Die Familie hat sich in den letzten Jahren in harter Gemeinschaftsarbeit in die Spitzenränge der Langhe-Produzenten gearbeitet. Das hervorragende Terroir der Hanglagen von La Morra ist natürlich die unabdingbare Voraussetzung der traumhaft schönen, vollmundig charmanten Weine. Aber Talent und Gene ohne intensive Arbeit reichen eben nicht. Vater Giovanni Corino erreichte das Ziel, zur Oberliga der Barolo- und Barberaproduzenten zu gehören, gemeinsam mit seinem Sohn Giuliano, der mittlerweile die alleinige Verantwortung für den Betrieb übernommen hat. 15 Hektar Weinberge besitzt die Familie heute, auf denen vorwiegend die Rebsorten Dolcetto, Barbera und Nebbiolo wachsen. Talent, Handarbeit und akribische Weinbergsarbeit sind neben dem Terroir der Garant für weitere großartige Weine der Corinos.
Während der Selektion im Juli haben wir viele Trauben geschnitten, aber die Menge übertraf dennoch die Erwartungen. Die Lese begann am 26. September und endete am 12. Oktober. Das Wetter während der Ernte war nicht so schön, mit viel Feuchtigkeit und auch Regentagen, aber dank unseres Expertenteams ist es uns gelungen, gesunde Trauben nach Hause zu bringen.
Wir befinden uns in Zeiten des Klimawandels; auch im Piemont waren die Jahrgänge 2020 bis 2023 allesamt während der Wachstumsperiode überdurchschnittlich warm bis heiß. Im Jahrgang 2022 kam zu den hohen Temperaturen eine außergewöhnlich lange andauernde Trockenperiode hinzu, die bereits 2021 begonnen hatte und nur durch kleine Regenschauer im April und im August gemildert wurde.
Je nach Lage – und ganz besonders in den niedriger gelegenen Weinbergen sowie Amphitheatern wie beispielsweise Rocche dell’Annunziata, die die Sonnenwärme »perfekt« einfangen – hat der Ort La Morra bereits von vornherein ein wärmeres Mikroklima. Die Temperaturen konnten somit hier 2022 höher ansteigen als beispielsweise in den Höhenlagen von Serralunga oder Monforte d’Alba. Dafür haben diese niedrigeren, tonhaltigen Parzellen häufig ein besseres Wasserhaltevermögen als die Höhenlagen, was in dem extrem fordernden Jahrgang 2022 wiederum ein Vorteil für die Reben und das Ausreifen der Trauben war.
Dieses Jahr verdient es wirklich, jeder einzelne Wein ganz genau angeschaut zu werden, und zwar Lage für Lage. Selbst innerhalb eines Weinguts kann die Qualität nämlich von Wein zu Wein variieren, und man kann nur schwer eine generelle Beurteilung des Jahrgangs abgeben. Die Lese war bei der Familie Corino am 27. September 2022 bereits abgeschlossen, das bedeutet also gut zehn bis 14 Tage früher als in einem durchschnittlichen Jahr.
Die Weine sind opulent und deutlich mächtiger als sie es im hedonistischen, saftigen Jahrgang 2020 waren. Müsste ich einen Vergleich ziehen, wären sie eine Kombination aus 2017 und 2020. Schon der einfache Barolo Classico La Morra 2022 schlägt mit einem Knall auf der Zunge ein und drängt druckvoll und gnadenlos in konzentrierter Fruchtigkeit. Die Aromatik ist durch die Bank intensiv und mit reifer, dunkler Frucht ausgestattet. Im Mund zeichnet sich der Jahrgang durch viele und zum Teil auch griffig strukturierte Tannine aus. Andrea Corino erklärt, dass die einzelnen Beeren kleiner waren und somit die Trauben mehr Beerenschalen im Vergleich zum Saft hatten, was zu dieser intensiveren Struktur und auch Dichte im Mund führte, denn ein großer Teil der Tannine wird bekanntlich aus den Traubenschalen extrahiert. Diese immense Power schlägt sich zudem bei allen Corino-Weinen in über 15% vol. nieder und macht sie somit zu idealen Begleitern für deftige und auch schwere Speisen. Alle Weine des Jahrgangs 2022 werden hier früher zugänglich sein als etwa 2021 oder 2019, dennoch haben sie die Dichte, Konzentration und Struktur, um 15 bis 20 Jahre im Keller vergessen zu werden. Der Bricco Manescotto ist 2022 der beste Wein im Sortiment der Corinos.
Wenn es den Titel »Durchstartet des Jahres« geben würde, hätte das Weingut Corino ihn im Jahrgang 2020 mehr als verdient. Kein anderes Weingut hat seine Weine auf solch beeindruckende Art und Weise verfeinert. Nachdem aufgrund von Hagel im Jahrgang 2019 kein Bricco Manescotto gemacht werden konnte, gab es 2020 keine besonderen Vorkommnisse. Der moderne Ausbau im Barrique hinterlässt hier in den meisten Jahrgängen die typischen Aromen von Vanille und süßen Gewürzen. 2020 war das nicht der Fall, die Weine sind zwar dicht, würzig und cremig, aber die harmonische Frische hat den Ausbau im Barrique vollkommen »aufgefressen« und integriert. Die Weine werden ob ihrer opulenten, saftigen Frucht früher trinkbar sein als die 2019er, aber sie haben zugleich auch eine ernstzunehmende Struktur. Das Weingut Corino hat dieses Jahr durch die Bank einen starken Jahrgang der Balance hingelegt!
Das Weingut Corino in La Morra hat 2019 einen soliden Jahrgang auf die Flasche gebracht. Dabei ist zum Beispiel der Barolo La Morra einer der zugänglicheren Weine des Jahrgangs und wird bereits in wenigen Jahren in sein Trinkfenster kommen. Der Barolo Giachini ist meiner Meinung nach der stärkste Wein des Jahrgangs, er beeindruckt durch ätherische Komplexität und ist zugleich ein charmanter Spaßwein. Insgesamt sind die Weine körperreich und voll reifer, saftiger Frucht. Der Bricco Manescotto des Weinguts ist aus einer der Lagen, die 2019 leider dem Hagel zum Opfer gefallen sind. Daher wurde die Lage dieses Jahr nicht gemacht.




