Lobenberg: 2024 war ein regenreicherer und kühlerer Jahrgang, der eine wunderbare Eleganz und Stringenz hat. Es ist stilistisch nicht so weit vom herausragenden 2023 entfernt, genauso kristallin und strahlend, nur noch feiner, noch kühler, noch zwingender. 2024 ist ein Fest für Liebhaber von urklassischem Rhein-Riesling mit der Brillanz der Moderne. Für die Kabinette und Spätlesen ist es sowieso ein Weltklasse-Jahr, das war an Mosel-Saar-Ruwer auch schon so. Auf dem Weingut Robert Weil gibt es nur einen einzigen Kabinett. Also alles das, was sonst theoretisch auch Turmberg oder Gräfenberg Kabinett hätte werden können, fließt in diesen Wein ein, weil man sich entschlossen hat, die Top-Lagen namentlich nicht mit dem Kabinett, sondern erst mit der Spätlese zu zeigen. Das ist aber eine rein taktische Maßnahme und ändert nichts daran, dass dieses Kabinett dann mit das Beste an Kabinett ist, was es im Rheingau gibt. Eben gerade weil dieses extrem hochwertige Material hier drin ist. Diese ganz klare, brillante, helle Frucht des Weil’schen Rieslings zeigt sich natürlich auch im Kabinett. Das ist so ein schicker, reiner Traubensaft und das jedes Jahr, diese Konstanz ist schon Wahnsinn. 2024 hat eine kühle Brillanz, kristallklar, Apfelblüte und grüner Apfel, Zitronentarte, so zart und verspielt, blütenduftig und fein. Tänzerische Finesse! Und das Verrückte an der ganzen Geschichte ist ja, dass dieses Kabinett so leicht und filigran es wirkt, potenziell drei, vier Jahrzehnte halten kann. Der niedrige pH-Wert, null Überreife und die perfekte Traubengesundheit von 2024 machen es möglich. Das ist eine Balance der höheren Art. Die unendliche Leichtigkeit des Seins – und darin Kraft für Jahrzehnte. Kein anderer Wein außer Riesling Kabinett kann das… für diesen Preis. Besser geht es nicht!
»Here comes the rain again…« – das Weinjahr 2024 war rasant und aufwühlend. Eine deutlich kühlere Vegetationsperiode mit wechselnden Regen- und Trockenphasen forderte die Winzer heraus. Der frühe Austrieb im April wurde von heftigen Spätfrösten abgelöst, die Ahr, Nahe, Nordbaden, Saar und Ruwer besonders hart trafen und zu teils dramatischen Ernteausfällen führten. Viel Manpower, bedingungsloser Einsatz und sorgfältige Selektion waren entscheidend. Die besten 2024er Weine zeigen eine bemerkenswerte Finesse mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft. Der kühlere Ausdruck erinnert an die präzisen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Sie sind extrem klar gezeichnet und definiert und besitzen häufig mindestens ein Volumenprozent weniger Alkohol als die Vorjahre. Umso überraschender ist die Substanz und innere Dichte, die durch ausgiebige Sommerniederschläge und eine langsame Reifung bis in die kühlen Nächte der späten Lese ermöglicht wurde. Die Trauben erreichten enorm hohe Extraktwerte, die mit 2023 konkurrieren. »Die schönsten Aromen gedeihen im Schatten.« wie Florian Lauer immer sagt. Die Säuren sind »nordisch-straff« und vibrierend, aber reifer und weniger einschneidend als im “krachenden” 2021. Die Weine bieten eine genussvolle Cremigkeit, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat zu verlieren. Der 2024er ist ein harmonischerer und feinerer Jahrgang als ebenfalls kühlere 2021, zudem ist es aromatisch in einem klassischeren und schlankeren Profil angesiedelt als die »Vollgas-2023er«. Bei vielen Weinen wurde ein Level erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 mithalten kann, auch wenn die Mengen besonders bei den Großen Gewächsen teils sehr gering sind. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Franken glänzt mit exzellenten Silvanern mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. An Mosel-Saar-Ruwer wurde im restsüßen Bereich von Kabinett bis Auslese absolute Weltklasse geerntet, trotz mancherorts verheerender Frostschäden. Die Nahe glänzt 2024 nicht nur mit Riesling in ultrafokussierter Manier, sondern auch mit Burgundern dieses Jahr – genau wie die Südpfalz! Der wärmeren Mittelhaardt steht ein kühleres Jahr immer mehr als gut. Von Christmann über Bürklin bis Winning ist das der Stoff aus dem Riesling-Träume sind. In Rheinhessen hat wohl der Rote Hang sein Jahr der Jahre, so viele Mega-GGs nach den schwierigen Trockenjahren dort ein Segen… wow!