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Im Portrait

Dominio del Aguila

Weinfelder und Weinberge von Dominio del Aguila

Schon als junger Weinbau-Student war Jorge von einer Vision und einer unaufhaltsamen Leidenschaft getrieben. Anders kann man nicht erklären, dass er ohne ein Wort französisch zu sprechen als Praktikant in der Domaine de la Romanée Conti in Vosne Romanée angenommen wurde. Er lernte sein Fach also von niemand geringerem als deren damaligen Kellermeister Bernard Noblet. Mit dieser Basis standen ihm zurück in Spanien natürlich viele Türen offen. Und so arbeitete er einige Jahre beim spanischen Pendant zu DRC, der Bodega Vega Sicilia in seiner Heimat Ribera del Duero, sowie später auch für Arzuaga-Navarro. Während dieser Zeit hatte er jedoch stets auch sein eigenes Projekt im Hinterkopf.

Wann immer sich die Gelegenheit ergab, übernahm er alte, verwilderte Weinberge rund um seine Heimatstadt La Aguilera, um sie vor der Rodung zu bewahren. Schnell kam eine beachtliche Fläche zusammen, die er davor bewahren konnte für neuere Klone und internationale Rebsorten ersetzt zu werden, weil die alten Reben, die oft noch traditionell im gemischten Satz gepflanzt waren, zu geringe Erträge lieferten und zu viel Arbeit machten. Doch während seiner Zeit im Burgund hatte Jorge gelernt, welchen unbezahlbaren Schatz diese alten Weinberge enthielten: eine unverfälschte, perfekt an den Ort und die klimatischen Begebenheiten angepasste, vielfältige und gesunde Genetik der Reben. Natürlich dominieren in diesen alten Mischsätzen immer mit großem Abstand verschiedene Variationen des Tempranillos, daneben findet sich er aber auch Albillo, Cariñena, Bobal, Brunal und viele weitere Sorten. Einige davon nicht einmal identifizierbar.

Weinkeller und Weinfässer von Dominio del Aguila

Die Rebstöcke sind zwischen 60 und schätzungsweise mehr als 150 Jahre alt. Eine Hommage an die Vielfalt und die Tradition der Ribera del Duero. Die Zeit war gekommen diesen Schatz für die Welt erlebbar zu machen. Deshalb gründete Jorge 2010 seine Bodega Dominio del Aguila in seinem Heimatort. Mittlerweile kann er 66 Hektar wildes, unberührtes Land mit weit verstreuten Parzellen traditionellen Rebbestandes zu seinem Besitz zählen. Alle Weinberge werden zertifiziert biologisch-organisch bewirtschaftet.

Aber nur die besten Parzellen gehen in seine eigenen Weine ein, alles, was ihm ungenügend erscheint, verkauft er einfach anonym ab. Diese Diversität gibt ihm in jedem Jahrgang die geniale Gelegenheit aus einer Vielzahl von Parzellen mit unterschiedlichen Böden und Expositionen, nur diejenigen mit dem Top-Traubenmaterial des Jahres zu verwenden. Die Böden sind meist eine Mischung aus sandigeren und steinigeren Abschnitten auf Lehm- und Kalkböden, die perfekt geeignet sind, um Wasser zu halten im trocken-warmen Klima der Ribera. Das ermöglicht in jedem Jahr eine perfekte Reife, nicht nur der Frucht, sondern auch der Stängel. Einer der Gründe für die 100% Ganztraubenvergärung bei Dominio del Aguila.

Absolute Unikate, geschliffen und wild, gleichzeitig modern und urtraditionell, einfach völlig unique.

Denn die Weinbereitung ist hier ebenso archaisch wie die Weinberge. Der Ausbau findet in drei rekonstruierten Kellern aus dem 15. Jahrhundert statt. Sämtliche Fässer müssen aufwendig dort hinunter manövriert werden. Die Keller sind enorm tief und dadurch stets ungewöhnlich kalt, was teilweise zu extrem langsamen und langen Gärverläufen von bis zu 18 Monaten führt. Eigentlich total verrückt und sicher nahezu einzigartig in der Ribera, aber das ermöglicht ganz neue Dimensionen der Komplexität. Es gibt hier im Weingut keine Entrappungsmaschine, das heißt alle Trauben werden immer komplett mit Stängeln verarbeitet und vergoren. Alles wird so zusammen vergoren, wie es wächst, weiße und rote Trauben, bunt gemischt. 

