Adega Algueira: Dolio 2022

Adega Algueira: Dolio 2022

Holzkiste

Zum Winzer

Mencia 66%, Brancellao 20%, Souson 6%, Alicante Bouschet 4%, Alvarinho 4%
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2028–2048
Verpackt in: 6er OHK
Lobenberg: 97–100/100
Spanien, Galicien, Ribeira Sacra
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Dolio 2022

97–100
/100

Lobenberg: Dieser von 60% Mencia und 20% Brancellao (Rest Alicante Bouchet, autochtone Rebsorten und etwas Alvarinho im gemischten alten Satz) bestimmte kleine Weinberg 'Dolio', wurde nun über Jahre von Fernando Algueira, auch mit Hilfe seiner Freunde Raul Perez, später dann Telmo Rodriguez und Pablo Eguzkiza im Ertrag und in der Weinbergsbearbeitung perfektioniert. Die nach dem spanischen Bürgerkrieg aufgegebenen uralten Reben warteten quasi auf den Prinz, um wach geküsst zu werden. 2019 war das erste ganz große Jahr für diese nordostwärts gerichteten Einzellage und so überredete ihn Telmo, diesen Weinberg mit Hilfe des Marketingriesen 'place Bordeaux' in die Welt zu transportieren. Obwohl es nur gut 6000 Flaschen von diesem winzigen Weingut mit 3,5 Hektar gibt, aber gerade deshalb ist das eine Form von Bekanntheit und Publicity, die Algueira niemals hätte erlangen können. Und Wert ist es dieser Ausnahmewein allemal. Ich Charakter ertaunlich ähnlich, ja fast baugleich mit dem im nah benachbarten Valdeorras am gleichen Fluss wachsenden O Diviso von Telmo Rodriguez. Vielleicht sogar noch etwas wilder hier, mehr Menia dennb Grenache-Stilistik. Die winzigen Erträge aus biologischer Weinbergsarbeit wurden nicht entrappt sondern im gemischten Satz gleichzeitig als Ganztraube mit Füßen im offenen Lagare angegquetsch und sodann in konischen Holztanks (Telmos und Pablos Lieblings-Gärtank) spontan vergoren. Nach sanfter Pressung (Fast nur free run) geschah der Ausbau im neuen und gebrauchten Barrique, mehrheitlich aber in einem 2000 Liter Holzfass. 2 ganze Jahre, dann nach natürlicher Tankklärung unfiltriert und ungeschönt auf die Flasche. Stein und Rappen, dann Himbeere, Cranberry, Feuerstein, Eisen, Orangenzesten, deutlicher Salbei, zerdrückte Beeren, Pfeffer, viel gegrillte Kräuter in der Nase. Seidige Tannine. Rauchig von den Rappen. Auch diese krautwürzige Frische und moderater Alkohol im gar nicht überreifen Wein kommt sicher vom Ganztraubeneinsatz. Das Holz ist wegen der tollen Frische und Würze nicht spürbar, geniale Balance. Saftig leckerer Trinkfluss, süße Himbeere, ein Hauch rote Johannisbeere, Schattenmorellen und feinste Walderdbeere im süßen, charmanten, intensiven Finale. Das ist großes Kino aus der Ribeira Sacra, ich bin froh, dass ich Telmos Ruf hier gefolgt bin, auch wenn der Dolio womöglich noch besser ist als sein eigener As Caborcas, Dolio ist auf der Höhe des O Diviso, toller Stoff!

Jahrgangsbericht

Da ich als zuständiger Weinscout inzwischen einen Teil meiner Jahreszeit in Spanien verbringe, bin ich über Wetter und Klima vor Ort permanent gut im Bilde. Trockenheit, Hitze, wenige guten Regenfälle vor allem in den ersten 4 Monaten. Weil es im Winter wie auch im März April satt Regen gab, war die Basis für den trockenen Sommer perfekt. Und Wärme gab es auch zum Austrieb und auch zur Blüte, sich wie ein roter Faden bis zur Ernte ziehend. Dazu erstaunlich kühle Nächte im Mai, Juni, Juli und August, aber ein eher warmer trockener Spätsommer und Herbst. Die Story der großen Trockenheit wurde mir von jedem Winzer immer wieder erzählt. Und diese Story ist oft baugleich zu Bordeaux, das ja oft die gleiche Wetter- und Klimageschichte wie alle mittleren und östlichen Nordregionen Spaniens über das Jahr hat. Selbst die atlantischen frühen September-Unwetter und Regenmengen in Bordeaux und der Rioja bleiben seit dem Klimawandel oft aus, fast immer kann jetzt im September und Oktober in Ruhe bis zum optimalen Erntezeitpunkt gewartet werden. Die Ernte wurde nach etwas glücklichem kleinen Regen im Juli und August somit teilweise über 6-8 Wochen gestreckt. Die absolute Besonderheit in 2022 war aber auch in Spanien der kontinuierliche Verlauf der Trockenheit und Hitze und die relativ kühlen Nächte über das sommerliche Weinjahr. Die Reben waren 2022 perfekt assimiliert an das Klima. Trotz der Hitze war nichts gekocht, die Laubarbeit und Bodenbearbeitung der Winzer war dem Klima über die Jahre perfekt angepasst, eine perfekte Anpassung der Reben fand statt, war ganz anders als im von plötzlichen Hitzewellen dominierten Schock-Jahr 2003 mit schlecht präparierten Winzern und Weinbergen. Und auch 2022 gibt es, wider Erwarten von uns Laien, trotz oft hoher Alkoholgradationen eine erstaunliche Frische in den Weinen. Tiefe PH-Werte sind die Regel, die Biodynamiker sprechen von den tiefsten je gemessenen Werten. In Zusammenhang mit oft hohen Tanninlevel, hoher Reife, satter samtig seidiger Frucht, hohem Alkohol und zugleich famoser Säure, sprechen viele Winzer vom besten Jahr ihrer Geschichte (Oxer, Artadi und Cuentavinas), und das von der Rioja bis Ribera, vom Priorat bis Bierzo. ALLE Regler nach rechts! Und es gibt 2022 eine grandiose Harmonie und Balance und sensationelle Finesse und Feinheit. Wie in Bordeaux. Nach meiner Verkostung kann ich das durchaus in vielen Fällen bestätigen, obwohl es auch 2021 hochinteressante, oft sogar aufregendere und energiegeladenere Weine und oft sogar präzisere Weine gab. Für mich selbst war, von Einzelfällen abgesehen, 2021 und 2022 bei absolut verschiedenem Charakter eher auf gleicher Höhe, manchmal sogar mit leichtem Vorteil bei 2021. Wer z.B. 2022 bei so viel Feinheit zu viel neues Holz einsetzte oder die Weine zu lange im Holz ließ, konnte die Weine mit ihrer samtigen Seidigkeit auch mal zu »nett«, zu holzlastig und auch manchmal etwas belanglos ausfallen lassen. 2021 hatte klar mehr Druck und Wucht, um neues Holz wegzudrücken. Und wie in Bordeaux gilt auch in Spanien: Die besten Terroirs und alten Reben waren 2022 dramatisch im Vorteil und die Biodynamiker hatten »das Jahr der Jahre«.

Mein Winzer

Adega Algueira

Ein bahnbrechendes Projekt in der Ribeira Sacra. Hier am Fluss Sil (hier heißt er Xil = Silber), mit den wohl spektakulärsten Weinterrassen der Welt, gründeten Fernando Algueira, gelernter Bankier, und dessen Frau Ana 1980 Ihr Weingut. Sie starteten mit nur ein paar kleinen Weinbergen, einer kleinen...

Dolio 2022