Frank John: Riesling Buntsandstein 2022

Frank John: Riesling Buntsandstein 2022

BIO

Zum Winzer

Riesling 100%
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2042
mineralisch
leicht & frisch
Lobenberg: 94+/100
Parker: 93+/100
Deutschland, Pfalz
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Buntsandstein 2022

94+
/100

Lobenberg: Das Traubengut für diesen Wein stammt nur von Buntsandsteinlagen. Als Frank John sein Weingut Anfang der 2000er Jahre begann, war sein Ziel nicht Lagenwein, sondern Bodenwein zu machen. Entsprechend hat er Weinberge übernommen, die eine klimatische Spielbreite abdecken können. Die Lagen erstrecken sich von Hambach im Süden bis zu den Hochlagen von Leistadt im Norden, also über rund 30 Kilometer entlang der Mittelhaardt. Sehr langsame, oxidative Pressung. Die Trauben werden gemahlen, dann bleiben sie in der Presse liegen, bis sie voll ist. Die ersten Partien haben also einige Stunden Maischestandzeit, die letzten gar keine. Rund einjähriger Ausbau auf der Vollhefe. Die kargen Buntsandsteinlagen sorgen für tiefe Durchwurzelung der Reben, sie müssen sich anstrengen an Nährstoffe zu kommen. Der Ausbau von Frank John ergibt eine gewisse Komplexität, lenkt stets von der Primärfrucht ab, die Riesling manchmal haben kann. Das Bouquet duftet nach Wiesenkräutern und gelben Blüten, ist insgesamt sehr deutlich pfälzisch angehaucht mit tiefgelber Frucht, Pfirsich, Aprikose, etwas Olivenöl, grüne Mandarine, blühender Rosmarin. Dieser John’sche Stil ist schon beeindruckend, weil es diese enorme Tanninstruktur hat, diese Griffigkeit, blind könnte man es fast für einen Rotwein halten. Das Erdig-würzige ist hier so ausgeprägt, ganz anders als man es sonst so kennt aus der Pfalz. Sehr komprimiert und fest gebaut. Der Wein durchläuft eine Malo, ist also komplett stabil, aber durch die initial sehr hohen Weinsäureanteile wird hier nur wenig Äpfelsäure verwertet, es gibt also nichts Laktisches. Anklänge von reifen Mirabellen, Weinbergpfirsich und eine feine Kräuterwürzigkeit nebst Gelbwurz und Kamille, auch Sonnenblumenkerne. Klingt lange aus und hallt mit Zitrus- und nussigen Aromen aus. Ein komplexer, leicht fleischiger und herbsaftiger Riesling mit einer ganz eigenen Typizität. Ganz anders als zum Beispiel die puristischen von Buhl Rieslinge aber auch nicht vom Typ von Winning. Eine Art Mittelweg und ganz eigen. 94+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

93+
/100

Parker über: Riesling Buntsandstein

-- Parker: From a very warm and dry year and picked at warm temperatures, the 2022 Riesling Buntsandstein is deep, pure and intense on the complex nose that represents the sandstone soils as well as the warm and fully ripe, elegant and ethereal fruit of the vintage. Full-bodied, round and rich on the palate, this is a generous and textured, well balanced yet also vivacious and crystalline or saline finishing Riesling with very fine tannins and a sustainable flavor on the aftertaste. Raised in large oak casks for 11 months, this is remarkably intense and complex for a dry wine bottled with 11.5% stated alcohol. It was bottled slightly filtered under natural cork. Tasted at the domaine in January 2025.

Mein Winzer

Frank John

Gerlinde und Frank John erwarben im Jahr 2002 den Hirschhorner Hof, renovierten diesen dann aufwändig und setzten das Fundament für das Familienweingut. Gemeinsam mit den Kindern Dorothea und Sebastian werden hier Weine nach dem Motto „Große Weine alter Schule“ auf die Flasche gebracht. Frank John...

Riesling Buntsandstein 2022