Wir haben ein Qualitätsniveau erreicht, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 auf Augenhöhe ist.
– Wilhelm Weil
»Here comes the rain again, falling on my head like a memory…« – wer diesen Ohrwurm der Eurythmics kennt, ahnt, wie sich so mancher deutsche Winzer im Jahr 2024 gefühlt haben muss. Es war ein Jahresverlauf, der so rasant und aufwühlend war, wie lange nicht mehr. Regen- und Trockenphasen gaben sich in einer insgesamt deutlich kühleren Vegetationsperiode die Klinke in die Hand. Zwischendrin mussten die Winzer vor allem eines: rennen, um hinterherzukommen. Im Rausch des endlich mal wieder ausreichend vorhandenen Wassers explodierte die Natur geradezu – Fluch und Segen zugleich! Und explosive Finessekracher sind auch die Weine…
Die erratischen Witterungsverhältnisse mit vielen lokalen Frostschäden, Unwettern und Stürmen machen den Jahrgang 2024 stark heterogen, dadurch bildet er im Glas auch eine deutlich größere Bandbreite und Komplexität ab. Von exotisch-leckeren Charmebolzen, leichten Easydrinking-Weinen für den früheren Genuss bis hin zu sehr stringenten, wahnsinnig kühlen, reduktiv-dichten Weinen für Jahrzehnte ist alles dabei. Die sorgfältige Auswahl wird mit einigen der spannendsten Weine dieser Dekade belohnt, vor allem Sammler und Rieslingfans kühlerer Jahre kommen da voll auf ihre Kosten – mehr noch als im insgesamt etwas grüneren 2021.
Auch Wilhelm Weil schwärmt im Rheingau über die schon gefüllten Gutsrieslinge und Ortsrieslinge, »ein Qualitätsniveau erreicht zu haben, das mit dem Benchmark-Jahrgang 2023 auf Augenhöhe ist«.
Die besten 2024er zeigten bei unseren Verkostungen im Frühjahr eine bemerkenswerte Finesse in Tateinheit mit überraschend viel Stoffigkeit und schlanker Kraft, geprägt von einem deutlich kühleren Witterungsverlauf als in den beiden Vorjahren. Auch Pilzdruck war vielerorts ein Thema, weil der Sommer so durchzogen von Wärme und Schauern war. Doch die bestens wasserversorgten Trauben entwickelten zugleich elastischere Beerenhäute und waren oft weniger anfällig als befürchtet, besonders zur Lese hin. Und dennoch: sorgfältiges Sortieren und viel Manpower waren wieder mal DER Schlüssel zum Erfolg. Carl von Schubert, Vorsitzender des VDP.Mosel, fasste gewohnt nonchalant zusammen:
Jedes Problem, das es im Weinberg gibt, wird im Keller nicht zum Problem, wenn man es draußen lässt.
– Carl von Schubert
Viele Weine präsentieren sich mit einer wunderbaren, seidigen Geschmeidigkeit. Ich war nicht davon ausgegangen, dass 2024 teils als so strukturierter und dichter Jahrgang im Fass landet. Der kühlere Ausdruck erinnerte mich sofort an die präzisen und langlebigen Klassiker 2016, 2008, 2004 und 2002. Dem wahnsinnig ambitionierten und sehr selbstreflektierten Florian Lauer (Peter Lauer, Saar) machten seine »extrem klar gezeichneten und definierten« 2024er im aktuellen Stadium sogar mehr Freude als seine 23er letztes Jahr – immerhin ein Jahr, in dem er für seinen Schonfels glatte 100 Punkte von Stuart Pigott einfuhr. Ich kann Florians initiale Präferenz für 2024 gut nachvollziehen, denn sie sind eben terroir-typischer für die Saar. Mehr europäische Frucht, feine Agrumen, häufig auch eher im Zesten-Spektrum als auf der Frucht laufend, schlankes Steinobst, keine drückende Power, sondern animierender, geschmeidig-seidiger Trinkfluss, einfach schick.
Das geht dann zusätzlich mit angenehm niedrigen Alkoholgraden einher, insbesondere bei vielen Rieslingen. Sie liegen im Schnitt um ein Volumenprozent tiefer als in den beiden Vorjahren – auch hier stehen die Zeichen auf die Renaissance kühler Riesling-Verspieltheit nach den expressiven 23ern und den blockigeren 22ern. Und auch die Silvaner des Jahrgangs, selbst wenn teils vom Frost betroffen, präsentieren sich mit kühlem Saft und eleganter Stoffigkeit. Franken spielt dieses Jahr groß auf, auch bei den 2023er Spätburgundern.
