Lobenberg: Dieses ist quasi das »Große Gewächs« des Weingutes. Das ist eine bestimmte Parzelle mit den ältesten Reben vom Kalkmergel. Der Wein wächst in Baden-Baden-Sinsheim auf Granitböden mit Kalk und Verwitterungsgestein. Französische Genetik, aus dem Elsass genau genommen. 2008 gepflanzt, das war quasi das erste Projekt von Alex. Zwei Wochen vor der Lese wird das untere Drittel noch mal mit der Schere herausgeschnitten. Alexander füllt seine Weine ungewöhnlich früh. Ende März sind alle Weine, auch dieser, auf der Flasche, weil er hier in der Ortenau lange Hefelager ablehnt, die Weine haben schon selbst genug Dichte. Ein Wein durchaus mit Anspruch und Konzentration. Aber gar nichts wuchtiges oder fettes. Alexanders Weine stehen ja in der Ortenau, großteils in Sinsheim. Das sind kühle Standorte, man darf nicht an fettes oder heißes Baden denken, nein, das sind andere Standorte die Alexander hier hat. Es sind kühlere, windige Hochlagen. Alexander sagt, dass diese Weinberge noch sicher 20 Jahre dem Klimawandel standhalten und weiterhin kühle, saftige und feine Rieslinge bringen wird. Die Mostgewichte bleiben hier immer recht stabil, liegen leicht über 90 Oechsle selbst in heißen Jahren. Alexanders Weg ist eben das nicht so lange Hefelager und die Ertragsreduktion. Der Tausend Sterne stellt in der Kollektion das GG dar, wenn man es mit VDP Maßstäben messen würde. Dieser Wein fasziniert schon von der ersten Nase an. Das ist eine Einladung, das ist eine Umarmung, das ist ein Wein, der sofort sagt: „Trink mich!“. Dieser 1000 Sterne hat alles, was Alex Laible ausmacht und vielleicht auch sein Faible ist, er ist gewissermaßen ein Workaholic und ein Perfektionist, der immer wieder verblüfft. Man wird bei Alex Laible nie Weine finden, die nicht lecker sind, die nicht saftig sind, die nicht einfach extrem süffig und trinkig sind. Aber so geschmackvoll, saftig und charmant seine Weine sind, man sollte nie ihr Potenzial unterschätzen. Die Topweine haben alle eine satte Konzentration und perfektionistische Klarheit und Feinschliff. Alex selbst ist ein Rieslingfreak, das spürt man hier sofort. Der 1000 Sterne ist glockenhell und kristallin, zeigt viel Kalkstein, auch Feuerstein, schlanke grüne Birne, schlanke Mirabelle, Apfelblüte, alles ganz fein und zart. Das ist Alex‘ elegantester Wein, er hat am meisten Noblesse und Feinsinnigkeit. Der Mund erinnert fast an einen Burgunder in seinem Schmelz aus weißem Pfirsich und Kalkstein, so cremig und dicht, man wird mitgerissen von dieser substanziellen Kraft, die aber gar nicht laut ankommt, sondern immer auf der feinen Seite bleibt. Dennoch ist die Kraft und die Dichte enorm, trägt einen fast aus der Kurve mit seiner pikanten Frische, weißer Pfeffer, Ingwerschärfe, Kreide, ein paar Zitruszesten, all das gibt eine gute Definition und Schliff unter die köstlich-cremige Frucht. Das Salz zieht an den Papillen, das ist ein Riesling im Turbomodus, hier ist richtig was los am Gaumen. Und doch ist das entscheidende Stichwort hier die Eleganz, bei aller Kraft ist das Alex‘ feinster Wein. 95-97/100
»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!