Die Wurzeln der Familie Leroy im Zusammenhang mit Wein reichen über 150 Jahre zurück. Mitte des 19. Jahrhunderts als Maison Leroy gegründet, war die Familie vorerst als Négociant tätig, also als Handelshaus. Im Fall Leroy gab es zwar auch eigene Flächen, es wurden aber die meisten Trauben zugekauft, gekeltert, ausgebaut, abgefüllt und unter eigenem Namen und Label verkauft. Ein im Burgund sehr gängiges Vorgehen, nicht nur damals. In den 1940er Jahren kaufte Henri Leroy die Hälfte des unter finanziellen Druck stehenden Weinguts Domaine de la Romanée-Conti, es entstand eine Geschäftsbeziehung, die die Weinwelt auf ungeahnt große Weise prägen sollte. Nach dem Tod von Henri Leroy übernahm seine Tochter Lalou Bize-Leroy gemeinsam mit Aubert de Villaine die Domaine de la Romanée-Conti. Ende der 1980er Jahre wollte sich Lalou Bize-Leroy allerdings einem eigenen Projekt widmen und kaufte die Weingüter Charles Noëllat und Philippe Remy, daraus entstand die Domaine Leroy, um die sie sich gemeinsam mit der Domaine d’Auvenay seit Anfang der 1990er Jahre nach ihrer Trennung von der Domaine de la Romanée-Conti exklusiv kümmert.
Bereits früh erkannte sie das besondere Zusammenspiel zwischen Ökosystem und Wein, dass das Terroir feiner herausgearbeitet werden konnte und die Weinberge gesünder sind, wenn diese biologisch bewirtschaftet werden. Infolgedessen wurde die Domaine Leroy zu einem der ersten Weingüter im Burgund, welches biodynamisch arbeitet.
Die Ergebnisse zeigen sich bis heute: Uralte Reben in vollkommen gesunden Weingärten, auch in Jahren mit extremen Wetterbedingungen.
Der letzte Weinberg wurde 1988 neu gepflanzt! Seitdem werden nur einzelne Reben nachgesetzt, die ältesten Reben sind mittlerweile über 100 Jahre alt. Bearbeitet werden die Weinberge so schonend wie möglich, Bodenverdichtungen sollen vermieden werden, es wird begrünt und eine intensive Arbeit mit der Laubwand schafft ein kühleres Mikroklima. Ideale Voraussetzungen, um zum perfekten Zeitpunkt perfekte Trauben zu lesen. Aber das ist nur eines der Erfolgsgeheimnisse von Lalou Bize-Leroy. Außer der hingebungsvollen Arbeit in den Weinbergen gehört natürlich das Terroir dazu. Die Weinberge sind in den begehrtesten Lagen des Burgunds, schon beim Namen der Lagennamen läuft Weinliebhabern das Wasser im Mund zusammen. So sind Namen wie Corton-Charlemagne, Richebourg und Musigny neben Chambertin und Clos de la Roche nur einige Namen in der illustren Runde an Grand Crus und Premier Crus, die die Domaine Leroy ihr eigen nennt. Knapp 7 der etwa 20 Hektar entfallen auf die 9 Grand Cru Lagen des Hauses, etwa weitere 6 Hektar auf die Premier Cru Lagen.
Im Besitz der Domaine sind also viele Hektar Premier- und Grand Cru Lagen, allein das ist spektakulär.
Geerntet wird weder besonders spät, noch besonders früh, allerdings sehr reif. Reif aufgrund verschiedener Einflussfaktoren. Die Triebe werden bei Leroy nicht beschnitten, sondern in den Draht gewickelt, dadurch bleibt die Energieverteilung der Pflanze im Gleichgewicht zwischen vegetativen Wachstum und Fruchtentwicklung, statt mehr Energie in Wachstum zu stecken. Die alten Reben bringen in der Regel gleichmäßig gereiftere, kleinere und intensivere Trauben hervor. Zusammen mit der Ertragsreduzierung auf nur vier Trauben pro Rebe werden lediglich 15 Hektoliter pro Hektar im Durchschnitt geerntet. Im Durchschnitt! Wem die Zahl aufgrund fehlender Professur in Weinbau nichts sagt: Im Burgund sind die Höchsterträge je nach Lage geregelt, liegen aber bei roten Grand Crus bei etwa 35 Hektoliter pro Hektar, bei Premier Crus bei 45 Hektoliter pro Hektar. 15 Hektoliter pro Hektar sind also absurd gering, vor allem wenn man bedenkt, dass es sich hier um den Durchschnitt handelt, also die Grand Crus meist weniger tragen. Nun kann man sich vorstellen, wie konzentriert die Weine sind, dementsprechend hoch ist ihr Reifepotential, dementsprechend “unburgundisch” werden sie manchmal in ihrer Jugend wahrgenommen, umso mehr entfalten sie sich im Alter. Geerntet werden diese minimalen Erträge natürlich per Hand in kleine Kisten, sortiert wird im Weinberg und im Weingut. Vergoren werden anschließend ganze Trauben in den klassischen, offenen Holzbottichen. Anschließend werden die Weine in den für das Burgund typischen 228 Liter Fässern ausgebaut. Der Hersteller dieser ist niemand Geringeres als Francois Frères, von der Tonnellerie aus Saint Romain stammen die gefragtesten Fässer des Burgunds, vielleicht sogar der Welt. Spätestens nun ist klar, weswegen die Weine der Domaine Leroy so limitiert und auch gefragt sind.
Aber wie schmecken die Weine denn nun, die nur die wenigsten Menschen je kosten werden? Die einfache Antwort: Atemberaubend. Die etwas längere Version: Dicht, konzentriert, komplex, mit einer vollen, erhabenen Frucht. Diese ist einfach nur Wahnsinn, denn bei der Dichte und Konzentration erwartet man eine überreife Frucht, diese ist jedoch perfekt austariert und ist so bei kaum einem anderen Weingut zu finden, selbst in der Liga. Nicht zu vergessen ist die Eleganz und Feinheit, die den Weinen innewohnt. Klar, im Burgund reden wir oft von Eleganz. Diese ist im Zusammenhang mit der Kraft, die Leroy Weine haben, aber auch im Burgund nur einer Hand voll Erzeuger zu attestieren. Magnifique.
