Lobenberg: Alessandra Divella ist für Franciacorta das Äquivalent eines Spitzen-Winzerchampagner-Produzenten. Die Geschichte der Quereinsteigerin ist absolut sensationell, meiner Meinung nach ist sie ein Genie! Sie hat nie Önologie studiert, sondern hat sich ihr Wissen mit Hilfe von Büchern selbst angeeignet und dann experimentiert und gelernt. Übrigens steht hier nicht »Franciacorta« auf der Flasche, weil Alessandra sehr stolz auf ihre Weinberge in den Höhenlagen des Örtchens Gussago ist. Genau genommen gehört der Ort zur Appellation Franciacorta, aber man kann diesen Stoff natürlich nicht mit »klassischen« Franciacorta aus den hauptsächlich flachen Tallagen vergleichen. Dieser Schaumwein wird aus 100 Prozent Chardonnay gemacht – zehn Prozent davon sind ab diesem Jahrgang Reserve Weine – im gebrauchten Barrique mit wilden Hefen vergoren und ausgebaut. Nach der traditionellen Flaschengärung wurde er 30 Monate lang auf der Feinhefe gelagert, bevor der Wein im September 2024 degorgiert wurde. Mittleres Goldgelb im Glas mit feinem Mousse. Schon die Nase ist der absolute Hammer! Reich und cremig mit saftigen roten Äpfeln, fein verwobenen Brioche-Aromen, einem Hauch Vanille und Toast, aber auch einer tiefen, beinahe rauchigen, einzigartigen mineralischen Würze. Ich möchte Ihnen ans Herz legen, diesen Wein aus einem großen Weißweinglas zu trinken, denn eine Stunde später legt dieser Blancs de Blancs so richtig los! Reife Williams-Birne, Quitte, rote Apfeltarte mit Brioche, Estragon, duftendes, frisches Heu und weißer Sommerblütenhonig. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir hier mehr Druck und Intensität, aber im Mund hat der Weine genau dieselbe krasse Laserpräzision der Höhenlage! Salzzitrone, Quittengelee, feine englische Orangenkonfitüre, ein Hauch Lorbeerblatt und Salbei, dabei ist das Mousse so fein und wunderbar anhaltend. Dieser Wein hat eine knackige Frische, die Spannung ohne Ende in den Mund zaubert. Mir läuft sprichwörtlich das Wasser im Mund zusammen und ich bekomme Appetit auf mehr. Trinkanimierend und so spannend, unweigerlich greift man direkt wieder ans Glas – diese Entdeckung ruft! Der Wein hallt minutenlang im Mund nach. Das ist schon echter Freakstoff und ein gastronomisches Leckerli, das Sie keineswegs schnell öffnen und austrinken müssen. Ich bin sicher, in zwei, drei Jahren wird dieser Schaumwein sogar noch besser sein. Das ist ein Wein, der so manchen Champagner im gleichen Preisbereich auf die Auswechselbank versetzt. Bravo Alessandra!