Lobenberg: 70 Prozent Merlot, 27 Prozent Cabernet Franc und drei Prozent Cabernet Sauvignon. Der Alkoholgehalt liegt bei 13,8 Volumenprozent. 40 Prozent neue Barriques, 60 Prozent ein- und zweijähriges Holz. Die Umstellung seit dem Besitzerwechsel bei Clos Dubreuil ist, dass die Malo jetzt im Barrique gemacht wird und nicht mehr im Tank. Die Trauben werden zu 100 Prozent entrappt. Das Weingut hat die Menge des Erstweins nochmals reduziert zugunsten des Zweitweins Anna, um eine höhere Wertigkeit zu bekommen, was eigentlich bei dem Level nicht mehr nötig war. Aber sei es drum – es kann auf keinen Fall schaden. Der Anteil Neuholz ist auch runtergegangen, was dem Wein definitiv guttut. Und trotzdem ist der 2023er in der Nase sehr deutlich vom neuen Barrique beeinflusst. Die Cabernet Franc scheint mit würziger Waldhimbeere, Walderdbeere und Sauerkirsche durch, dazu helle Lakritze. Extrem viel Schub, hohe Intensität! Dann kommen Schwarzkirsche, Brombeere und Maulbeere, dazu ein Schwall von Veilchen und wieder Lakritze. Auch viel Minze obwohl keine Rappen im Spiel sind. Die Nase ist genial! Hochintensiv und voller Spannung. Im Mund dann erstaunlich elegant. Ein bisschen trocken vom neuen Holz. Viel elegante schwarze Kirsche im Vordergrund, erst dann kommt Himbeere. Sehr schick, aber gleichzeitig sehr intensiv. Reich, voll und würzig mit toller Länge. Viel Gesteinsmehl, Salz und Kalkstein. Etwas Orangenzesten darunter und immer wieder schwarze Kirschen, Brombeere und Maulbeere, auch schwarze Heilerde. Viel, viel Druck. Der 2022er, den ich daneben probiere, läuft im Grunde auf der gleichen Spur. 2023 steht ihm in keinem Fall nach. Beide Weine sind eine Art eleganter Blockbuster. Nur 2023 ist noch etwas intensiver in der Fruchtigkeit, noch etwas erotischer. Dafür ist 2022 eleganter und etwas balancierter. 2023 ist eine echte Wuchtbrumme und sicherlich das, was man unter einem topmodernen Saint-Émilion versteht. Der neue Winemaker ist Alain Raynaud, der frühere Besitzer von Quinault l’Enclos, der heute als Consultant tätig ist. Einer der Mitbegründer vom kalifornischen Colgin Estate. Ein hohes Renommee für modernes Winemaking. Der neue Besitzer David Eads lässt ihm alle Freiheiten. Man muss auf diesen Stil hochmoderner Saint-Émilion mit relativ viel Holz und explosiver Frucht stehen, dann ist das auf jeden Fall allervorderste Reihe. So ein explosiver, dichter, spannender Wein. Alle Regler nach rechts. *** Das Weingut steht auf dem Kalksteinplateau zwischen Fombrauge und Tour Saint Christophe, direkt oben auf der Kuppe, am Rande Saint-Émilions gelegen, kurz vor Castillon. Nur sieben Hektar. Kalkstein mit etwas Lehm darüber, dies ergibt immer wuchtige und zugleich feine Weine. Alte Reben, 6.600 Stöcke pro Hektar. 75 Prozent Merlot und 25 Prozent Cabernet Franc. Inzwischen liegt der Anteil von Neuholz bei Clos Dubreuil bei weniger als 50 Prozent. Der Rest wird im gebrauchten Holz ausgebaut. Das bekommt ihm extrem gut. Seit 2020 gar kein Presswein mehr, sondern nur noch Free Run Juice. Der Wein wird komplett entrappt, die Beeren werden vor der Fermentation aber nicht angequetscht. Die Gärung beginnt also innerhalb der Beeren, was die Frucht bewahrt. Zusammen mit dem geringeren Neuholz-Anteil und dem Free Run Juice führt das dazu, dass sich die Stilistik bei Clos Dubreuil massiv verändert hat. Hin zur Balance, hin zur frischen Frucht. Jetzt ist es im Grunde ein Saint-Émilion der Finesse, auch wenn er immer viel Power mitbringt.
Bordeaux 2023 aus Expertensicht über ein reifes und früh trinkbares Jahr mit elegantem, schmeichelndem und seidigem Tannin, hohem Genussfaktor und saftigem Trinkfluss: Stephane Derenoncourt, Önologe, Consultant am rechten und linken Ufer, Winzer, eine lebende Legende in Bordeaux: „Überall waren die Tannine reif und von hoher Qualität. Die Trauben zeigten die volle technologische und phenolische Reife. Die Weine dieses Jahrgangs sind insgesamt harmonisch und dynamisch.“ *** Thomas Duclos, führender Berater und Önologe des rechten Ufers: „Bei dem Jahrgang 2023 haben wir ständig Neues entdeckt. Es würde mich nicht überraschen, wenn sich in ein paar Jahren einige 2023er den 2022er Weinen als überlegen erweisen. Der Jahrgang 2023 ist sehr schmeichelhaft: Wir haben eine angenehme Weichheit im Abgang, ohne Schwere, elegante Texturen, überraschend seidig...“ *** Axel Marchal, führender Önologie-Professor der Universität Bordeaux: „Trotz der extremen Wetterbedingungen sind in dem Jahrgang 2023 Weine mit einem guten Gleichgewicht und schönen Säurenoten entstanden. Die Weine sind sehr angenehm, zwar nicht von immenser Konzentration, aber köstlich, rund und fruchtig.“*** Michel Rolland, Önologe und Weingutsberater und ein Bordeaux Urgestein: “The aromatic potential was good, with excellent aromatic intensity and ripe fruit flavours. 2023 is a vintage without excess and opulence. Enjoyable, delicious and easy-to-drink!!