Die Côte de Beaune ist für den Chardonnay das, was die Côte de Nuits für den Pinot Noir ist: die absolute Weltspitze! Prunkvolle Namen, die teuersten Weißweine der Welt und vor allem eine Kultur der maximalen Qualität.
Die Côte de Beaune ist das Gegenstück zur Côte de Nuits und bildet die südliche Hälfte der größeren Gesamtregion Côte d’Or. Ihr Name stammt von der pittoresken Weinstadt Beaune in ihrem Zentrum. Auf einer kleinen Fläche von nur knapp 4900 Hektar werden hier im Mittel jährlich rund 200.000 Hektoliter Wein produziert – wobei es in vielen Jahren durch Frost, Pilzkrankheiten und Hagelschläge auch deutlich weniger sein kann. Die Weinberge liegen in leicht höheren Lagen als in der Côte de Nuits, zwischen 220 und 380 Metern über dem Meeresspiegel. Obwohl mit insgesamt 61 Prozent Rebfläche der Pinot Noir dominiert und damit eigentlich mehr Rotwein als Weißwein produziert wird, gilt die Côte de Beaune dank renommierter Grands Crus wie Corton-Charlemagne oder Montrachet unangefochten als das Reich der größten Weißweine der Welt. Entsprechend dominieren die Weißweine auch den Export mit etwa 57 Prozent Anteil.
Wie im gesamten Burgund etablierten die Römer den Weinbau, doch der eigentliche Qualitätsweinbau begann mit den Zisterziensermönchen. Die Brüder der Abtei von Maizières bestellten schon im Mittelalter die Rebberge des »Montrachet«, der bis heute weltbekannt ist. Heutzutage sorgt der lebendige Weinhandel der Stadt Beaune (darunter Häuser wie Louis Jadot oder Bouchard Père & Fils) für die weltweite Distribution dieser herausragenden Weine.
Die Côte de Beaune unterliegt dem Einfluss eines semi-kontinentalen Klimas. Dieses zeichnet sich durch kalte Winter, warme Sommer und viel Niederschlag im Frühling und Herbst aus. Insgesamt sind die Durchschnittstemperaturen leicht höher als die der etwas nördlicher gelegenen Côte de Nuits. Der wahre Schatz, vor allem für Chardonnay, liegt im Boden. Der Boden ist stark vom Jurakalk geprägt und tritt oft als Kalksplitter an die Oberfläche. Dort vermischt er sich mit rötlichen, eisenhaltigen Sedimenten und Lehm und bildet so die einzigartigen Böden der Cote de Beaune. Die sanften Hügel und der sehr kalkhaltige Boden bilden einzigartige Bedingungen für den Anbau von Chardonnay und Pinot Noir und sind die Grundlage für die Komplexität der Weine.
Die Côte de Beaune erstreckt sich über 30 Kilometer und umfasst 16 Village-Appellationen, mehr als 350 Premier-Cru-Lagen und acht Grand Crus. Die Grand Cru Lagen sind fast ausschließlich dem Chardonnay vorbehalten, mit der einzigen Ausnahme des Corton, wo auch Pinot Noir angebaut wird. Die berühmtesten der weißen Grand Crus liegen allerdings ohne Frage in den Gemeinden Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet. Die Weine aus Puligny-Montrachet stehen für enormen Mineralausdruck, während Meursault als größte der berühmten Gemeinden sowohl für körperreiche, nussige Chardonnays als auch für straffe, kühle Hochlagen bekannt ist. Die besten Premier Crus, etwa die von Antoine und Remi Jobard oder Pierre Morey aus Meursault, sind in manchen Jahren qualitativ mit Sicherheit auf Grand Cru-Niveau verortet. Gleiches gilt für Marc Morey in Chassagne oder natürlich die Königin der Weißwein-Domaines: Leflaive in Puligny.
