Lobenberg: Die Grabenwerkstatt ist ein winziges Boutique-Weingut am Ende des Spitzer Grabens, des kühlsten, waldigsten Terroirs der Wachau. 2014 vom Pfälzer Michael Linke (Stationen bei Von Winning, Pyramid Valley Australien und Bürklin Wolf) und Franz Hofbauer (Stationen bei Felton Road und Pyramid Valley in Neuseeland, sowie Hirtzberger) gegründet. Bei Pyramid Valley haben sich die beiden getroffen, beide haben die gleiche Vorstellung von Terroirwein und von der Arbeit im Weinberg, die man braucht, um dorthin zu kommen. Die Selbstverwirklichung in Franz Hofbauers Heimat Wachau war also der nächste logische Schritt. Die beiden Jungwinzer wissen also wie der Hase läuft, entsprechend ist das Weingut direkt durch die Decke gegangen in Österreich. Jeder Winzer hat während unserer Reise gestaunt: Bekommt ihr da überhaupt Wein?! Die sind doch immer sofort ausverkauft. Wenn man ein paar Jahre nach Gründung schon Weingut des Jahres beim Gault Millau Austria wird kein Wunder! Trenning ist einer der höchstgelegenen Weinberg in Niederösterreich, noch über 550 Meter hoch gelegen. Über 50 Jahre alte Reben auf Gneiss mit extrem hohen Graphitanteilen. Früher wurde hier sogar Graphit abgebaut, einer der reinsten, den man in Österreich finden kann. Die Nase ist irre, so clean, aber doch so dunkelwürzig und kühl. Michael Linke, der ja Pfälzer ist, erinnert der Weinberg an den Pechstein in Forst, mit dieser dunkelwürzigen, feuersteinigen Art. Vorne saftig und einnehmend, und dann hintenraus mit diesem krassen mineralischen Zug. Zitrisch, schlank und gerade wie ein Laserstrahl. Hier gibt es kein links und rechts, nur geradeaus auf dem Salzstein laufend. Die Augen werden schmal und das Wasser läuft im Mund zusammen dank dieser wahnsinnigen Salzigkeit. Der feine Gerbstoff dominiert das furiose Finale und verstärkt die herbsaftige, dunkle Mineralik immer weiter. Welle nach Welle von salzigem Gestein schiebt sich über den Gaumen. Druckvoll anschiebend, aber eben nicht aus Wucht oder hoher Reife, sondern nur aus der scharfen, aber feingeschliffenen Mineralität. Was für ein irrer Wein. Selbst für den kühlen Spitzer Graben ist das ein Geschoss. 2022 ein warmes Jahr? Das schmeckt man hier definitiv nicht. Die Zitrusfrucht mag zwar etwas reifer daherkommen als 2021, weniger »spitz« und getrieben, aber das hat schon ordentlich Dampf aus der salzigen Mineralität. Wow, was für eine Bereicherung die beiden mit diesem ultrapuristischen Stil sind. 96-97+/100