
Chateau L’Evangile 2024
100
- 2
- Merlot 80%, Cabernet Franc 19%, Cabernet Sauvignon 1%
- 5
- rot, trocken
- 13,0% Vol.
- Trinkreife: 2030–2052
- Verpackt in: 3er OHK
- 9
- voluminös & kräftig
- tanninreich
- 3
- Lobenberg: 97–99/100
- Suckling: 98–99/100
- Weinwisser: 96–98/100
- Gerstl: 19/20
- 6
- Frankreich, Bordeaux, Pomerol
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation, Zutaten, Nährwertangaben
Abfüller / Importeur:
Evangile, , 33500 Pomerol, FRANKREICHZutaten:
Trauben Konservierungsstoffe / Antioxidantien: Sulfite (E220–E224)100ml enthalten durchschnittlich Brennwert 75 kcal / 313 kJ Kohlenhydrate 1,1 g Enthält geringfügige Mengen von Fett, Fettsäuren, Zucker, Eiweiß, Salz

Heiner Lobenberg über:
Chateau L’Evangile 2024
/100
Lobenberg: Die Assemblage besteht aus 80 Prozent Merlot, 19 Prozent Cabernet Franc und ein Prozent Cabernet Sauvignon. Der Alkoholgehalt liegt bei 13,0 Volumenprozent. Riesige Verluste in 2024, es wurden nur 20 Hektoliter pro Hektar gelesen. Fast schwarz, wie immer eine hochduftige, erotische, fast überquellende Nase mit satter Schwarzkirsche, viel Lakritze und noch mehr Veilchen. Extrem floral und duftig, trotzdem dicht, reich und erotisch-opulent aus dem Glas steigend. Allerdings ohne Fett. Nichts ist überholzt, der Wein ist schlank im Alkohol. Wow, der Mundeintritt ist pure singende Mineralität! Salz und Kalkstein in Form von zerriebenem weißem Lehm, dazu Ingwer- und Chilischärfe. Tolle Länge und hohe Intensität- den ganzen Gaumen und das Zahnfleisch belegend. Trotzdem raffiniert und voller Finesse mit grandioser Frische. Ein wirklich hochinteressanter, schlanker Pomerol. Tänzelnde kühle Schönheit – eine Prima Ballerina mit sehr viel sehniger Kraft. Hinter der ganzen Schwärze dann ein wenig Schlehe und rote Johannisbeere. Trotzdem auch ein wenig dem Jahrgang folgend: Schlanker und feiner als sonst üblich. Aber überragend in seiner Lebendigkeit. Sehr spannender Pomerol und unendlich schick.
Jahrgangsbericht
2024 brachte ganz entgegen dem Klimawandel enorme Wassermengen im Frühjahr und auch im Herbst, keinerlei Trockenstress wie in den langen Jahren davor. Wegen extremen Mehltaubefalls, hoher Verrieselung in der Kühle der Blüte (Coulure und Millerandage) und wegen ungewöhnlich hoher und strenger Selektion mit grüner Lese im August nach der Verfärbung (in den 80iger und 90iger Jahren wäre 2024 noch ein Desaster geworden) gegen Verdünnung, Fäulnis und Botrytis zeigt 2024 einen ungewöhnlich niedrigen Ertrag, gesunde und fast reife Trauben mit oft minus 30%, manchmal gar 50% der Mengen des Standards. Und der hohe Mehltaubefall und die Coulure (Mehltau verringert die Mengen durch vertrocknete Trauben, die Qualität der nicht befallenen Trauben wird nicht beeinträchtigt) betrifft i.d.R. mehr die anfälligere Merlot, der Cabernet-Anteil (am linken Ufer Cabernet Sauvignon und am rechten Ufer Cabernet Franc) ist dramatisch höher als im Durchschnitt. Die Weine haben generell niedrige pH-Werte, also hohe Säure, dazu niedrige Alkoholwerte von 12 bis 13%. Die satten Tannine sind extrem fein und poliert und seidig unaggressiv und im Gerbstoff mehr als moderat, was zu einem charmant samtig seidigem Trinkfluss führt. Zusammen mit einer hohen saftigen Frucht-Aromatik und erstaunlich intensiver Farbe sind diese leichteren, aromatisch frischen Weine sofort präsent und mit total charmanter Trinkigkeit gesegnet. Da sie wegen der strengen Selektion letztlich reif genug gelesen wurden, ist 2024 ein freudenstiftender, verspielt leichter und leckerer, aromatischer Jahrgang für frühen Genuss. Allerdings gibt es von Château zu Château deutliche, ja oft dramatische Unterschiede, da muss man jeden Wein sorgfältig verkosten. Gegenüber dem ebenfalls sehr aromenstarken, noch farbintensiverem Jahrgang 2023 fehlt es 2024 zwar keineswegs an Trinkfreude und Trinkfluss, ganz im Gegenteil, aber in der absoluten Dichte bringt der opulentere, erotisch reifere Jahrgang 2023 einen höheren Wucht-und Umarmungs-Faktor mit. 2023 ist ein großes, früh trinkbares, erotisch opulentes Aromen- und Genusswunder, verblüffend in der charmanten Ausdrucksstärke, in seiner wollüstigen Ausprägung somit ein Unikat und »best ever«. 2024 zeigt dagegen deutlich verspieltere und frischere, sehr schicke und filigran elegante Weine für freudvolles, sexy Easy-Drinking. Everybodys Darling, das holt jeden Anfänger aufs Schönste ab! Volnay und Loire als schicker Bordeaux, so verträumt und fein und filigran leicht. 2024 ist weit weniger klassisch als das im Tannin rauere 2021, dafür aber dramatisch schicker und sexy polierter und filigran finessenreicher. 2024 könnte seinen Platz im Markt eher früh trinkfertig und relativ preiswert finden, das ist nicht in erster Linie ein »en Primeur« Jahrgang zum langen Einkellern, weder bei den Einstiegsweinen noch im oberen Preissegment. Aber es gibt zum Teil dramatisch reduzierte Mengen bei zum Teil dramatisch reduzierten Preisen. Und wenn dann der Wein noch sehr gut ist, muss man ihn eben doch subskribieren, sonst kann man leer ausgehen. Wer allerdings nur auf lange Einlagerung und Sammlerweine spekuliert kommt um den besten Jahrgang aller Zeiten, 2022, nicht herum. Ein gegenüber dem schon günstigen 2023 nochmal klar, ja dramatisch reduzierter Preis der 2024er Hochgewächse kann neben teilweise doch tollen Qualitäten doch zu Recht zum Primeur-Kauf verlocken. So passt 2024, nach so vielen ab 2016 bis 2023 überragenden voluminösen und kraftvollen Jahrgängen, als seidiges und trinkfreudiges Wunderwerk perfekt in das aktuelle Marktumfeld. Als preiswert schicker und elegant filigraner, aromatischer Gegenpol. „Just have fun“! Last not least: Wie schon so oft scheint auch der kühle und feuchte 2024er Jahrgang ein fast genialer Weißweinjahrgang zu sein, trocken wie auch süß! Die Analogie zu 2021 drängt sich auf, Winzer sprechen von extrem klar gezeichneten und definierten Weinen.

