Chateau Pontac Monplaisir 2022

Chateau Pontac Monplaisir 2022

Zum Winzer

95–96
100
2
Merlot 60%, Cabernet Sauvignon 40%
5
rot, trocken
15,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2046
Verpackt in: 6er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 95–96/100
6
Frankreich, Bordeaux, Pessac Leognan
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Pontac Monplaisir 2022

95–96
/100

Lobenberg: Wunderbare reife Nase. Nicht mit diesem Grip wie Seguin, dafür aber wollüstig und erotisch. Satte süße rote und schwarze Kirsche, rote Zwetschge. Eine Duftwolke mit Flieder, Lavendel, ein wenig Veilchen und süßen Rosenblättern. Hocharomatisch! Deutlich mehr Grip im Mund, durchaus Struktur zeigend. Auch hier viel Kirsche, leichte Brombeere, Himbeere und etwas Salz. Man spürt das hervorragende Terroir. Der Mund zeigt Länge, er zeigt Struktur und gleichzeitig hat er diese hohe Reife, die Weichheit. Natürlich kann dieser Pontac Monplaisir nicht im Ansatz an Seguin heranreichen, der einfach viel präziser ist und in der absoluten Oberliga spielt. Aber Pontac Monplaisir ist im Einstiegsbereich der Appellation Pessac-Léognan durchaus ein Superschnäppchen und klar strukturierter als der wunderschöne Zweitwein von Domaine de Chevalier. Durchaus eine Alternative zu Fieuzal. 2022 macht wirklich viel Freude! 95-96/100 *** Dieses winzige Château, noch im Stadtgebiet Bordeaux liegend, ist nun seit vielen Jahren im Kreise der Top-Weine Pessac-Léognans angekommen und dennoch noch vollständig unbekannt. Einer der Preishammer am linken Ufer schlechthin. Das Weingut segelt im Fahrwasser von La Mission Haut-Brion, Pape-Clement und anderen. Die Lage ist eigentlich eher witzig. Bei diesen hohen Bodenpreisen hier eine alteingesessene Domaine zu betreiben. Und dementsprechend wird ständig etwas rausgezwackt von Immobilienhainen. Die alten Reben sind aber archetypisch für diese Region. Der Besitzer ist Alain Maufras. Insgesamt gibt es nur 16 Hektar, davon 80 Prozent Rotwein. Die Weinreben sind über 30 Jahre alt, der Boden argilo-calcaire und ein bisschen Sand-Kies-Gemisch. Also die klassische Bodenzusammensetzung wie sie auch beim Nachbar La Mission Haut-Brion zu finden ist.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

Mein Winzer

Pontac Monplaisir

Château Pontac Monplaisir liegt inzwischen mitten im Wohngebiet, von den ehemals 50 Hektar Rebland sind 34 dem Bauboom der wachsenden Stadt gewichen, 16 Hektar stehen noch unter Reben. Alain Maufras bewirtschaftet das Weingut seit 1990. Zusammen mit seinem Önologen Athanese Fakorellis steht er sehr...

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