Les Dames de Bonneau 2022
100
- 2
- Semillon 98%, Muscadelle 2%
- 5
- weiß, süss
- 13,5% Vol.
- Trinkreife: 2025–2062
- Verpackt in: 24er
- 9
- exotisch & aromatisch
- voll & rund
- sehr süss
- 3
- Lobenberg: 96–98/100
- Parker: 97/100
- 6
- Frankreich, Bordeaux, Barsac
- 7
- Allergene: Sulfite
Les Dames de Bonneau 2022
/100
Lobenberg: Fast reinsortiger Semillon mit einem Touch Muscadelle in 2022. Der Cloisot wächst nicht wie üblich in Barsac auf rotem Kalkstein, sondern auf Kieselsteinen mehr an Graves angelehnt. Nicht das einzig ungewöhnliche an dieser grandiosen Barsac-Domaine von der Burgunder-Legende Jean-Marie Guffens-Heynen. Auch aus dem großen, legendären Jahr 2022 holt Guffens aus der Einzellage Les Dames de Bonneau eine berauschende Frische heraus, die dem Wein ungeahnt viel Trinkfluss verleiht. Man ist fast versucht zu schreiben, diesen Barsac kann man jung einfach mal so wegtrinken zu einem schönen Käseplateau. Natürlich hält er jahrzehnte in seiner Konzentration, aber so schön wie er ist... warum nicht?! 96-98/100
Jahrgangsbericht
2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?
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Parker über: Les Dames de Bonneau
-- Parker: Jean-Marie Guffens masterfully grasped the essence of this vintage. By delaying his harvest, he achieved an impressive concentration of his grapes while preserving their remarkable freshness and acidity. This approach allowed him to craft one of the standout vintage wines. The 2022 Les Dames de Bonneau reveals a deep, powerful and complex bouquet of apricots, quince, smoke, spices, spring flowers and ripe orchard fruits, followed by a dense, full-bodied, textural and layered palate, with a massive level of concentration, superb chalky dry extracts and an endless, ethereal and refined finish. While expressive and vibrant at this stage, it should be kept in the cellar for 5 to 6 years before it is opened, and it can age gracefully over the next 30 to 50 years. With 186 grams per liter of residual sugar, it is one of the best wines produced at this address.
Jancis Robinson über: Les Dames de Bonneau
-- Jancis Robinson: Pure, complex and aromatic. Honey, peach and tropical-fruit notes. Rich but balanced with juicy fruit and bitter-botrytised freshness. Long finish. Despite the sugar it feels like a drink.
Galloni über: Les Dames de Bonneau
-- Galloni: The 2022 Les Dames de Bonneau, laden with 190g/L residual sugar, has a resinous bouquet with dried honey and light saffron scents. The palate is medium-bodied with a viscous entry, impressive weight and botrytisation. A thick-textured, marmalade-tinged finish is very satisfying. Excellent.
Chateau Closiot
Jean-Marie Guffens ist ein aus Belgien ins Burgund ausgewandertes Winzer-Genie. Für mich ist er einer der größten Winemaker unserer Zeit. Neben seinen Projekten im Burgund hat er 2017 aus Liebe zu den Weinen ein kleines Château in Barsac gekauft, um ganz große Süßweine zu keltern.