Spätburgunder Wallufer Walkenberg Rotweiß 2022

J. B. Becker: Spätburgunder Wallufer Walkenberg Rotweiß 2022

2
Spätburgunder 100%
5
rosé, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2036
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
mineralisch
3
Lobenberg: 94/100
Suckling: 94/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Spätburgunder Wallufer Walkenberg Rotweiß 2022

94
/100

Lobenberg: Wie in der Provence fühlt man sich ja zweifelsohne, wenn man in Hajo Beckers Rheingarten sitzt. Meist strahlt die Sonne und der Ausblick auf den glitzernden Vater Rhein ist einmalig, das Wasser nicht mal einen Steinwurf vor den Füßen. Aber einen Rosé hat er dennoch bis zum 2021er nie gemacht. Schon die Farbe ist kein Swimmingpoolrosé. Wie in der Provence üblich, wird der Pinot direkt gepresst, also ohne Schalenkontakt. Farblich ist der Rotweiß zwischen Zwiebelschale und geräuchertem Lachs zu verorten. Wenn wir bei der Analogie zur Provence bleiben, sind wir eher bei Clos Cibonne als bei Aix oder Miraval. Die Nase ist total schlank. Wilde Himbeere, junge Johannisbeere und Grapefruit. Dazu legt sich eine tolle Kräuterwürze mit jungen Thymian und eingelegtem grünem Pfeffer. Im Mund zeigt sich eine tolle Rassigkeit. Kühlfruchtig, salzig, kraftvoll. Ein wenig Grapefruit und Orangenschale. Wow, das ist charaktervoll! Ganz zarte Gerbstoffe geben dem Ganzen nochmal einen ordentlichen Schub. Das ist eindeutig ein Terroirwein. Die Salzigkeit und knackige Säure lassen ganz klar auf Hajo’s Paradelage schließen! Ein wenig freakig ist diese beerige Würze schon. Aber genau das macht diesen Rosé so spannend und trinkfreudig. Eigentlich hätte man das ja erwarten können, wenn ein Unikat wie Hajo einen Rosé macht. Aber dieser ist durch seine präsente Rotfruchtigkeit auch durchaus mehrheitsfähig. Ein toller Rosé fernab der 0815 und genau deshalb ganz toll! 94/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Suckling über: Spätburgunder Wallufer Walkenberg Rotweiß

-- Suckling: Is this a powerful rosé or a light red wine? It’s really hard to say, but it is a delicious and totally original wine. Lots of rose petals, candied oranges and caramelized apples. Medium- to full-bodied with a weird combination of crisp acidity and textural richness. It is properly dry in the bold finish. From organically grown grapes. Drink or hold. Glass stopper.

Mein Winzer

J. B. Becker

Das Weingut J. B. Becker wurde 1893 von Jean Baptist Becker gegründet. Er pflanzte in den besten Wallufer Lagen (Walkenberg) überwiegend Riesling und Spätburgunder.

Spätburgunder Wallufer Walkenberg Rotweiß 2022