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Im Portrait

Luigi Pira

Gajas Sperss liegt direkt neben Piras Weinbergen und die berühmte Lage Roche grenzt auch an. Die Weinberge beginnen direkt an der Umfriedungsmauer des Weinguts, immer steil abwärts, alles in südlicher Exposition. Selten werden mehr als 50.000 Flaschen pro Jahrgang abgefüllt, davon nur 15 Tausend Flaschen Barolo. Gianpaolo Pira balanciert seine hier gewonnenen Weine meisterhaft durch den gleichzeitigen Einsatz von neuen und gebrauchten Barriques und großen Holzfässern. Dieser Weg zwischen Tradition und Moderne bringt ungeheuer harmonische Weine mit schöner Frucht und Würze hervor. Seine sehr druckvollen Baroli gehören zu den Besten überhaupt! Fast atemberaubend und meisterhaft auf dem Niveau, das nicht so weit entfernt ist von vielen berühmteren und teureren Namen. Luigi Pira ist nicht schillernd und erpicht auf große Öffentlichkeit. Das kleine, ja winzige Weingut ist nur Insidern wirklich ein bekannter Name, aber es ist bezüglich der Qualität seines Barolo Annata, des Dolcettos und Barberas, im jeweiligen Preisbereich fast konkurrenzlos. Für mich gehört Luigi Pira zu den 10 besten Barolo-Weingütern des Piemont.

Aktuelles

Neueste Jahrgangsberichte

Der Jahrgang 2024 war von einem eher instabilen Wetterverlauf geprägt. Wir hatten Perioden mit schönem Wetter und angenehmen Temperaturen, aber auch Regenperioden dies verhinderte die Dürregefahr. Der Jahrgang erforderte deutlich mehr Selektionsarbeit im Weinberg, und die Pflege der einzelnen Trauben machte den Unterschied. In diesem Jahrgang führten die besten Lagen sicherlich zu besseren Ergebnissen als die anderen.Die Weine werden fein, elegant und sehr ausgewogen sein, mit moderatem Alkoholgehalt.

Die extreme Kombination aus hohen Temperaturen und Trockenheit hatte Gianluca Pira in dieser Art auch in Jahrzehnten als Winzer noch nicht erlebt. Im Winter 2021 gab es kaum Schnee und auch der sonst übliche Regen im Frühjahr 2022 blieb aus. Daher war er von seinen alten Rebstöcken umso mehr beeindruckt. Trotz dieser erschwerten Bedingungen trugen sie zwar kleinere und auch circa 30 Prozent weniger Trauben als sonst, aber diese waren dafür von sehr guter Qualität.

Gianluca betont, wie wichtig es war, 2022 die Arbeit in den Weinbergen den Bedingungen entsprechend anzupassen. In manchen Parzellen wurden die Begrünung und Kräuter zwischen den Reben dieses Jahr nicht untergepflügt, und somit der Boden so ungestört wie möglich belassen, somit verdunstete keine Feuchtigkeit unnötig. Es wurde auch weniger der  Beblätterung entfernt, damit die Trauben besser vor der Sonne geschützt waren. 2022 war Sonnenbrand in der Region ein heißes Thema, denn verbrannte Trauben müssen rigoros aussortiert werden, um den Geschmack der Weine nicht negativ zu beeinflussen. Die Piras haben dem durch ihre rigorose Weinbergsarbeit auf den 13 Hektar Rebfläche von vornherein entgegengewirkt. Zudem zählen die Lagen zu den besten Terroirs der gesamten Langhe, vom Marenca (Gajas Sperrs wächst dort) bis fast zum Lazzarito und final zum Riesen Vignariona geht der Reigen. Luigi Pira ist mein absoluter Toptipp für atemberaubende Terroirs zu unverschämt günstigen Flaschenpreisen. Im Preis-Qualitätsverhältnis geht für mich erstmal lange gar nichts über Pira!
Das Risiko war es, laut Gianluca, dieses Jahr zu hohe Alkoholwerte zu bekommen – auch dafür ist die Stellschraube der Blätter enorm wichtig. Je mehr Blätter an den Reben sind, desto mehr Photosynthese, desto mehr Zucker am Ende in den Trauben. Also die nicht zum Schutz vor Sonnenbrand nötigen unteren Blätter rechtzeitig weg (siehe Roberto Voerzio). Am 30. September 2022 war die Lese komplett eingebracht, gut zwei Wochen früher als sonst.

Die 2022er Baroli der Piras sind wirklich sehr schöne, ja sogar großartige Weine – ich finde sie dabei sogar ausgesprochen schick. Sie sind druckvoll schiebend, dicht und »weinig« mit diesem archetypischen, erhabenen Serralunga-Charakter. Selbst die Fassmuster bei meinem Besuch im Oktober 2025 sind beinahe schon trinkbar und ziemlich komplett. Es sind Weine, die bereits früher zugänglich sein werden als die noch dichter strukturierten 2021er oder 2019er, die zugleich aber zum Glück auch mehr Säure haben als beispielsweise der Jahrgang 2017 hatte. Dafür sind sie auch eher für eine »mittelfristige« Lagerzeit von 15 bis 20 Jahren im Keller geeignet. »Barolo for long ageing has to be a bit nervous when young!« sagt Gianluca. Das kennen wir ja von 2019 und 2021. Insgesamt sind alle Pira Baroli 2022 verlässlich gute bis hervorragende Weine mit einer harmonischen Balance aus dichter Frucht. Meiner Meinung nach steht ihnen einzig und allein der umwerfende Vorgängerjahrgang 2021 zum Jahrhundertjahrgang im Weg, der für viele Winzer ihr »Best Ever« war. Der Barolo Marenca 2022 ist genial gut, sogar fast ganz groß, und einer meiner Lieblingsweine dieses Jahr!

