Keine Kompromisse im Weinbau, keine Interviews, kein Marketing und allem vorangestellt pures Piemont in der Flasche. Es beginnt und endet alles in La Morra. Für Ihn der Mittelpunkt der Welt und der Grund seines Schaffens. Doch was macht diesen Mythos aus?
Bodenständig, zurückhaltend und scheu vor dem Rampenlicht, so wurde Giovanni Accomasso von seiner Familie und engen Vertrauten beschrieben. Seine Werte waren die bäuerliche Kultur, Respekt vor der Erde, seine Parzellen als Zentrum des Seins und die absichtliche Anti-Wachstumsstrategie: »Wenn man groß wird, muss man wegziehen, aber alle kommen mich zuhause besuchen.«
Für Accomasso waren die Weinberge sein Jungbrunnen und besonders die Parzelle »La Rochette« beschrieb er als seine große Liebe. Als Erster seiner Familie brachte Giovanni Accomasso den Jahrgang 1958 selbst auf die Flasche und verkaufte ihn nicht wie einst seine Vorfahren nur als reinen Fasswein. Damit beginnt eine der wohl unbekanntesten Erfolgsgeschichte des Piemonts.
Liebe zum Terroir
Die Seele der Weine von Accomasso liegt in La Morra, hier entspringt alles, was diese Barolos so unendlich macht. Die drei Hektar, die Giovanni zu Lebzeiten noch bewirtschaftete, heißen Annunziata und Rocche dell’Annunziata. Gelegen auf ungefähr 300 m über dem Meeresspiegel und bestehend aus einer Mischung aus Kalk, Ton und Sand. Diese Böden und das warme, sonnenverwöhnte Mikroklima ergeben perfekte Bedingungen für elegante, raffinierte und harmonische Nebbiolo-Weine.
Old-School im Keller
Im Keller sind die Barolos allerdings geprägt von Ultra-Traditionalismus in Reinform: Akribische Pflege des Weinberges, großzügiger Wegschnitt von Frucht für maximale Konzentration und niedrige Erträge. Extrem lange Mazeration von 50 bis 60 Tagen im Betontank und händisches Unterstoßen des Tresterhuts sorgen für brachiale Struktur im Wein und nahezu unendliche Lebdauer der Tannine. Nach der Maischestandzeit wird in große, alte Holzfässer (botti) umgefüllt.
Rare Legende
Die Ruhe des Winzers und die Abwesenheit des Drangs zur Berühmtheit und der Profitmaximierung lässt sich auch an den Verkaufsstarts der Weine zeigen: Accomasso ist im Verkauf meistens 2-3 Jahrgänge älter als seine Kollegen im Barolo. Vorausgesetzt man kommt überhaupt in die glückliche Situation, seine Weine angeboten zu bekommen. Bei weniger als 6000 Flaschen pro Jahrgang gar nicht mal so leicht. Neben dem Nebbiolo, keltert Accomasso auch Barbera und Dolcetto aus diesen Top-Lagen. In die USA wird schon seit den 80ern nicht mehr exportiert, es gibt kein Marketing und nur sehr wenige Weinverkoster können diesen Wein überhaupt bewerten. Der Verkauf passierte, wie es sich für jemanden mit Giovanni’s Heimatverbundenheit gehört, fast ausschließlich aus seiner Kellertür heraus.