Die Rotweine werden als Ganztraube nur mit den Füßen eingemaischt und dann im offenen Holzgärständer spontan vergoren. Daraufhin folgt der lange Ausbau in den Barriques in den tiefen Kellern, der absolut notwendig ist, um die urwüchsigen, wilden Weine zu bändigen und ihnen den nötigen Feinschliff zu geben. Genauso unvergleichlich wie die Geschichte ihrer Entstehung vermuten lässt, schmecken die Weine von Dominio del Aguila auch. Absolute Unikate, geschliffen und wild, gleichzeitig modern und urtraditionell, einfach völlig unique. Das geht schon beim Picaro Clarete los. Also dem Rosado, der eigentlich gar keiner ist, denn er wird aus zusammen vergorenen roten und weißen Trauben hergestellt, ohne wirklichen Maischekontakt. Das kennt man sonst nur vom grandiosen Tondonia Rosado, dem besten und begehrtesten Rosé Spaniens.

Weinfeld, rote Weintrauben, bei Dominio del Aguila

Der ebenso hergestellte Picaro Clarete steht diesem in Sachen Genialität eigentlich nicht nach, nur die Ausbauzeit ist kürzer. Die extraterrestrisch gute Reserva wird von einer Selektion verschiedener Parzellen hergestellt, die alle vor 1930 gepflanzt sind, weitgehend in nördlicher Ausrichtung auf sandigen Kalksteinböden. Überragende Komplexität und eine eigene Dimension für eine Reserva. Ganz großes Kino schon in diesem Bereich. In der Region Pena Aladas verfügt die Bodega über verstreute Weinberge mit extrem kargen Böden. Es gibt kaum Erde, sandiger Lehm auf purem Kalksteinfels. Die Tempranillo aus diesen Lagen gerät so widerspenstig und urwüchsig, dass sie Jahre im Fass braucht, um geschmeidig zu werden. Deshalb kann Pena Aladas als Gran Reserva gelabelt werden, nicht aus Vermarktungsgründen, sondern alleine wegen des Terroirs, das diesen extralangen Ausbau erfordert. Der Top-Wein Canta la Perdiz stammt aus einer Einzellage mit 100 bis 150 Jahre alten, wurzelechten Reben. Eine Rarität in der heutigen Ribera del Duero. Reine Südexposition, aber auf extremer Höhenlage eines Kalksteinplateaus. Die große Tag-Nacht-Amplitude hier bringt einen extrem verspielten, floralen Wein mit charmanter Zugänglichkeit hervor, der etwas an die genialen Lagen-Weine von Nin-Ortiz aus dem Priorat erinnert. 

Dazu stehen in vielen der Parzellen auch einzelne Stöcke der weißen Albillo, hinzu kommen noch zwei kleine reinsortige Plots. Nachdem die goldgelben, kleinen Trauben von den uralten Reben jedes Jahr so verlockend aussahen, konnte Jorge nicht drum herum kommen einen Weißwein zu keltern, obwohl das in der DO Ribera nicht zulässig ist. Aber auch ohne Appellationsbezeichnung zählt der Blanco von Aguila zu einem Referenzpunkt in Sachen Weißwein in Spanien und kann sich durchaus mit dem legendären weißen Tondonia messen. Eigentlich ist alles, was die tiefen, kalten und mittelalterlichen Keller der Bodega verlässt absolute Weltklasse, weil es völlig einmalig ist und uns Weingenießern diesen fast verloren gegangenen Schatz der Ribera del Duero so genussreich erhält. Parkers Wine Advocate Luis Guitérrez ist ebenso verzückt vom Gesamtkunstwerk Jorge Monzóns und adelt seine Weine durch Höchstpunktzahlen in die allererste Reihe der Appellation. Einzig die Verfügbarkeit dieser raren, weltweit gesuchten Gewächse ist ein Hindernis. Nach zähen Verhandlungen und viel gutem Zureden unseres langjährigen Partners Telmo Rodriguez, klappte es aber mit einer Zusammenarbeit und wir können die volle Bandbreite dieser stark limitierten Weltklasse-Ribera anbieten. Eine Perle des spanischen Weinbaus, sowohl was den Genuss angeht als auch den Erhalt dieser uralten Kulturlandschaften.