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Im Portrait 

Maison Glandien Tino Kuban

2017 übernahm der ursprünglich aus Berlin stammende Tino Kuban die Rebflächen der kleinen Domaine Bernard van Berg in Meursault und gründete Les Jardins Vivants. Bernard van Berg hatte knapp 20 Jahre biodynamischen Weinbau im vermeintlichen burgundischen Niemandsland betrieben. Die Nachbarn erzeugten aus den stiefmütterlich behandelten Lagen Massenware, Cremant de Bourgogne oder einfachen Tischwein. Bernard van Berg verstand seine Weinberge allerdings nicht als Land, was er nach Belieben untertan machen konnte. Er glaubte an einen gesamtheitlichen Gedanken, einen romantischen Gedanken an einen lebendigen Weinberg, in dem die Natur gedeihen konnte. Die Weinberge wurden gehegt und gepflegt, auf die Launen der Natur, das Wetter und die Gegebenheiten jedes Standorts genauestens reagiert und dadurch sind aus augenscheinlich unbedeutenden Lagen wahrhaft große Weine entstanden. Anfangs eckte er bei einigen an, allein durch das Flaschenformat, denn er verwendete Bordeaux-Flaschen – ein Affront im Burgund.

Sein Ansatz war derzeit revolutionär: Alles war Handarbeit, Bodenbearbeitung ausschließlich mit dem Pferd, 100 Prozent Neuholz bei allen Weinen, allerdings ohne spürbares Toasting, niedrige Alkoholgehalte und puristische Weine, sogar große Weine aus der sonst oft unterschätzten Rebsorte Aligote. Im Endeffekt produzierte Bernard van Berg Weine, die heutzutage en vogue sind, damals aber kaum zu finden waren.

Nun aber zurück zu Tino Kuban und seinen Weinen. Den Gedanken von einem lebendigen Weingarten hegte auch er und so kam es zu dem Namen der Domaine: “Les Jardins Vivants”, die lebendigen Gärten. Die Lagen sind weiterhin unterschätzt, allerdings weitaus bekannter als damals, so ist beispielsweise die Appellation Saint Aubin mittlerweile bei Weinliebhabern bekannt und beliebt als etwas mineralischere, frischere und kargere Alternative zu den besonders in warmen Jahren oft schweren, vollfruchtigen, klassischen Burgundern. In den Weinbergen wird weiterhin biodynamisch gearbeitet, auch wird per Pferd oder mit einer Seilwinde der Boden bearbeitet, die Flaschenform ist weiterhin im Bordeaux Stil, der Aligote ist einer der besten im Burgund, 100 Prozent neues Holz, dieses wird sogar am Geruch direkt in Österreich bei Stockinger ausgewählt. Die Erträge sind allerdings niedriger. Aus den im Schnitt über 70 Jahre alten Reben werden unter 15 Hektoliter pro Hektar geerntet. Weniger, als beispielsweise bei Leroy. Diese Qualitätsbesessenheit, diese akribische Arbeit, dieses Arbeiten Hand in Hand mit der Natur, diese Arbeit im Detail, das macht die Weine nicht nur besonders, die Weine sind schlichtweg groß.

Tino Kuban verkauft keine generischen Weine, seine Weine tragen seine Handschrift, die die Lage unterstreicht, die das Terroir auf seine eigene Art herausarbeitet.

2010 beendete Tino Kuban sein Weinbaustudium in Neustadt, um danach unter anderem bei Legenden wie Pierre Overnoy oder den biodynamischen Vorreitern aus Roussillon, der Domaine de l'Horizon, zu arbeiten. Neben Les Jardins Vivants gibt es mittlerweile sein Négoce Projekt Maison Glandien und die Linie “L'Origine”. In letzterer kommen Trauben aus eigenen Weinbergen mit abgestuften Weinen von Les Jardins Vivants zusammen, bei Maison Glandien hauptsächlich zugekaufte Trauben befreundeter Winzer. In den Weinbergen wird immer nach Tinos Philosophie gearbeitet, biologisch und minimalinvasiv. Ausgebaut wird aufgrund von Platzmangel nicht in Meursault, sondern in Gamay, einem Ortsteil von Saint Aubin. Die Weißweine werden vor dem Pressen mit den Füßen angequetscht, dann werden die Ganztrauben vorsichtig, aber so schnell wie möglich abgepresst, um möglichst viel Extrakt zu erzielen, ohne Maischestandzeit oder größere Oxidation. Für die Rotweine werden auch ganze Trauben verwendet, es wird nicht überschwallt, sondern untergestoßen, nicht etwa mit einem Holzstab, sondern wie bei der Domaine de la Romanée Conti mit dem eigenen Körpergewicht. So muss der Wein nicht zusätzlich gepumpt werden und die Oxidation bleibt geringer. Ausgebaut wird in 228 Liter Stockinger Fässern, bei Les Jardins Vivants zu 100 Prozent in Neuholz, bei L'Origine und Maison Glandien variieren in der Prozentzahl. Abgefüllt wird nicht dogmatisch, sondern wenn die Weine in Tino Kubans Ermessen dazu bereit sind.

Energetische Weine, die es trotz ihrer Komplexität schaffen, einen maximalen Trinkfluss zu haben.

Die Weine von Maison Glandien und der Linie L'Origine kommen, im Gegensatz zu denen von Les Jardins Vivants, in der typischen Burgunderflasche auf den Markt, auch der geringere Anteil an Neuholz ist näher am klassischen Burgund. Die Weine sind etwas mehr an der Frucht orientiert, etwas gefälliger und eine Spur weniger mineralisch, als die von Les Jardins Vivants. Das Faszinierendste an den Weinen ist die Steigerung, die beim Trinken absolut logisch wird. Wenn man einen Maison Glandien im Glas hat, könnte das genauso gut ein Top Village Wein oder sogar ein Premier Cru von einem der hochdekorierten Weingütern des Burgunds sein. Dementsprechend fallen auch die Preise auf dem Sekundärmarkt aus. Die L’Origine Weine sind auf Premier Cru Niveau angesiedelt und Les Jardins Vivants nimmt es locker mit vielen Grand Crus auf, manche gehen sogar so weit, sie unter den besten Weinen des Burgunds einzuordnen. Wenn jemand so viel Passion in seine Weine steckt, dass selbst aus vermeintlich unbedeutenden Lagen so große Weine entstehen, dann ist das nicht nur schwer beeindruckend, dann sollte vor allem klar sein, wo die Reise noch hingehen kann.