Lobenberg: Alle Weine bei Sylvain entstehen in biodynamischer Weinbergsarbeit, Handlese mit kleinsten Erträgen, alles macht der Großmeister höchstpersönlich. Ein Rosé aus 70 bis 90 Jahre alten Reben. 90% Pinot Noir überwiegend aus der kalkreichen Lage Charme aux Pretres in Direktpressung und 10% Pinot Gris, der als Ganztraube mazeriert, um Farbe und Phenole zu extrahieren. Sylvain entrappt bewusst nicht, weil er denkt, dass die Ganztrauben mehr Balance erreichen in Sinne der Tannine und der Säuren. Das hier ist – um es mal ganz brutal zu sagen – zurzeit von allen erhältlichen Rosés der Welt wohl der einzige wirkliche Weltklasse-Wein. Zwar auch im Preis, aber vor allen Dingen in der extraterrestrischen Qualität. Der Wein stammt aus einer Selektion der ältesten Pinot-Reben von Pataille, gepflanzt zwischen 1932 und 1949, geerntet aus drei verschiedenen Plots. Auch ein kleiner Teil Pinot Gris steht dazwischen, doch hauptsächlich uralte Pinot Noir, zum Teil wurzelecht. Dass wir bei fast hundertjährigen Reben von winzigen Erträgen sprechen versteht sich von selbst. In gebrauchten Barriques vergoren und dann ab 2019 erstmalig in große 5000 Liter Fuderfässer umgezogen zum weiteren Ausbau. Der 2022er hat mit drei, vier Tagen keine so lange Mazeration bekommen wie 2021, der eine Woche hat. Der Jahrgang war von sich aus intensiv genug. Wunderbar intensive Nase in 2022 mit Herzkirsche und Sauerkirsche, auch ein wenig unsüßes Kirschbonbon und diese leicht schräge Kräuternote, in dem Fall Lorbeer und Rotbuschtee. Der Mundeintritt ist explosiv in Blutorange und Grapefruit, sehr strukturiert, kraftvoller als der zarte 2021er. 2022 sind wir zurück bei mehr struktureller Power ohne dass dabei die Säure zurück bleibt. Er hat die Struktur, den Punch und das Mundgefühl eines sehr leichten Rotweins und gleichzeitig die Trinkfreude, Saftigkeit und Eleganz eines Weißweines. Das ist es, was diesen Rosé so besonders macht. Dennoch ist es am Ende natürlich ein kleines bisschen Freakstoff, aber wer einen Rosé zu diesem Preis kauft, der kann sich wohl zu den Freaks zählen. Immer wieder ein Erlebnis dieses Unikat im Glas zu haben. 95-96+/100