Luigi Pira Jahrgang 2020

Der Sommer 2021 war zwar sehr warm in Serralunga, aber die Böden waren durch die vollen Wasserreserven bestens dafür gewappnet. Bereits im Winter 2020 fiel ausreichend Regen und Schnee, daher gab es trotz Wärme nie Trockenstress für die Reben. Laut Tiziana Pira unterschied sich die Wachstumsperiode 2021 insgesamt nur wenig vom Vorjahr 2020. Es gab zwar in Teilen der Barolo Region Frost, aber nicht in Serralunga. Auch der Hagel, der im Juli die Region Roero stark schädigte verschonte die Appellationen Barolo & Barbaresco. Tiziana Pira vergleicht 2021 mit 2015: warm und sonnig, aber nicht so heiß wie 2017. 2021 ist bei Pira vermutlich der »Best Ever Vintage«. 

Auf meiner Piemont Tour besuche ich jedes Jahr an die 30 Weingüter. Auch im Nachhinein bin ich von der großartigen Dichte der Weine des Jahrgangs bei Pira total beeindruckt. Strukturell setzen alle Weine – selbst im Vergleich zum großen Klassikjahr 2019 – bei Pira nochmal eins drauf. Ich versuche der Größe der Weine auf den Grund zu gehen. Im traditionellen Familienweingut hat sich nichts geändert. Die Herangehensweise im Keller ist ganz genauso wie in den Vorjahren geblieben. Die beiden Töchter Annalisa und Elena waren bereits in den letzten Jahren ins Weingut mit eingestiegen. Vielleicht zahlt sich Fleiß im Weinberg in einem vermeintlich »einfachen Jahrgang« besonders aus. Denn theoretisch musste man es 2021 nicht ganz so genau nehmen, die Konditionen in den Reben waren absolut perfekt. Vielleicht trug hier die extra »Manpower« zum Ergebnis bei?!

Bei unserer Probe kann sich selbst Tiziana Pira nicht erklären, warum die reifen, monumentalen Tannine dieses Jahr sooo dicht konzentriert und betont sind. Der Barolo-Jahrgang 2021 ist definitiv besonders in Serralunga groß. Das gesamte 2021er Barolo Sortiment von Pira kratzt an der Perfektion. Es scheint, als seien die besten Elemente der letzten Jahrgänge eingeflossen: die massive Struktur der 2019er und ein Hauch der charmanten Saftigkeit der 2020er. Der Barolo Marenca 2021 ist unglaublich schön und wieder der herausragendste Wein des Jahrgangs von Pira.

Dieses kleine Familienweingut aus Serralunga erstaunt mich jedes Jahr erneut. Denn wirklich jedes Jahr überzeugen die Weine trotz der stets präsenten Serralunga Tannine durch ihre Balance. Für Gianpaolo Pira war 2020 ein gutes Jahr mit perfektem Wetter. Die Reben wurden mit der richtigen Regenmenge bei harmonisch ausgeglichenen Temperaturen versorgt. Die Lese der Nebbiolo erfolgte Mitte Oktober und die Erntemenge war mit insgesamt 65.000 Flaschen ebenfalls sehr gut. Der Barolo Vigna Marenca 2020 glänzt wie schon 2019 als bester Wein des Weinguts und der Barolo Serralunga gehört wirklich in jeden Nebbiolo-Liebhaber Keller. Für vergleichsweise wenig Geld liefert er ein maximales, klassisches Barolo Genuss Erlebnis. Die Zukunft dieses fabelhaften Weinguts ist gesichert. Tiziana und Gianpaolo Pira haben zwei Töchter. Sowohl Annalisa als auch Elena haben ihr Önologiestudium an der renommierten Uni in Alba bereits abgeschlossen und sind 2020 ins elterliche Weingut eingestiegen.

Luigi Pira Winzer Portrait

Im grandiosen Klassik-Jahrgang 2019 haben die Piras ein fantastisches Sortiment auf die Flasche gefüllt. Schon der Einstiegs-Barolo Serralunga 2019 ist der Inbegriff der sprichwörtlichen Eisenfaust im Samthandschuh und ein absoluter »No-Brainer« – jeder Piemont-Liebhaber sollte ihn im Keller haben. Die Weine haben zwar die klassische Serralunga-Struktur, aber zugleich auch eine unglaublich saftige, reife Frucht. Der Barolo Serralunga wird in drei bis vier Jahren in sein Trinkfenster kommen und dort auch für einige Zeit bleiben. Die Trinkreife eines Weins hat übrigens zum Teil auch mit Ihrer persönlichen Präferenz zu tun. Ich frage Gianpaolo und Tiziana, wann sie ihre Weine am liebsten trinken. Gianpaolo öffnete daraufhin eine Flasche des 2012er Margheria. Das ist ein Wein, der nach zehn Jahren schöne, erdige Tertiäraromen wie Trüffel und duftigen Waldboden im Sonnenschein mit Potpourri entwickelt hat, aber dennoch erst am Anfang seines Trinkfensters steht – falls Sie im Besitz einer Flasche sein sollten, können Sie sich gerne sogar noch weitere zehn Jahre Zeit lassen.