Bischöfliches Weingut Rüdesheim: Pinot Noir

Bischöfliches Weingut Rüdesheim: Pinot Noir "S" Assmannshausen 2021

Zum Winzer

Spätburgunder 100%
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2041
seidig & aromatisch
strukturiert
Lobenberg: 95–96+/100
Deutschland, Rheingau
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Pinot Noir "S" Assmannshausen 2021

95–96+
/100

Lobenberg: Das ist eine Parzelle mit älteren Reben als im Basis-Ortswein, im Hinterkirch, kühler und frischer. Alles 1981 gepflanzt – deutsche Klone. In der offenen Bütt vergoren. Ausbau dann zu rund einem Drittel im neuen Holz, der Rest in zweiter Belegung. Französische 300 und 500 Liter Fässer. Die Selektion S wurde separat gelesen. Auch dieser Wein verweilt für eine Gesamtdauer von etwas weniger als 2 Jahren im Holz bis zur Abfüllung im August 2023. Die Ähnlichkeit mit dem Assmannshäuser ist verblüffend und wiederum auch nicht. Es ist der gleiche Weinberg mit dem schwarz-lila Schiefer und der Schiefer-Sandauflage und dem Quarzit darunter. Nur tiefer wurzelnd. Dieser Teil des Weinberges liegt auf 220 Metern Höhe. Es gibt einen halben Hektar Assmannshäuser insgesamt, und davon ist der kleinste Teil der Pinot Noir S, also eine echte Rarität. In 2021 wurden alle Trauben vollständig entrappt, weil die zarte Struktur der Trauben einen Rappeneinsatz nicht bevorzugt hätte und weil die Rappen teils nicht voll ausgereift waren. Es war eben ein Jahr wie in den 90er Jahren, regenreicher und kühler, mit ganz feiner Säure- und Tanninspur, die schon Grip hat, aber so hintersinnig und sublim daherkommt. Kein Blockbuster wie 2020, man wird nicht aus der Kurve getragen von der Power, sondern es ist eher ein saftig-kühler, tänzelnder und verspielter Ausdruck wie ihn der Rüdesheimer Berg zuletzt nur noch selten gezeigt hat. Wir haben 2021 eine so kristallklare Cassis-Frucht, dass es kracht. Wir sind weniger kirschig als in 2020 und laufen deutlich mehr auf der kühlen, saftigen Beerenfrucht. Enorm dunkel in seinem Ausdruck, ganz klar Assmannshausen Schiefer, Teer, Schwarztee, Brombeere. Er changiert irgendwo zu einem Gevrey-Chambertin in dieser dunkelbeerigen Würze mit enorm hoher Spannung und straffem Säureantritt. Der Wein ist ultramineralisch, steinig, zeigt sehr viel dunkles Schiefergestein und Graphit. Er ist ähnlich spannungsreich und elegant wie 2019 war, aber ist kühler, tänzelnder und schlanker. Das Tannin kracht nicht so rein, alles ist etwas mehr auf der schlanken Finesse.

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Bischöfliches Weingut Rüdesheim

Das Bischöfliche Weingut Rüdesheim ist Geschichte pur. Die erste Erwähnung findet dieses Weingut schon im 11. Jahrhundert als Pfarrweingut Rüdesheim. Im 12. Jahrhundert dann durch eine Schenkung des Adeligen aus Rüdesheim erweitert.

Pinot Noir