Denn was der Leichtigkeit gegenübersteht, ist erstaunlich viel nuancierte Tiefe und Substanz, die die Weine teils entwickeln konnten. Dies ist vor allem den ausgiebigen Sommerniederschlägen zu verdanken und der langsamen, aber stetigen Reifung bis in die kühleren Nächte der deutlich späteren Lese.
Die Säuren sind in 2024 entsprechend »nordisch-straff« und vibrierend, aber verhältnismäßig deutlich reifer und weniger einschneidend als im bisweilen sehr »krachenden« Jahrgang 2021. Letzterer war schon viel mehr Freakstoff, 2024 ist im direkten Vergleich ein feineres Jahr mit deutlich mehr Charme und umarmender Zugänglichkeit. Die aufregende Pikanz vieler 2024er ist durch den Puffer der hohen Extrakte so schick ummantelt, dass sie eine genussvolle Cremigkeit haben, ohne ihr elektrisierendes Rückgrat einzubüßen.
Ich bin mit diesem gesamten Jahrgang brutal zufrieden, da habe ich überhaupt nichts auszusetzen. Nur die GG-Menge ist eben katastrophal wenig.
– Cornelius Dönnhoff
Mosel, Saar und Ruwer waren je weiter flussaufwärts immer schlimmer vom Frost getroffen: kaum an der Terrassenmosel, wenig an der Mittelmosel und dramatisch an Saar und Ruwer. Und dennoch… so viel Weltklasse im restsüßen Bereich… einfach wow! Vor allem im Kabinett und bis zur Auslese zeigen die Süßweine eine kristallklare Leichtigkeit und berauschende Finesse, die 2021 und 2019 mehr als Konkurrenz macht. Höhere Prädikate waren kaum zu erreichen und wurden nur in mikroskopischen Mengen erzeugt, wie etwa bei Egon Müller, der seit langem Mal wieder eine Beerenauslese ernten konnte.
Was bleibt am Ende dieses irrwitzigen und regional durchwachsenen 2024er Jahrgangs? Nicht das ungeheuerliche Spektakel, wie es ein 2010 war, sondern eine stille Gewissheit: Hier ist auf den Top-Weingütern etwas zutiefst Authentisches entstanden. Es gibt so viele wunderschöne, filigrane, saftig-dichte und auch richtig lecker-delikate Weine in diesem Jahr. Und das kann in dieser Leichtigkeit und finessenreichen, athletischen Form heute eben fast nur noch in Deutschland so geerntet werden. Genau dann, wenn der Weinbau klimatisch an seine Grenzen stößt, wachsen die ganz großen Winzer darüber hinaus. Und 2024 spielt diese Karte perfekt. Der Jahrgang kann in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich nicht nur fein reifen, sondern uns immer wieder aufs Neue überraschen und begeistern.
In einem Jahr wie 2024 ist das Winzer-Dasein ein besonderer Extremsport, denn rein klimatisch war kaum ein Jahrgang in diesem Jahrtausend so rasant und aufwühlend. Florian Lauer berichtet, dass an der Saar nur drei Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen reicher an Niederschlag waren, nämlich 1882, 1965 und 2000. Irre, oder? Nach intensiven Dürrejahren war das Fluch und Segen zugleich.
Die Vegetationsentwicklung kam durch höhere Temperaturen im März und in der ersten Aprilhälfte bereits früh in Schwung. Um den 10. April verzeichnete etwa Wilhelm Weil im Rheingau einen um zehn Tage verfrühten Austrieb, mancherorts waren es sogar zwei Wochen. Die Frühlingsidylle hielt nicht lange, denn der sehr frühe Start hielt mit unerwartet heftigen Frostnächten Ende April eine Zitterpartie bereit, die besonders Weinberge an der Ahr, Saar, Ruwer, manchen Ecken Frankens, im Norden Badens, an der mittleren Nahe und Ostdeutschlands massiv traf. Hier kam es teils zu dramatischen Ertragsausfällen, selbst in einigen der absoluten Spitzenlagen, wo Frost sonst eher selten zuschlägt.
Selbst die älteste Generation in unserer Familie kann sich nicht an einen so verheerenden Frost erinnern.
– Cornelius Dönnhoff
Manche Gemeinden wurden vom Frost weitgehend verschont, in anderen ist das junge Grün quasi vollständig zerstört worden. Eine Zäsur! Doch wer unsere Top-Winzer kennt, weiß, dass sie gerade in solchen Jahren den Turbo zünden und ihre ganze Erfahrung in den Weinberg tragen.
