Lobenberg: Der Ockfener Geisberg – die Wiedergeburt einer Riesling-Legende. Seit jeher galt der Geisberg, der die Verlängerung des Bockstein ist, als eine der besten Weinlagen der Saar. Er erzielte Höchstpreise auf Auktionen und wurde von den damalig besten Erzeugern bewirtschaftet. Im Zuge der Saarwein-Krise der Nachkriegszeit wurden viele der am schwersten zu bearbeitenden und steilsten Lagen aufgegeben, darunter auch der Geisberg. Roman Niewodniczański hat 12 Hektar Kernstück des Geisberg erworben und mit irrem Aufwand restauriert. In 2022 sind nochmal 2 Hektar alte Reben dazugekommen, damit ist es jetzt ein Monopol von Van Volxem. Seit 2020 gab es den ersten Wein hier, ein Kabinett, seit Jahrgang 2023 dann ein Kabi und ein GG. Aus dem kühlen Jahr 2024, das so etwas wie die moderne Version von 2014 oder 2008 ist, hat der Geisberg eine unglaublich kühle, feine Nase. Erinnert mich durchaus etwas an die Eleganz des Scharzhofberges, aber ist etwas aromatischer, einen Hauch mehr in der saftigen, gelben Frucht. In der Nase weiße Traubenzucker, Granny Smith und Ingwerschale, auch ein Anflug von Mango. Zerdrücktes Gestein liegt als Staub über allem. Wunderbar filigran und zart geht es auch im Mund weiter, hier mit Aprikose, Orangenblüte und Nektarine über warmem Stein. Die Mineralität schiebt schon gewaltig, aber ganz feingliedrig, strahlend, glockenklar und ultrafein. Das ist großer Saarwein in einer Finesse, die verträumt und tänzerisch ist. Echt genial.
»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!