Lobenberg: Galea ist eine der beiden Cru Lagen des Weinguts I Clivi in der Provinz Udine, genauer gesagt in Corno Rosazzo, direkt an der Grenze zu Slowenien. Der Blend besteht mit 90 Prozent hauptsächlich aus der aromatischen, autochthonen Rebsorte Friulano mit Verduzzo. Die Reben sind hier über 70 Jahre alt und stehen auf mineralreichen Mergel und Sandsteinböden. Die von Hand gelesenen Trauben werden als Ganztrauben, also mitsamt der Stiele, mit sanftem Druck gepresst. In diesen Wein geht nur der erste, reinste Teil der Pressung. Im Stahltank mit wilden Hefen angegoren und dann im Holzfass 12 Monate lang auf der Feinhefe ausgebaut, anschließend folgen nochmals sechs Monate vom Stahltank. Der relativ lange Ausbau bringt die erdigen, mineralischen Aromen der Lage deutlicher zum Vorschein. Leuchtendes Zitronengelb mit grünen Reflexen, der Verduzzo bringt etwas Bernstein, daher ist der Galea auch einen Hauch zarter im Glas als Brazan. Die Nase ist dicht und mineralisch schiebend und hat dieses Jahr auch eine zarte Honignote. Reineclauden, Zitronenfilets, Mandarinen, saftiger Pfirsich, gelbe und rote Äpfel sowie Quitten steigen aus dem Glas. Die Verduzzo gibt auch einen Hauch duftender wilder Erdbeeren. Zur intensiven und dennoch zart verspielten Frucht kommen getrocknete Kräuter, etwas Oregano, Anis, schwebende Minze, weiße Blüten und nur der kleinste Hauch verführerisch duftender Vanille, Muskatnuss und Zimt. Sobald der Wein im Glas etwas wärmer wird, kommen die feinen und dennoch durchdringend intensiven mineralischen Töne hervor, die an salzigen Kalkstein und gebrannte Tonerde erinnern. Im Mund rollt dann saftiges Steinobst in großer Dichte beinahe ölig über die Zunge. Galea ist fruchtintensiver, dichter und cremiger als der salzige, präzise Brazan aus der höher gelegenen Lage. Der geschmackliche Unterschied der beiden Lagen liegt hauptsächlich am Terroir, denn ausgebaut werden beide Weine genau gleich. Während Galea die trockenere und wärmere Lage darstellt, gibt es im Brazan in der Regel größere Unterschiede zwischen den Tages- und Nachttemperaturen. Ein Hauch Vanille, frisch gemahlene Mandeln und Salted Caramel auf gelben Äpfeln. Die Aromatik ist insgesamt »dunkler« als die des Brazan – aber auch hier bleibt etwas Salzigkeit im Nachhall auf der Zunge. Die alten Reben der Lage Galea bringen im Mund zudem eine vielschichtige, salzig steinige Mineralität und eine feine, griffige Haptik auf die Zunge. Dezent bittere Kräuter klingen in perfekter Kombination mit weißem Pfeffer nach. Ein eleganter, vielschichtiger und finessenreicher Wein aus dem Friaul, der wirklich nicht schöner und charmanter sein könnte! Das Weingut I Clivi verdient meiner Meinung nach für seine hochindividuellen, autochthonen Weine eine Menge Anerkennung, denn sie sind nicht nur spannend und einzigartig, sondern zudem auch noch hedonistische Freudenspender. Winzer Mario Zanusso trinkt seinen Galea am liebsten im Alter von 10 Jahren, wenn der Wein »petrolartige« Aromen annimmt und im Mund sogar noch mineralischer wird.