Lobenberg: Die Domaine besitzt nicht ganz einen Hektar in diesem hervorragenden 1er Cru. Das Land wurde 2013 erworben. Die jüngsten Reben sind fast 30 Jahre alt und die ältesten wurden 1945 gepflanzt. Die Exposition ist Ost-Südost auf Muschelkalk und Tonmergel. Lavaux St. Jacques ist zusammen mit dem Clos St. Jacques und vor dem Cazetieres das Trio Infernale von Gevrey Chambertin. Je nach Jahrgang wird hier auch ein Teil mit Rappen vergoren. Traditionell im offenen Holzcuve vergoren. Anschließender Ausbau für 12 bis 18 Monate mit einem Neuholzanteil von circa 50%, der Rest ist Zweitbelegung. Ich habe dieses Jahr hier einige Gevrey probiert, und der Lavaux St. Jacques ragt deutlich heraus, so wie es auch beim Nuits Saint Georges 1er Cru Les Saint Georges war. So reich und dicht, mit Veilchen, Lakritze, schwarzer und roter Frucht, viel Kalkstein darunter. Dazu reiche, rote Frucht, üppig, aber nicht fett, aber mit toller Extraktsüße. Im Mund die große Klarheit. Hier zeigt sich, wie bei den ebenfalls von mir ausgewählten 1ers Crus aus Nuits Saint Georges, Beaune und aus Chambolle, eine herausragende Stellung, ich fische wirklich nur die besten heraus dieses Jahr. Jene, die mit Abstand an der Spitze stehen. Das ist hier beim Lavaux St. Jacques eben auch der Fall. Das ist schon annähernd auf Grand Cru Niveau. Mit dieser Reichhaltigkeit und dieser Süße, totale Harmonie, üppig und trotzdem so sehr geradeaus. Sauber definiert, frische Zwetschge, rote und schwarze Kirsche. Das Ganze ist aber fast so weich wie ein Chambolle Musigny, nur mit mehr Üppigkeit, einfach großrahmiger. Ein verführerischer Wein mit wunderbarer Länge und viel Energie. Ich bin sehr begeistert, ein Top-Wert. 95-97/10
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.