Der Sommer zeigte sich weiterhin wechselhaft, meist warm, aber nicht übermäßig heiß. Regional auch mit Gewittern, Starkregenfällen und Hagelschlag – es sollte nicht langweilig werden. Die Rebentwicklung verlief trotz allem weitgehend entlang des langjährigen Mittels. Familie Weil notierte im Rheingau einen Reifebeginn gegen Mitte August, da war auf dem besonders hart vom Frost gebissenen Ruwer-Château Grünhaus noch laaange nicht an einen Riesling-Lesestart zu denken.
»… zum August kehrte endlich Stabilität ein. Warme, trockene Tage gaben den Trauben die nötige Zeit und Ruhe, um ihre Reife zu entwickeln«, konnte Cornelius Dönnhoff aufatmen. Das hat vor allem den früher gelesenen Burgundersorten in die Karten gespielt, dort waren die Qualitäten superb und auch die Erntemengen waren gut. Für Rieslingwinzer Florian Lauer war an der frostgebeutelten Saar das irre Regenroulette von über 220 mm Niederschlag während der beiden Erntemonate September und Oktober definierend für den Jahrgang – der höchste Wert seit über 20 Jahren. Der Zeitpunkt dieser Niederschläge und die konstante Wasserversorgung während der Vegetationsperiode waren besonders ausschlaggebend für den üppigen Nährstoffgehalt der Trauben, was den Weinen dann in Kombination mit den niedrigen Erträgen diesen köstlichen Schmelz und einen ungeahnten Boost an innerer Dichte gegeben hat.
In der Region Mosel-Saar-Ruwer und darüber hinaus war 2024 – genau wie 2023 – erneut ein Jahrgang, der nur schwer mit anderen geclustert werden kann. Es zählt, wie 2021, 2013 und 2012, zwar zu den regenreichen und eher »kühlen« Jahren, war aber immerhin doch reicher an Sonnenscheinstunden als etwa 2008, 2012 und 2016. Der ziemlich unberechenbare Spätsommer mit Schauern und Sonnenschein im Wechselspiel, bescherte so manchem Winzer eine wahnsinnig intensive stop-and-go-Lese in einem Herbst senza fine.
Mehrmalige Lesedurchgänge waren oftmals essenziell, um das gewünschte Traubenmaterial zu bekommen. Wieder einmal war eine schlagkräftige Mannschaft entscheidend, um die notwendigen Selektionen durchzuführen.
– Frank Schönleber
Während in wärmeren Regionen die Sektlese wie mittlerweile üblich schon Ende August begann, zog sich die Riesling-Ernte in den kühlen Tälern von Saar und Ruwer bis Ende Oktober. Dass die fein-selektierten Trauben dann so sagenhaft hohe Extraktwerte hatten, dass sie locker mit 2023 konkurrieren können – wenn nicht gar mehr – war der Mühen Lohn. Einziger Wermutstropfen: am Ende kam bei den VDP-Weingütern mit 46 hl/ha eine im Schnitt fast 20 Prozent geringere Erntemenge als im Vorjahr in die Keller.
Der Kauf eines Weines in Subskription ist im Grunde ein Warentermingeschäft: Sie bestellen heute z. B. den Jahrgang 2023 und bekommen diesen im Herbst 2026 ausgeliefert. In der Regel kommen gerade die raren Weine zwei Jahre später deutlich über dem Subskriptionspreis auf den Markt. Wenn Sie sich für Wein begeistern und die Entwicklungen in Frankreich, Spanien und Deutschland verfolgen, haben Sie als informierter Konsument so oft einen großen Preisvorteil – zumal Sie gerade rare Weine aus Bordeaux häufig nicht mehr bekommen, wenn diese abgefüllt auf den Markt gelangen.
Ergänzende Hinweise
Die Zahlung der Subskriptionsrechnung ist, ergänzend zu unseren AGB, unmittelbar und ohne Abzug fällig. Die Auslieferung erfolgt i. d. R. im Herbst des dritten Jahres auf den Weinjahrgang.
Die Abgabe aller Subskriptionsweine in 0,75l-Flaschen erfolgt je nach Jahrgang in oder 6er- oder 12er-Original-Holzkisten. In vielen Fällen sind Bordeaux-Weine auch als Magnum (1,5l), seltener auch als Doppelmagnum (3,0l) oder sogar Imperial (6,0l) erhältlich.
Alle erhältlichen Größen finden Sie immer direkt in unserem Shop. Wenn es einen Wein in abweichenden Formaten und Größen gibt, finden Sie auch immer unter dem Artikel mit dem Dropdown-Button »Andere Jahrgänge und Größen« die Möglichkeit das entsprechende Format auszuwählen: