Lobenberg: Der Zweitwein des Masseto wird seit dem Jahrgang 2017 separat abgefüllt, um die krasse Qualität des Masseto noch weiter in die Höhe zu schrauben, früher waren diese Trauben also schonmal Bestandteil des Masseto. 2022 ist der Massetino schon ein ganz besonderer »Geheimtipp«, denn qualitativ ist er absolut grandios! Ungefähr ein Drittel der gesamten Merlot-Traubenernte des Weinguts geht in den Massetino. Im Gegensatz zum reinen Merlot des Masseto kommt hier immer auch etwas Cabernet Sauvignon in den Blend, der zur klirrenden Präzision und verführerischen Saftigkeit des Weins beiträgt. 2022 sind es 10 Prozent Cabernet Sauvignon. Der Wein wird nach Parzellen getrennt mit wilden Hefen in Beton vergoren und anschließend 12 Monate lang in zu 50 Prozent neuen Barriques ausgebaut, bevor der finale Blend zusammengestellt wird. Nach weiteren drei Monaten im Betontank wird abgefüllt. Tiefes, leuchtendes Rubinrot. Die Nase ist schon ziemlich perfekt! Komplex würzig mit phänomenaler Fruchtbalance und intensiver, steiniger Mineralität. Mazerierte, attraktiv süße Kirschen, rote Beeren mit duftender Vanille, getrocknetem blonden Tabak, Muskatnuss, Lorbeer, etwas würziger Wacholderbeere und unendlich vielschichtigen Aromen getrocknete roter und blauer Blüten sowie warmem Kerzenwachs. Wollüstig, duftend und ultra attraktiv. Im Mund hat dieser Massetino eine geniale Konzentration – alles ist konzentriert, die Frucht sowohl als auch die Würze. Die feinen, pudrigen Tannine gleiten elegant über die Zunge und hinterlassen eine präzise Frische, die man von einem warmen Jahrgang so nicht erwartet hätte. Süße, saftige Heidelbeeren, Herzkirschen, Sauerkirschen, rote Pflaumen und Brombeere. Im Nachhall bleibt Milchschokolade, ein Hauch Lakritz und Thymian auf der Zunge. Ob seiner enormen Qualität und Dichte könnte dieser Wein tatsächlich beinahe wieder in den Erstwein aufgenommen werden. Phänomenal beeindruckender Stoff und ein großer »kleiner Masseto«!
Der Jahrgang 2022 startete in Bolgheri mit einem relativ kühlen Winter, gefolgt von einem ebenfalls eher kühlen und trockenen Frühling, der zu einem späteren Austrieb der Reben führte. Ab Ende Mai stiegen die Temperaturen stark an. Es folgte mit etwa 75 Tagen eine relativ lange Zeit, die von Hitze und Temperaturen um die 35°C sowie von Trockenheit geprägt war. Die Reben mussten im Sommer zum Teil unter diesen gnadenlosen Bedingungen leiden. Glücklicherweise brachten die Sommergewitter Ende August eine Erleichterung und konnten das physiologische Gleichgewicht der Rebstöcke wiederherstellen. Im September sorgten ausgleichende, kühle Nächte dafür, dass die Trauben vollständig und gleichmäßig ausreifen konnten. Die Weinlese der Rotweine fand unter ausgezeichneten Bedingungen von Anfang September bis Mitte Oktober statt, und die Weingüter der Region Bolgheri konnten deshalb den perfekten Lesezeitpunkt jeder Parzelle in Ruhe bestimmen. Der Jahrgang 2022 ist ein Beweis dafür, wie Reben selbst unter anspruchsvollen Bedingungen Trauben von großer Qualität und eigenständigem Charakter hervorbringen können. Die Weine des Bolgheri-Jahrgangs 2022 sind konzentriert, druckvoll, samtig und von dichter, reifer Frucht mit beeindruckender Tiefe geprägt. Trotz ihrer zum Teil etwas früheren Zugänglichkeit haben die Rotweine zugleich eine einzigartige Konzentration ihrer Tannine, sowie eine sagenhafte Ausgewogenheit, die ein längeres Reifepotenzial verleiht.