Auf 23 Hektar baut die Familie seit 1928 in dieser einzigartigen Lage Nebbiolo für diesen Ausnahme-Barolo an. Ein Wein mit besonderem Augenmerk auf Eleganz und Langlebigkeit zugleich. Als einer der ersten Winzer in Castiglione Falletto verarbeitet Cavallotto seit 1946 die gesamten Trauben ihres Weinguts in Eigenproduktion. 1948 erfolgte die erste Herstellung und Abfüllung ihres eigenen Barolo aus ausschließlich eigenen Trauben und schon unter der eingetragenen Marke Cavallotto. Der Bricco Boschis Weinberg, dessen Kultlage als Monopol in alleinigem Besitz der Familie Cavallotto ist, wird nach einem integrierten Landwirtschaftskonzept mit organischen Anbaumethoden bearbeitet. Die Einzigartigkeit dieses Barolos ist zurückzuführen auf die exzellente Lage der Weinberge, sowie auf die traditionell lange Reifedauer in großen Fässern aus slowenischer Eiche.
Heute bewirtschaften die Kinder von Olivio – Laura, Giuseppe und Alfio – das Weingut in der vierten Generation. Mit unerschütterlicher Hingabe zur Tradition des Ausbaus und unter gleichzeitiger Einbeziehung moderner, organisch biologischer Weinbaumethoden, produziert die Familie Cavallotto extrem komplexe, tiefe, profunde und zugleich elegante, feine Barolo. Das Weingut produziert auf zwei Weinbergen (Bricco Boschis und Vignolo) insgesamt drei verschiedene Arten von Barolo: zwei Riserva sowie der Monopollagen-Barolo Bricco Boschis, der sicher der herausragende Vorzeigewein des Hauses ist, einer der Stars des an Superweinen nicht armen Dorfes Castiglione Falletto. Sehr spannend ist auch die Rarität Freisa, eine Rebsorte, die die Brüder im Geiste und im Traditionsausbau verhafteten Weingüter Bartolo Mascarello in Barolo und Giuseppe Mascarello in Monchiero ebenfalls pflegen. Dazu passt auch der rare Langhe »Grign« aus Grignolino Trauben. Cavallotto gehört sicher zu den Institutionen der Langhe.
2022 war wärmer als 2023. Der Winzer Alfio Cavallotto beschreibt den Jahrgang aber – im Gegensatz zu den meisten Weingütern – nicht ganz so trocken, denn im Winter gab es in seiner Lage etwas mehr Schnee, der den Boden besser gesättigt hatte. Durch das Jahr hinweg war die Arbeit in den Weinbergen 2022 wesentlich unaufregender als in feuchten Jahren, denn es gab keinerlei Krankheitsdruck. Direkt nach der Lese erwartete Alfio bei meinem damaligen Besuch, dass die Tannine der Weine geradliniger und möglicherweise auch etwas adstringierend werden könnten, aber die Gärungen entwickelten sich glücklicherweise komplett anders. Die Weine haben eine anmutige Aromatik und eine schöne (und gute) Komplexität.
Der Jahrgang 2022 wird es vermutlich allein schon deshalb etwas schwerer haben, weil er auf den perfekten Jahrgang 2021 folgt. Zu Unrecht, denn viele 2022er sind wirklich sehr, sehr schön. Sie haben allerdings nicht die herausragende Länge des Jahrhundertjahrgangs 2021 im Nachhall. Ich probiere ein Fassmuster des Bricco Boschis und vermute momentan, dass er früher zugänglich sein wird als der deutlich mächtiger strukturierte 2021er, den ich daneben probiere. 2022 ist im Cavallotto-Stil ein sehr schicker, ultra-klassischer Barolo aus dem Bilderbuch.
Das Weingut bringt 2026 auch die 2020er Riserva-Weine auf den Markt. Der Vignolo 2020 hat eine wunderbare Konzentration und gleitet in tadelloser Harmonie über die Zunge. Der Jahrgang 2020 wird ob seiner genialen, hedonistischen Saftigkeit etwas früher zugänglich als der noch dichtere, kompaktere Jahrgang 2019, der mit beinahe feurigem Tannin (und zudem viel mehr Dichte) das Zeug dazu hat, jahrzehntelang im Keller zu reifen. Dasselbe gilt für den Vigna San Giuseppe 2020.
Meiner Meinung nach ist 2020 ein herrlicher, harmonischer Jahrgang der großen Trinkfreude, der ebenfalls zu Unrecht – weil er zwischen dem 2019er und dem 2021er liegt – manchmal stiefmütterlich abgetan wird. Die Weine haben das Lecker-Gen. Ich persönlich möchte sie deshalb auf gar keinen Fall verpassen!
Der Barolo-Jahrgang 2021 brachte bei Cavallotto endlich mal wieder eine größere Erntemenge hervor, nachdem sie in den Jahren zuvor entweder aufgrund von Trockenheit oder Frost zum Teil bis zu 25 Prozent reduziert wurde. Im Winter 2020 wurden die Wasserreserven der Weinberge wieder komplett aufgefüllt, was den Reben einen perfekten Start in das Jahr 2021 ermöglichte. Während der Wachstumsperiode verlief durchgängig alles rund. Die warmen Tagestemperaturen wurden durch kühle Nächte ausgeglichen. Insgesamt sind die wärmeren Temperaturen – die generell laut einiger Winzer der Region seit 2017 spürbar angestiegen sind – das Haupt-Unterscheidungsmerkmal zum Jahrgang 2016. Der Jahrgang 2021 zeigt sich dadurch mit mehr Frucht und »Fleisch auf den Rippen« als 2016.
Die vielen, reifen und dennoch griffigen Tannine stehen mit der mächtigen Frucht auf Augenhöhe im Ring der Schwergewichtsklasse. 2021 ist für die klassischen und traditionell für lange Zeit im großen Holzfass ausgebauten Weine von Cavallotto ein übergroßes Jahr, das nicht verpasst werden sollte! Im Jahr 2025 kommen übrigens auch die beiden Riserva Weine aus dem Jahrgang 2019 auf den Markt. Ich probiere sie als Fassmuster. Momentan ist der Vigna San Giuseppe zugänglicher als der normalerweise etwas elegantere Vignolo 2019, dessen Ertrag beinahe ein Drittel kleiner ausfiel als gewöhnlich.
Die beiden klassischen Cavallotto-Riserva-Weine zeichnen sich in diesem herausragenden Jahrgang durch ihre spürbar monumentale, griffige Struktur aus – diese 2019er sind über-große Weine, die erstmal ein paar Jahre im Keller verdient haben. Der vielschichtige Vigna San Giuseppe 2019 ist ein perfekter Bilderbuch-Barolo. In der Zwischenzeit bietet sich der charmante und früher trinkreife, seidige Jahrgang 2018 an, um die Wartezeit zu überbrücken.
Das Weingut Cavallotto ist ultra zuverlässig, was die Qualität der Weine angeht. Was nicht absolut großartig ist, wird deklassifiziert. Das heißt leider auch, dass 2016 bis dato der letzte Jahrgang war, in dem eine größere Erntemenge eingebracht wurde. Trockenheit und Frost dezimierten die nächsten Jahrgänge und erst ab dem Barolo Jahrgang 2021 wird es wieder ein paar Flaschen mehr geben. Der Jahrgang 2020 brachte aufgrund des warmen Sommers in den stets sehr traditionellen, griffig-strukturierten Cavallotto Weinen etwas rundere, reifere Tannine hervor. Der Bricco Boschis 2020 hat zudem muskulöse, saftig-intensive Frucht. Alfio Cavallotto vergleicht den Jahrgang mit dem fruchtintensiven Charme-Jahrgang 2015. Bei Cavallotto war 2020 ein großer und zugleich eleganter Jahrgang. Die durchschnittliche Erntemenge war wie gesagt wegen der Trockenheit 25 Prozent kleiner als im Durchschnitt.
Die Probe mit dem sanftmütigen, charmanten Alfio Cavallotto war auch dieses Jahr wieder ein absolutes Highlight. Cavallotto-Weine sind immer klassisch strukturiert und intensiv, aber eben ganz besonders in einem Top-Jahrgang wie 2016 oder 2019. Die Weine werden in großen, neutralen Holzfässern traditionell für längere Zeit als bei den meisten anderen Weingütern ausgebaut. Das 2019er Fassmuster des Bricco Boschis zeigt einen großen Wein, der fordert und begeistert. Meiner Meinung nach wird hier besonders deutlich, dass 2019 sogar noch besser ist als 2016. Die Weine haben zwar eine ähnliche Tannindichte und Struktur, aber 2019 sind die Tannine mit wesentlich mehr reifer und saftiger Frucht ausgekleidet. Leider sind die verfügbaren Flaschen – wie gewohnt – sehr begrenzt, daher heißt es für Cavallotto-Fans ganz klar ranhalten, sobald der Wein auf den Markt kommt.





