Lobenberg: Dieser »Terroir-Rosé« aus dem Priorat hat eigentlich nicht viel damit zutun, was man sich unter einem typischen Rosé vorstellt. Hier ist nichts übermäßig fruchtig, nichts kitschig. Ich sehe ihn eher in der Kategorie »unkonventionell«, ohne dabei aber zu schräg zu sein. Dafür strukturiert, mit unglaublicher Power und Tiefe a la Pataille, Tondonia, Garage Wine oder auch Aldinger. Es ist ein Clairette, also eine Mischung aus roten und weißen Trauben. In dem Fall Grenache Noir und Blanc, gemeinsam vergoren. Nur die besten Trauben von über 50 Jahre alten Rebstöcken, die in über 500 Meter hohen, sehr kühlen Lagen stehen. Das Terroir ist hier geprägt von schwarzem Schiefer. Schonend gepresst und überwiegend im Betontank ausgebaut. In der Nase zunächst mit feiner Reduktion und rauchigen Elementen. Ein Schleier aus Streichholz, geschlagenem Feuerstein und Kreide. Mit etwas Luft kommt die herb-süße, rote Frucht durch. Granatapfel, Cranberry, Walderdbeere und Himbeere. Blutorange und auch ein Touch Veilchen, sowie ätherische Anklänge von Kräutern schwingen hier mit. Rosmarin, ein Hauch Zitronenthymian und Salbei. Im Mund mit hoher Spannung aus der klirrenden, enorm salzigen Mineralität, hochfeiner Säurespur und roter Frucht. Grapefruit, Himbeere, wieder Walderdbeere aber vor allem Salz. Wow, das ist ein Ereignis. So hochfein, so dicht, so konzentriert aber ohne fett zu sein. Feinkörniges Tannin schiebt über die Zunge, der Nachhall ist schier ewig. Großes Rosé-Kino aus dem Priorat mit sicher hohem Reifepotenzial. 95+/100