Lobenberg: Der Schlossberg ist um Antons Elternhaus herum gelegen. Hier tauchte 2020 der glänzende Monolith auf, welcher die Neugier Schaulustiger aus der ganzen Region weckte! Die Analogie zu Kubricks »Odyssee im Weltraum« war offensichtlich, hier bricht jemand auf in neue Sphären – oder hier kommt der Geist und die Weinintelligenz vom Himmel. Ein hoher Anspruch und leicht abgehoben, völlig losgelöst? Nein, der Biodynamiker Anton Longo erfüllt diesen Anspruch inzwischen jedes Jahr mehr. Dieser Schlossberg Weißburgunder wurde spontan mit wilden Hefen vergoren und anschließend elf Monate lang im französischen 1.200 Liter Fass ausgebaut – der Schlossberg kommt jedes Jahr ins gleiche Fass. Wie alle Weine des Weinguts 100 Prozent biodynamisch bearbeitet. Dieses Fassmuster hat eine mittlere, leicht wolkige, goldgelbe Farbe. Die Nase ist dramatisch expressiv mit feinen Hefearomen, die mit saftigem Weinbergspfirsich, Williams-Birnen, Salbei, Rosmarin, zart aromatischem Heu und duftenden Jasmin- und Obstblüten verwoben sind. Schon in der Nase kommt die zitrische Frische und salzige, kalksteinartige Mineralität, die sich im Glas mehr und mehr zu rauchigem Feuerstein wandelt hindurch. Momentan wirkt der Wein noch wie ein junger Muskelprotz, der sich in verschiedenen Posen darstellt. Mittlerweile ist das der vierte Jahrgang von Antons bestem Weißburgunder, davor hat er die Trauben zusammen mit denen des ebenso großartigen Langenstein Chardonnay zu einer Cuvée verschnitten. In der noch relativ jungen Geschichte seines Weinguts hat sich Anton jedes Jahr immer wieder um Längen verbessert. Mit diesem Wein fährt er bereits seit dem Jahrgang 2023 Seite an Seite mit den seit Jahrzehnten berühmtesten Namen der Region, oder vielleicht ist damit sogar schon an dem ein oder anderen vorbeigezogen?! Eine beinahe waghalsige Behauptung, die durchaus für Furore sorgen könnte, hinter der ich aber mit ganzer Überzeugung stehe. Mit seinen zwei Topweinen kann sich Anton mit Terlan und Lageder auf eine Stufe stellen, auch scheint ein guter Hauch Sonnenschein GG aus der Pfalz durch, wohl Rebholz und Deutschlands bester Weißburgunder. Der erste Schluck begeistert mich hellauf und sogar noch mehr als die phänomenale Nase. Diese intensive, salzig-rauchige Mineralität geht in phänomenale Spannung und klirrende Präzision durch die perfekt harmonierende Säure im Mund über. Ich habe hier wie gesagt noch ein Fassmuster im Glas, aber der Wein ist bereits unglaublich vielversprechend in diesem jungen Stadium. Er ist sozusagen mineralisch geladen und in dieser Intensität und Harmonie absolut unique. Wow! Dieser Schlossberg liefert im Mund eine fesselnde Reduktion, die nur kurze Zeit später einer kaleidoskopartigen Aromenwelt weicht. Die Frucht ist saftig und knackig reif. Birnen und Pfirsich-Aromen. Dieses Jahr ist das Holz im Mund aromatisch kaum spürbar, wenn überhaupt eher durch die zart griffige Haptik, die dem Wein erst Recht zu Klasse und Struktur verhilft. Knackige Würze leitet in die dezent strukturierte phenolische Bitterkeit über. Die salzige Mineralität hat in diesem Weißburgunder im Mund das Sagen. Aromatisch geht der Wein dieses Jahr beinahe in die Richtung eines grünen Veltliner über. Spannungsgeladen, würzig und mit herrlich trinkanimierender Salzigkeit. Diesem verführerischen Weißburgunder-Leckerli kann man mit Worten nur schwer gerecht werden und dieser Wein würde selbst den ein oder anderen Burgunder aus einer klingenden Appellation im Regen stehen lassen, eine Assoziation an Corton Charlemagne. Meine Begeisterung für diesen jungen Winzer kann ich wirklich nicht genug betonen, denn nun spielt Anton Longo offiziell in der ersten Winzer Liga Südtirols, oder sogar Europas. Das kann niemand mehr übersehen. Bravo Anton!