Auch wenn Chardonnay dominiert, sollte der Pinot Noir der Côte de Beaune keinesfalls unterschätzt werden! Allgemein lässt sich sagen, dass die Rotweine der Côte de Beaune oft etwas fester strukturiert, erdiger und teils auch tanninreicher sind als ihre feinsinnigeren Gegenstücke der Côte de Nuits. Pommard war historisch gesehen immer einer der besten Rotweine Frankreichs und hat seinen Status auch heute nicht verloren, auch wenn Volnay etwas mehr im Trend liegt derzeit. Die Rotweine von der Côte de Beaune sind runder und meist etwas fruchtstärker als ihre Gegenspieler der Côte de Nuits. Volnay gilt heute als einer der gefeierten Orte für Pinots von der Côte de Beaune. Hier zeichnen sich die Pinots vor allem durch Feinheit und Finesse aus. Der östliche Teil des Cortons mit seinen vielen Parzellen ist als einzige rote Grand Cru Lage der Côte de Beaune ein Mekka für Insider, denn wer sich gut auskennt, kann hier einige Schätze auftun. Der südlichere und westlichere Teil des Hügels ist mit Chardonnay bestockt, der dann als Corton-Charlemagne gelabelt wird. In manchen Jahren können die besten Charlemagnes durchaus in der Liga der Montrachets mitspielen – Faiveley macht einen der besten, ebenso wie David Moret oder natürlich Bonneau du Matray, denen ein satter Anteil der Lage gehört.
Abgesehen von ihren Pinots, ist die Côte de Beaune aber vor allem für ihre Chardonnay Grand Cru-Lagen weltbekannt. Namen wie Le Montrachet und Chevalier-Montrachet sorgen bei Kennern für Ehrfurcht. Sie gehören regelmäßig zu den teuersten Weinen der Welt und lassen sich quasi in allen Spitzenrestaurants der Welt auf der Karte finden. Dabei steht vor allem der »Le Montrachet« für absolute Perfektion – wenngleich viele Burgunderfreaks den Chevalier aufgrund seiner höheren Spannung sogar lieber mögen.
Die Montrachet-Lagen vereinen mineralische Finesse und Kraft und haben eine unvergleichliche Tiefe und Kraft, die sie in der Regel auch sehr lagerfähig machen. Der »Chevalier-Montrachet« liegt ein wenig höher als der Montrachet und wird mehr durch Mineralität und Eleganz definiert. »Bâtard Montrachet« zeigt sich meist deutlich wuchtiger und körperreicher, da er am Hangauslauf auf tiefgründigeren Böden wächst. Alle diese Lagen zählen zurecht zur absoluten Weltspitze – vor allem auch dank herausragenden Winzern, durch die diese Lagen zu Legenden werden: Leroy, Coche-Dury, Pierre Morey, Leflaive oder Comtes Lafon sind längst am Sternenhimmel des Burgunds zementiert. Trotz des hohen Preisniveaus wäre es irrsinnig zu behaupten, dass das Burgund ausschließlich aus diesen Weltstars besteht. Eine Sache, die das Burgund wirklich ausmacht ist die Mischung aus Star-Produzente, renommierten Häusern wie Louis Jadot, Bouchard und Faiveley, sowie den »jungen Wilden« wie zum Beispiel Benoît Girardin. Daneben gibt es auch Weltklasse-Winzer wie Jean-Marc Vincent oder Nicolas Rossignol, die noch nicht weltberühmt sind, zu entdecken.
Ein spannender Trend an der Côte de Beaune: Zunehmend verlagert sich die Aufmerksamkeit auch auf die teils etwas höher gelegenen Weinberge oberhalb von Puligny, Chassagne oder Meursault wie Saint-Aubin, Monthelie oder Auxey-Duresses. Historisch gesehen hatten diese ost- oder west geneigten Hänge oft Probleme mit dem Ausreifen der Trauben, doch das hat sich mittlerweile durch den Klimawandel verändert. Mittlerweile liefern diese kühlen Lagen Trauben mit optimaler Reife und sind zu wahnsinnig guten Empfehlungen geworden. Besonders Saint-Aubin ist die Gemeinde der Stunde – mit Domaine Hubert Lamy ist dort auch eine der Top-Domaines der Côte de Beaune zu finden. Wer noch etwas weiter in die Höhe geht, in die waldigen, kühlen Hautes-Côtes, kann auch dort preiswerte, elegante und feingliedrige Weine finden, wenn sie aus den richtigen Händen kommen. Agnès Paquet ist ein Paradebeispiel wie gut die Weine aus den Hautes-Côtes heute sein können!
Die Côte de Beaune bietet den perfekten Mix: von satten Pinots, nicht selten günstiger als an der Côte de Nuits, über Chardonnay-Geheimtipps aus entlegeneren Ecken bis hin zu den extrem raren Grand Crus. Das einzige Manko ist die sehr begrenzte Menge und die stetig steigenden Preise, aufgrund der explodierenden Nachfrage. Die Welt kann aktuell scheinbar gar nicht genug bekommen von diesen köstlichen weißen Burgundern!



