Seckinger: Chardonnay Maikammer 2023

Seckinger: Chardonnay Maikammer 2023

BIO

Zum Winzer

Chardonnay 100%
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2033
mineralisch
frische Säure
unkonventionell
Lobenberg: 94+/100
Falstaff: 92/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Maikammer 2023

94+
/100

Lobenberg: Dieser Ortswein aus Maikammer ersetzt quasi den Chardonnay Pure. Es ist ein logischer, weiterer Schritt in Richtung Terroirfokus, den die Seckinger-Brüder damit gehen. Der Wein stammt aus den Lagen Kapellenberg und Paradies. Paradies wird es als Lagenwein erst in ein paar Jahren geben, noch sind die Reben zu jung und kommen deshalb in diesen Ortswein. Genetik aus dem Burgund, der Champagne und aus dem Jura. Nach der Lese direkt gepresst und dann inklusive »Dreck und Speck«, also ohne Vorklärung, ins gebrauchte Barrique und Tonneau gegeben. Zweit- und Drittbelegung. Unfiltriert und mit dezenter Schwefelgabe abgefüllt. In der Nase zeigt der Ortswein schon eine ungeheure, reduktive Spannung! Grandioser Mix aus rauchigen Gesteinsnoten, Wiesenkräutern- und Blüten, reifem Zitronenabrieb und einem Touch Marille. Karg, präzise und fokussiert, im Kern aber leicht gelbfleischig. Quitte, etwas gedörrte Mandarine. Stilistisch ist das nah am Breisgau von Julian Huber oder am Kalk & Stein von Rings. Im Mund dann zupackend und straff mit präsenter, aber reifer Säurestruktur. Fein texturiert mit zarten Gerbstoffen, dazu wieder herb-saftige Frucht. Hier ist schon ordentlich Druck hinter! In Salz gewendete Zitrusfrüchte, etwas Bitterorange, ganz reife Limette. Ein Band aus kalkiger Mineralität durchzieht den Wein und legt sich auf die Zunge. Feine Vibration, sanfter Druck, wirkt total animierend. Fantastische Länge mit salinem Nachhall. Ein sehr eigenständiger Chardonnay, irgendwo zwischen großartigen Village aus Deutschland a la Huber oder Keller, andererseits auch Parallelen zu naturbelassen Chardonnays aus dem Burgund oder Jura zeigend. Ein sehr schönes Debüt!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

92
/100

Falstaff über: Chardonnay Maikammer

-- Falstaff: Leicht reduktiver Duft, flintig, Schießpulver und Rauch, Birne, Aprikose, Fenchelkraut, Lorbeerblatt, Popcorn. Am Gaumen sortiert und mit Schmelz sowie eingewobener Säure, elegante Extraktentfaltung, dicht, präziser Säurestrahl, verkörpert die traditionelle Kultur.

Mein Winzer

Seckinger

Kompromisslos trockene, naturbelassene Weine mit sehr eigenständiger Handschrift – dafür stehen die Weine von Seckinger aus Niederkirchen bei Deidesheim. Die drei Brüder interpretieren das Terroir auf ihre Art avantgardistisch, wobei die Weine aber im Kern stets echte »Pälzer« bleiben. In der...

Chardonnay Maikammer 2023