Riesling Marienburg Großes Gewächs 2022

Clemens Busch: Riesling Marienburg Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

95–96+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2051
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
frische Säure
3
Lobenberg: 95–96+/100
Falstaff: 94+/100
Galloni: 91–93/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Marienburg Großes Gewächs 2022

95–96+
/100

Lobenberg: Die Lage Pündericher Marienburg umfasst circa 12 Hektar Rebfläche für Clemens Busch und liegt gegenüber der Kleinstadt Pünderich direkt an der Mosel in Süd- bis Südostausrichtung. Reiner Schiefer in verschiedenen Ausprägungen. Blauer, roter und grauer Schiefer. Wobei in dieses Marienburg GG nur der vordere Teil des Hangs auf Grauschiefer einfließt. Steilhang, überwiegend Einzelpfahlerziehung, teilweise wurzelecht. Alles biodynamisch bewirtschaftet und ausgebaut. Natürlich spontan vergoren, nach direkter Abpressung und nur einer minimalen Maischestandzeit auf der Presse. Dann der Ausbau im 1000 Liter Holzfuder, altes, gebrauchtes Holz. In 2022 auch mit spontaner malolaktischer Gärung, aber es war ohnehin fast nur Weinsäure. Lange auf der Vollhefe belassen wie immer. Kristalline, feuersteinige Nase mit frischem Ton und herben Erdnoten, auch der feine Duft frischer Steinpilze mit ihrer Erdigkeit. Darunter etwas Bergamotte und mürber gelber Apfel, reduziert, rauchig und sehr, sehr fein. Ein leiser Wein, der dennoch viel Energie und Saft ausstrahlt. Weißfleischige Birne, ein Touch Granny Smith und weiße Johannisbeere. Eher filigran als wuchtig, aber in diesen Jahr schon mit ziemlich viel Druck und Anschub aus der expressiven Frucht. Die Frucht ist hell und strahlend, es gibt keine Wucht, ganz fein und total geradeaus. Die prägnante, karge und griffige Mineralität der Marienburg zieht lange auf der Zunge nach. Geniale Saftigkeit, aber nicht spitz, es ist total reif und harmonisch. Was für eine schmackhafte Marienburg dieses Jahr! 95-96+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94+
/100

Falstaff über: Riesling Marienburg Großes Gewächs

-- Falstaff: Im Vordergrund stehen derzeit noch etwas die Spontinoten, doch dahinter zeigt sich schon die elegante Frucht und Schieferwürze. Zitronenscheiben und Blutorange treffen hier auf rauchigen Schiefer, Tabak und Melisse. Dezenter Honig im salzigen Finish. 94+/100

91–93
/100

Galloni über: Riesling Marienburg Großes Gewächs

-- Galloni: The 2022 Pündericher Marienburg Grosses Gewächs was made from around 30-year-old vines rooted in grey slate in the parcels underneath the former castle. The nose is shy and faintly smoky. The palate is immediately citric, reminiscent of ripe yellow grapefruit peel and pith, with a lovely bitter streak accentuating the slenderness of the palate. (Bone-dry) 91-93/100

Mein Winzer

Clemens Busch

Das Weingut von Clemens Busch liegt im malerischen Pünderich am Anfang der Terrassenmosel. Seit 1986 arbeiten Rita und Clemens Busch hier nach strengen Kriterien des ökologischen Weinbaus, was sie sich inzwischen auch haben zertifizieren lassen.

Riesling Marienburg Großes Gewächs 2022