Riesling Lorchhausen Seligmacher Großes Gewächs 2023

August Kesseler: Riesling Lorchhausen Seligmacher Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

96
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2048
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
voll & rund
3
Lobenberg: 96/100
Galloni: 95/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Lorchhausen Seligmacher Großes Gewächs 2023

96
/100

Lobenberg: Das ist die letzte Rebanlage im Rheingau bevor der Mittelrhein anfängt. Im eher puristisch kargen Lorch gelegen. Eine Steillage, in der das Weingut gut 2 Hektar bewirtschaftet. Uralte Rebanlagen, weit über 50 Jahre. So super konzentrierte, reife Trauben aus den alten Reben. Ca. 180m über NN gelegen in extremer Steillage. Böden: Schiefer Quarzit. Rezept wie üblich bei August Kesseler, Ganztraube, nur kurze Maischestandzeit. Abgepresst, vergoren im Edelstahl und 8 Monate auf der Feinhefe belassen. Das Mikroklima in dieser Lage führt zu einem extremen Powerwein, der aber nicht phenolisch ist, sondern einfach den Druck aus der Mineralität und der Frucht aufbaut. Steinobst mit Salz und in Puderzucker und Kreide gewälzte Limette. Süße und zugleich grüne Aprikose, Weintraube, Sommerapfel. Dramatisch steiniger Mund, Schiefer unter saurer Reineclaude und Quitte, unsüße Melone, mürbe Äpfel, Mandarine, Grapefruit. Saftig und etwas karg. Immens saftig und dennoch karg. Schick und saftig lecker als süß, verspielte Kraft und mineralischer Länge. Es ist ein eigenwilliger und eigenständiger Riesling ganz ohne Frage. Das ist meistens, noch vor dem Schlossberg, Kesselers Paradestück im Riesling.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

95
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Galloni über: Riesling Lorchhausen Seligmacher Großes Gewächs

-- Galloni: The 2023 Riesling Lorchhäuser Seligmacher Grosses Gewächs comes from 65-year-old vines. It is shy on the nose, but the palate opens into smooth juiciness that unites pale plums with smooth apricots and white peaches. This aromatic gentleness is mirrored in the smooth yeastiness of the mid-palate and the quiet but present texture. This is a very serene, balanced and long wine. (Bone-dry)

Mein Winzer

August Kesseler

In Insider-Kreisen wird August Kesseler bescheinigt, eine der Personen mit dem meisten Charisma in der deutschen Weinlandschaft zu sein. Je näher man sich seinen Lebenslauf ansieht, desto mehr glaubt man den vermeintlichen Insidern. Wer kann schon von sich behaupten, das elterliche Weingut mit noch...

Riesling Lorchhausen Seligmacher Großes Gewächs 2023