/100
Suckling über: Chateau L’Evangile
-- Suckling: Wow. This is really something for the vintage. Such a long finish, while being subtle and sophisticated with wonderfully silky tannins that are so fine and very long. It's medium-bodied with a beautiful, compact palate from the beginning to the end, including the mid-palate. The finish shows walnut, hazelnut and dark-chocolate character. Exceptional. 80% merlot and 20% cabernet franc.

/100
Weinwisser über: Chateau L’Evangile
-- Weinwisser: Aufgrund Verrieselung wurden nur 22 hl/ha geerntet. Verführerisches Elixier, Wildkirsche, Veilchenduft und schwarze Oliven. Am vibrierenden Gaumen mit tänzerischer Rasse, hochfein mit edlem, mineralischem Kern. Wird immer länger und endet mit einer nie dagewesenen Dynamik und einem Korb roter Kirschen im beeindruckenden Rückaroma. Der Wein besticht dieses Jahr durch eine unglaubliche tiefgründige Spannung. Für mich auf dem Niveau wie 2019 und 2020, kann diebeiden Jahrgänge sogar noch überflügeln.

/20
Gerstl über: Chateau L’Evangile
-- Gerstl: Duftet erstaunlich dezent, die Frucht steht im Zentrum, geniale Terroirtiefe, wirkt wie immer überaus edel. Auch am Gaumen ist er alles Andere als laut, das ist schon beinahe ein zartes Pflänzchen, dennoch ist da viel Stoff, hohe Konzentration, wirkt einiges leichter als in den letzten Jahren, was dem Trinkgenuss keinen Abbruch tut, eine aromatische Köstlichkeit, geniale Länge.(mg)
Chateau L'Evangile
Louis Ducasse, der verstorbene Besitzer von Chateau L'Evangile erklärte eines Tages, L’Evangile sei genauso gut wie das Nachbargewächs Petrus und sogar komplexer. Auch wenn in dieser Behauptung ein ganz klein wenig Besitzerstolz mitschwingen mag, so lässt sich doch mit Sicherheit sagen, dass hier...
