DIE Traumreise aller Weinliebhaber schlechthin: das Piemont, das Langhe-Tal des Barolo und Barbaresco. Und das im November – mmmhhh... Trüffelzeit! Wie eine riesige, tiefe Schüssel liegt das Tal mit elf kleinen, verstreuten Bergen, darauf je ein pittoreskes Dorf, direkt vor den schneeweißen Alpen. Ein bisschen wie bei Schneewittchen und den sieben Zwergen und wenn die Sonne durch den Nebel kommt sogar wie Tolkiens »Mittelerde« anmutend.
Alle Winzer sind noch Bauern, im Nebenjob aber auch Philosophen. Alle sind miteinander befreundet und sprechen nur lobend über die Nachbarn. Die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft im Piemont übersteigt noch die sowieso schon vorhandene und oft zitierte italienische Freundlichkeit. Zudem gibt eine weltweit einzigartige, fast unzählbare Anzahl erstklassiger Trattorien – von schlichter Einfachheit bis zu drei Michelin-Sternen. Nie mit viel Chichi. Immer erstklassiges Essen. Slow-Food wurde genau hier erfunden!
Was hat Piemont zu bieten?
Zur schönen, verträumten Landschaft des Landes, der phänomenalen Küche, der Gastfreundschaft und den Trüffeln, kommen als Krönung noch die klar besten Weine des Landes hinzu: Barolo und Barbaresco aus der Nebbiolo-Traube, die ihren Namen von Nebbio (= Nebel) hat – das morgendliche Standardwetter des Herbstes. Der Rebensaft ist burgundisch fein anmutend. Die besten Exemplare werden im großen Holzfass ausgebaut und erinnern in verblüffender Art an die großartigen Burgunder von den Côtes de Nuits.
Straffes Programm, mit guten Freunden
Klar, dass sich die besten Freunde gerne einklinken in diese Reise ins Traumland und zu den zwölf besten Winzern der Langhe. Weingutsnamen wie Donnerhall, teilweise mythisch überhöht. Alle Conternos, Altare, Roberto Voerzio, alle Mascarellos, Sandrone, Vietti und mehr dieser unprätentiösen Superstars. Zu den Freunden, die mich vom 2. bis 7. November 2014 begleiteten, gehörte Stephane Ogier, der zur Zeit beste und angesagteste Winzer der Côte-Rôtie. Er war drei Jahre anstellig, sozusagen in der Warteschlange für diese Reise, denn ich reise ungern in zu großer Gruppe. Sein Kellermeister Graeme, ein NZL-Kiwi, musste auch mit. Mein bester Schweizer Freund Max Gerstl war ebenfalls endlich dabei, so wie Markus Budai, einer der talentiertesten Nachwuchsjournalisten der Weinszene. Und Thiemo Kausch, Mädchen für alles und quasi mein Kameramann, Twitterer und Marketingobmann in einer Person – der härteste Job auf dieser Tour.
So ist 2011
Alle 2011er Baroli präsentierten sich nach dem Überjahrgang 2010 wirklich erstaunlich prächtig. Ein Charakter wie 2007, mit der Feinheit von 2005 – nicht besser aber feiner als 2009. Offen, einladend, unendlich charmant und einnehmend, ich kann mich nicht an eine so freudvolle Verkostung im Piemont erinnern. Wie anstrengend war 2010, der beste Jahrgang der hiesigen Weingeschichte dagegen. Nicht nur ich war begeistert. Stephane Ogier tauschte in überschwänglicher Begeisterung bei jedem Winzer eine Kiste seines besten Weins gegen Baroli. Max Gerstl, lange italienkritisch, erhob das Piemont gar auf die gleiche Qualitätsstufe wie sein geliebtes Burgund.