Lobenberg: Alle Weine bekommen bei Pallus mehrere Jahre Flaschenreife im Weingut vor dem Release, der 2019er ist der 2024 freigegebene Jahrgang. La Rougerie ist der Grand Cru der Domaine de Pallus. Natürlich ebenso in biodynamischer Bewirtschaftung, alles reine Handarbeit. Die Einzellage für den Rougerie befindet sich am Hangkopf der Steillagen oberhalb des Ortes Cravant-les-Coteaux, in dem die Domaine sitzt. Ein halber Hektar Reben von denen etwa die Hälfte aus einer 1952 gepflanzten Selection Massale besteht. Die andere Hälfte wurde von Bertrand Sourdais persönlich in Dichtpflanzung von fast 8000 Stöcken gesetzt, ebenfalls eine eigene Selektion von Pallus. Leichte Hangneigung gen Süden auf einem reinen Tonboden. Dieser Untergrund gibt Cabernet Franc immense Power und Dichte, gepaart mit den geringen Erträgen und teils sehr alten Reben, ergibt das eben absolute Grand Cru Qualität. Immer vollständig entrappte Trauben. Spontangärung im offenen Holzcuve mit sehr langer Mazerationszeit über einem Monat, wie es eher im Piemont üblich ist. Bertrand sagt, das bringt die große Feinheit und Balance in den Gerbstoffen. Dann erfolgt der Ausbau völlig unberührt für 18 Monate auf der Hefe in Burgunder-Fässern zweiter Belegung. Abfüllung ohne Schönung oder Filtration. Mit einem wunderschönen dunklen Kirschrot lächelt mich der La Rougerie aus dem Glas an. Die Nase verspricht schon großes. Mein erster Gedanke: Bordeaux! Beim zweiten Riecher allerdings etwas verspielter, nicht so klassisch und trotzdem mit einer zu vermutenden Kraft und Intensität, wie es auch im Bordeaux besser kaum sein kann. Genau wie 2018 ist auch 2019 ein vollreifer, sehr druckvoller Jahrgang mit viel Power. 2019 ist aber etwas sehniger und straffer, wo 2018 etwas mehr auf der schokoladigen Delikatesse war. Wir haben in diesem La Rougerie immer die größte Komplexität aller Weine bei Pallus. Dunkle Schokolade und frische Erde, feiner Schwarztee mit Cassis und süßen provencalischen Kräutern, auch Brombeere und viel, viel Kirsche. Ein voller und kräftiger Wein, aber nicht unangenehm wuchtig, sondern trotzdem elegant und unglaublich gut austariert, auch das Holz ist extrem gut eingearbeitet, da steht nichts raus. Der Abgang ist großes Kino, eine Art Duftwolke bleibt im Mund, diese ist aber trotz des Tannins kein bisschen unangenehm und schwer, sondern frisch, fruchtig und unendlich lang. Er kann durchaus an die Emotionalität eines Clos Rougeard heran und ist durch das Spiel mit der Flaschenreife und der ausgefeilten Mazeration früher zugänglich als Clos Rougeard, ohne auf Lagerfähigkeit und Struktur zu verzichten. Ein großer Terroirwein und die klare Ansage, dass Bertrand Sourdais in der Top-Liga der Loire spielt. So einen Chinon gibt es kein zweites Mal. 97-98+/100