finesse in der Jugend verschlossen, obwohl er sie immer erst ein bis drei...

Nebbiolo d'Alba Valmaggiore 2022