Salwey: Grauburgunder Eichberg Großes Gewächs 2021

Salwey: Grauburgunder Eichberg Großes Gewächs 2021

VDP

Zum Winzer

Grauburgunder 100%
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2046
mineralisch
voll & rund
frische Säure
Lobenberg: 96–97+/100
Falstaff: 97/100
Deutschland, Baden
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Grauburgunder Eichberg Großes Gewächs 2021

96–97+
/100

Lobenberg: Auch die GGs werden immer recht früh gelesen bei Salwey, aber nicht mehr ganz so extrem früh wie früher. Es hat schon eine gewisse Dichte und Reife, soll aber maximal frisch reinkommen, gerade so an der Kante, das ist es, was Konrad Salwey sucht. Der Eichberg ist ein Lavarücken mit etwas Vulkanasche darauf, einige Millionen Jahre jünger als der Henkenberg. Es ist die wärmste Lage hier im Portfolio bei Salwey. Sehr langer Holzausbau in mittelgroßen und größeren Holzfässern, anschließen auch noch etwas Flaschenlager. Sehr spannende Nase, unglaublich komplex und vielschichtig. Warme Gesteinsnoten, Fenchelgrün, weißer Tee, blonder Tabak, sogar leichte Kümmel-Anklänge, Marille, Apfelschale und Quitte. Der Mund behält trotz seines enormen Spannungsbogens diesen badischen Delikatessenfaktor, diesen feinen, hellgelben Schmelz, der auf der Zunge lange dahingleitet. Feines Salz an den Zungenrändern, sehr mineralisch und ausdrucksstark. Konrad Salwey ist mit HP Ziereisen zusammen der Meister der großen Grauburgunder, weil sie nicht über beeindruckende Üppigkeit und Fett, sondern über Struktur und Mineralität kommen, aber eben trotzdem keine kargen, sondern kraftvolle, tiefe Weine machen. Eine Kunst!

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

97
/100

Falstaff über: Grauburgunder Eichberg Großes Gewächs

-- Falstaff: Ein Anflug von Gold in der Farbe. Tuffiger Duft, brenzlig-»elektrische« Aromen, dann auch kandierte Orangenschale und Pflaume. Der Gaumen ist prall mit feinen Phenolen ausgefüllt, hintergründiger Schmelz deutet das Volumen eines Ruländers an, aber mit der Bündelung eines Pinot Noir. Paradoxal und groß.

Mein Winzer

Salwey

Konrad Salwey hat auf seinem Familienweingut in Oberrotweil am Kaiserstuhl neben Friedrich Keller sicher die spannendste Entwicklung der letzten Jahre hinter sich. Salweys Weine bersten vor Spannung… und das ist am Kaiserstuhl eine Leistung.

Grauburgunder Eichberg Großes Gewächs 2021